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Massaker in pakistanischer Schule

16. Dezember 2014

Islamistische Taliban haben in Pakistan ein Blutbad angerichtet. Mindestens 140 Menschen wurden getötet, darunter mindestens 130 Kinder. Mehr als 250 Menschen wurden verletzt. Für viele Angehörige geht das Bangen weiter.

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Angehörige eines Vereletzten Schülers (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/F. Aziz

Bei einem der blutigsten Taliban-Angriffe der vergangenen Jahre in Pakistan sind in einer Schule mindestens 140 Menschen getötet worden, die meisten davon Kinder und Jugendliche. Mehr als 250 weitere Menschen wurden verletzt. Der Angriff begann gegen 10.30 Uhr (Ortszeit), als sechs pakistanische Taliban auf das Schulgelände in Peschawar vordrangen. Die Angreifer seien von Klassenzimmer zu Klassenzimmer gestürmt und hätten auf Schüler und Lehrer geschossen, berichteten Augenzeugen. Die Schüler hätten sich unter ihren Tischen und Stühlen versteckt, um sich vor den Schüssen zu schützen.

Rettungskräfte und Familienangehörige mit dem Sarg eines Schülers (Foto: Reuters)
Rettungskräfte und Familienangehörige mit dem Sarg eines SchülersBild: Reuters/K. Parvez

Einige Täter trugen auch Sprengstoffwesten. Mehr als ein Dutzend Explosionen erschütterten das Schulgebäude. Zu Beginn der Attacke sollen sich rund 500 Schüler in der von der Armee betriebenen "Army Public School & College" befunden haben, die meisten davon zwischen zehn und 20 Jahre alt. Im Laufe der Gefechte konnte laut Armee der Großteil der Schüler in Sicherheit gebracht werden.

Als Grenzschützer getarnt

Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Soldaten Schüler und Schülerinnen in Sicherheit brachten. Kinder in ihren Schuluniformen mit grünen Pullovern über der traditionellen Kleidung rannten verängstigt ins Freie. Blutüberströmte Schüler und Lehrer wurden aus der Schule getragen. Scharfschützen hatten ihre Waffen auf das Gebäude gerichtet, die Armee fuhr mit Panzern vor. Auch mindestens eine Lehrerin wurde den Behörden zufolge getötet.

Ein Schüler wird während der Gefechte abtransportiert (Foto: Reuter)
Ein Schüler wird während der Gefechte abtransportiertBild: picture alliance/ZUMA Press

Nach fünf Stunden gelang es Militär und Polizei, die Geiselnahme zu beenden. Alle sechs Angreifer seien tot, teilte das Militär mit. Laut Provinzgouverneur Pervez Khattak tötete sich einer der Rebellen selbst durch eine Bombe. Demnach trugen die Islamisten Uniformen der paramilitärischen Grenzschützer.

Es wurde befürchtet, dass die Opferzahl weiter steigt, mehrere Dutzend Kinder erlitten Schussverletzungen, ihr Gesundheitszustand war kritisch. Vor dem Krankenhaus in Peshawar spielten sich dramatische Szenen ab. Verzweifelte Eltern warteten auf Neuigkeiten über das Schicksal ihrer Kinder, während zahlreiche verletzte Schüler eingeliefert wurden.

"Heimtückisch und unmenschlich"

Zu dem Anschlag bekannte sich die Rebellenbewegung Tehreek-e-Taliban Pakistan. Die Attacke sei die Rache für eine im Juni gestartete Militäroffensive in den Stammesgebieten, erklärte Taliban-Sprecher Muhammad Khurasani. Die Armee geht im nordwestlichen Grenzgebiet zu Afghanistan massiv gegen radikalislamische Gruppen wie die Taliban oder das Terrornetz Al-Kaida vor. Dabei wurden nach Regierungsangaben bereits tausende Extremisten getötet und vertrieben.

Pakistans Premierminister Nawaz Sharif sprach von einer "von Wilden entfesselten nationalen Tragödie". "Dies waren meine Kinder. Dies ist mein Verlust. Dies ist der Verlust der Nation", erklärte Sharif. Auch das benachbarte Indien verurteilte den Angriff. Innenminister Rajnath Singh erklärte auf Twitter, die "heimtückische und unmenschliche" Attacke in Peschawar zeige "das wahre Gesicht des Terrorismus". Sein Herz gehöre den Familien der getöteten Kinder. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) erklärte in Berlin, "die Geiselnahme und Ermordung von Kindern übertrifft in ihrer grausamen Feigheit alles, was das seit Jahren von Terror und Gewalt heimgesuchte Pakistan bisher kannte".

stu/re (afp, epd, dpa)