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Taliban erlassen "Tugend"-Gesetz in Afghanistan

23. August 2024

Mit Verschleierung und Bart-Pflicht drangsalieren die Taliban die Bürger Afghanistans - so sieht es das neue "Tugend"-Gesetz vor. Frauen werden regelrecht mundtot gemacht.

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Burkaträgerin in Kandahar (28.08.2024)
Afghanin in Kandahar (Im Juli): Weibliche Stimmen "zu intim"Bild: SANAULLAH SEIAM/AFP/Getty Images

Seit drei Jahren sind die Taliban in Afghanistan wieder an der Macht und der rücksichtslose Umbau des Landes in einen angeblichen "Gottesstaat" geht weiter: Dafür soll auch ein sogenanntes "Tugend"-Gesetz sorgen, das Männern, aber insbesondere Frauen das Leben und Gesellschaftliche Teilhabe schwer macht.

Wie der afghanische Nachrichtensender Tolo und die Nachrichtenagentur AP berichten, umfasst das Regelwerk 35 Artikel und betrifft unter anderem die Verschleierungspflicht für Frauen, die Kleidung und Körperbedeckung von Männern sowie Regeln für die Medien. Laut Medienberichten wurde das Gesetz bereits vom obersten Taliban-Führer Hibatullah Achunsada unterzeichnet und ist damit rechtskräftig.

Lange Verbotsliste für Frauen

Nach Artikel 13 des neuen Gesetzes müssen Frauen ihr Gesicht vollständig bedecken. Zudem sei es Frauen strikt verboten, ihren Schleier für Männer außerhalb der Familie oder der Ehe zu lüften, melden Tolo und AP. Frauen sind nun verpflichtet, sich vor nicht-muslimischen Männern und Frauen zu verhüllen, um nicht verdorben zu werden. Die Kleidung darf nicht dünn, eng oder kurz sein.

Daneben ist ihnen in der Öffentlichkeit weder das Singen noch lautes Sprechen erlaubt, da dies als mögliche Versuchung für Männer angesehen wird. Weibliche Stimmen sind aus Sicht der Taliban zu intim. Afghaninnen ist es verboten, Männer anzusehen, mit denen sie nicht blutsverwandt oder verheiratet sind. Dies gilt aber auch andersherum für die männlichen Afghanen.

Es gibt auch noch weitere Abschnitte im Gesetz, die in erster Linie Männer betreffen: Sie sollen mindestens knielange Hosen und einen nicht zu kurzen Bart tragen. Homosexuelle Beziehungen, Ehebruch und Glücksspiel sind verboten, ebenso wie die Herstellung und das Ansehen von Videos oder Bildern, die Lebewesen zeigen. Versäumte Gebete und Ungehorsam gegenüber den eigenen Eltern können ebenfalls bestraft werden.

Auch der Umgang mit Medien wird dem Bericht zufolge reguliert. Schreibmaschinen, Radios und ähnliche Gegenstände dürften nicht "zu falschen Zwecken" genutzt werden. Von öffentlichen Medien verbreitete Inhalte dürften nicht gegen das islamische Scharia-Recht verstoßen oder "Muslime beleidigen".

Sittenpolizei gestärkt

Viele der strengen Regeln galten im Alltag schon vor dem Erlass des neuen Gesetzes. Mit dem Regelwerk wird aber die Sittenpolizei des "Ministeriums für die Verbreitung von Tugend und die Einhaltung des Lasters" gestärkt, die seit der Machtübernahme der Taliban im Sommer 2021 die Verhaltensregeln überwacht.

Diese kann Verstöße mit Verwarnungen, Drohungen, Geldstrafen, einer Untersuchungshaft von bis zu drei Tagen oder weiteren Sanktionen bestrafen. Im Wiederholungsfall können die Beschuldigten vor Gericht gestellt werden. Zuletzt hatten die Taliban ihre Vorschriften landesweit durch Kontrollen immer rigoroser durchgesetzt.

Afghanistan gehört zu einem der restriktivsten Länder für Frauen und Mädchen weltweit. Die Taliban verwehren ihnen bis heute unter anderem den Besuch von weiterführenden Schulen oder Universitäten.

Die UN-Unterstützungskommission für Afghanistan (UNAMA) hatte den Sittenwächtern bereits in der Vergangenheit vorgeworfen, ein "Klima der Angst" in Afghanistan zu schaffen. Der Sprecher des Sittenministeriums, Barkatullah Rasooli, sagte in einem Interview, das Gesetz diene lediglich der Umsetzung der Scharia und fördere den Frieden und Brüderlichkeit innerhalb der afghanischen Bevölkerung.

AR/se (epd, afp, ap)