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Tag zwei nach dem Feuer von Tröglitz

5. April 2015

Fassungslosigkeit und viele Fragen: Nach dem Feuer in einem künftigen Flüchtlingsheim in Sachsen-Anhalt ist die Empörung groß - auch über Deutschland hinaus. Die Polizei fahndet mit Hochdruck.

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Ausgebrannter Dachstuhl der zukünftigen Unterkunft für Asylbewerber in Tröglitz (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/Hendrik Schmidt

Einen Tag nach dem Anschlag auf ein fast fertiges Flüchtlingsheim in Tröglitz in Sachsen-Anhalt ist weiter unklar, wer das Haus in Brand setzte. Mit Nachdruck würden die Ermittlungen über Ostern fortgesetzt, teilte die Staatsanwaltschaft Halle mit. Das Landeskriminalamt und die Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd hatten zuvor eine gemeinsame Ermittlungsgruppe gebildet.

Die Spurensicherung am Tatort ist laut Polizei inzwischen abgeschlossen. Das Feuer war in der Nacht zum Samstag gelegt worden. Es zerstörte den Dachstuhl des Hauses, in dem 40 Flüchtlinge ab Mai ein neues Zuhause hätten finden sollen. Ob Fremdenhass das Motiv war, ist noch unklar. Nach Ansicht der Ermittler liegt ein politischer Hintergrund jedoch nahe.

Landrat: "Ich werde bedroht"

Der Brandanschlag löste große Empörung aus - auch über Deutschland hinaus. Der Generalsekretär des Europarates, Thorbjørn Jagland, mahnte, ein solcher Vorfall sollte die Alarmglocken in Europa schrillen lassen. "Die Demokratie wird zunehmend bedroht durch rassistischen, fremdenfeindlichen, politischen und religiösen Extremismus."

Unionsfraktionschef Volker Kauder sprach in der Zeitung "Die Welt" von einem "Anschlag auf unseren Rechtsstaat." Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel sprach von einer "monatelangen Stimmungsmache gegen Flüchtlinge, die den Hass säte, der in Tröglitz nun in Flammen aufgegangen ist". Die Migrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD), erklärte: "Wir alle müssen den Tätern zeigen, dass sie mit ihrem Hass alleine stehen."

Der Landrat des Burgenlandkreises, Götz Ulrich, sagte der Deutschen Welle, auch nach dem Feuer stoße der Einsatz für Flüchtlinge auf massive Gegenwehr. "Ich werde beschimpft und bedroht", so Ulrich.

"Nährboden der Nazi-Ideologie"

Sachsens-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (vorne li.) und Innenminister Holger Stahlknecht (re.) nehmen in Tröglitz an einer Kundgebung unter dem Motto "Miteinander, Füreinander" teil (Foto: dpa)
Ministerpräsident Haseloff (vorne li.) und Innenminister Stahlknecht (re.) in TröglitzBild: picture-alliance/dpa/Hendrik Schmidt

Wie der evangelische Pfarrer von Tröglitz, Matthias Keilholz, berichtete, gibt es eine "große Betroffenheit" unter den Gemeindemitgliedern. In der Begrüßung zum Ostergottesdienst sei er auf den Brandanschlag eingegangen. Am Samstagnachmittag hatten mehrere hundert Menschen in dem Ort für ein weltoffenes Tröglitz demonstriert. Auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff nahm daran teil.

Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, forderte eine Beschleunigung des Verbotsverfahrens gegen die rechtsextreme NPD. "Die Partei ist der staatlich subventionierte Nährboden der nationalsozialistischen Ideologie", erklärte Knobloch.

Familie von Rechtsextremen bedrängt

Bereits vor Wochen war der Ort Tröglitz in die Schlagzeilen geraten, als Bürgermeister Markus Nierth zurücktrat. Er und seine Familie waren wegen der Asylbewerberunterkunft von Rechtsextremen bedroht worden. Gegen die geplante Aufnahme von Flüchtlingen gibt es in dem Ort seit längerem Proteste, die von der NPD angeführt werden.

In den vergangenen Monaten haben in Deutschland schon zweimal so gut wie bezugsfertige Flüchtlingsunterkünfte gebrannt: am 12. Dezember im mittelfränkischen Vorra und am 9. Februar in Escheburg bei Lübeck.

jj/kle (dpa, afp, epd, kna)