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Börsen weiter auf Talfahrt

1. September 2015

Schlechte Stimmung in China: Zwei wichtige Frühindikatoren deuten auf noch stärker gebremstes Wachstum in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt hin und drücken weltweit die Börsen ins Minus.

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Containershiff in China
Bild: picture-alliance/dpa/Wang Chun

Schon in der Vorwoche war der der Deutsche Aktienindex (Dax) unter die psychologisch wichtige Marke von 10.000 Punkte gerutscht, als die Weltmärkte auf Talfahrt gingen. Zwischenzeitlich entspannte sich die Lage jedoch. Nun sind die Sorgen um Chinas Wirtschaft zurück: Aufgrund der negativen Zahlen aus Asien ist Dax am Dienstagvormittag erneut deutlich ins Minus gerutscht. Kurz vor 10 Uhr lag der Dax bei 9941,50 Punkten und damit 3,1 Prozent unter dem Schlussstand von Montag. Schon unmittelbar nach Handelsbeginn hatte der Index rund 1,8 Prozent verloren. Auch die Börse in Paris verlor am Vormittag kurzzeitig gut drei Prozent.

Hintergrund waren erneut Sorgen um die chinesische Wirtschaftsentwicklung. Nach Angaben der Regierung in Peking ging die Industrieproduktion in China im August deutlich zurück und hat damit die Furcht vor einer immer stärker abflauenden Konjunktur genährt. Auch der Dienstleistungssektor, der zuletzt immer noch für Hoffnung gesorgt hatte, verlor an Schwung.

Die Börsen in Asien gaben nach Bekanntgabe der Zahlen nach. Der Shanghai Composite Index fiel in der Spitze um 4,5 Prozent und ging mit einem Minus von 1,2, Prozent aus dem Handel. Trotz massiver Stützungsmaßnahmen der Regierung in Peking hat der chinesische Aktienmarkt seit Juni rund 40 Prozent verloren. In Tokio schloß der Nikkei-Index 3,8 Prozent im Minus.

Der endgültige Caixin/Markit-Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Industrie ging nach Angaben des Statistikamtes in Peking auf 47,3 zurück von 47,8 im Juli. Das ist das niedrigste Niveau seit März 2009. Ein Wert von mehr als 50 Punkten signalisiert Wachstum, einer unter 50 bedeutet Schrumpfung. Es ist bereits der sechste Monat in Folge, in dem ein Rückgang verzeichnet wird.

Schwache Nachfrage

Immer deutlicher bekommt die Industrie in China die schwächere Nachfrage aus dem In- und Ausland zu spüren. Viele Firmen haben mit Überkapazitäten zu kämpfen und müssen die Preise senken, was wiederum ihre Gewinne schmälert. Die Beschäftigungszahlen in der Industrie ging bereits den 22. Monat in Folge zurück.

Mann vor Börsentafel
Die Wirtschaft des Landes ist bereits um 40 Prozent eingebrochenBild: picture-alliance/dpa/W. Wei

Der Dienstleistungssektor wuchs im August zwar. Der entsprechende Caixin/Markit-Einkaufsmanagerindex betrug 51,5 Punkte. Doch im Juli waren es noch 53,8, und der Wert im August ist der schwächste seit Juli 2014. Die Caixin-Umfragen konzentrieren sich auf kleinere und mittlere Unternehmen. Sie sind von einer Konjunkturabkühlung stärker betroffen als die großen Staatskonzerne, deren Angaben in die offiziellen Umfragen einfließen. Nach der staatlichen Erhebung, die ebenfalls an diesem Dienstag veröffentlicht wurde, ging die Industrieproduktion im August auf 49,7 zurück, während sich der Dienstleistungssektor mit 53,4 robust zeigte.

Wachstumsraten im Keller

"Angesichts der schleppenden Aktivität im Sommer könnte das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal unter 6,5 Prozent fallen", schrieben Experten in einer Analyse. Um ihr Wachstumsziel in diesem Jahr noch zu erreichen, müsse die Regierung unter anderem ihre Geldpolitik aggressiver lockern. Die Führung in Peking hat ihr Ziel für das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr auf sieben Prozent gedrückt. 2014 lautete es noch 7,4 Prozent. Einige Experten vermuten jedoch, dass die tatsächlichen Wachstumsraten bereits jetzt deutlich niedriger sind.

China-Krise auch Thema beim G20-Treffen

Über die Lage der chinesischen Wirtschaft will Japans Finanzminister Taro Aso auch beim Treffen der Finanzminister und Notenbankchefs der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer Ende der Woche in Ankara sprechen. Eine offene Diskussion mit seinen G20-Kollegen darüber sei nützlich, sagte Aso nach einer Kabinettssitzung in Tokio. Immerhin ist China Japans größter Handelspartner. Das G20-Treffen findet kommenden Freitag und Samstag in der türkischen Hauptstadt statt.

Erst am gestrigen Montag hatten die Behörden "Schuldige" für den Börsencrash ausgemacht. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua wurden 197 Menschen bestraft. Sie werden zum Beispiel beschuldigt, im Internet "Gerüchte verbreitet" zu haben, um eine "Panik auszulösen" und die "Öffentlichkeit zu täuschen". Ein Journalist, ein Beamter der Börsenaufsicht und vier Wertpapierhändler sind unter den Festgenommenen.

as/cr (dpa, rtr, afp, ape)