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Politik

Tansania will keine Entschädigung von Berlin

4. Mai 2018

Deutsche Kolonialtruppen sind in Ostafrika skrupellos gegen Einheimische vorgegangen. Doch die Regierung in Tansania schaut nicht zurück, sondern richtet den Blick in die Zukunft, wie Außenminister Maas erfährt.

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Tansania Heiko Maas und Augustine Mahiga
Außenminister Heiko Maas (l.) und sein tansanischer Kollege Augustine Mahiga Bild: Imago/photothek

Kurz vor dem 100. Jahrestag des Endes der deutschen Kolonialherrschaft in Tansania sind Entschädigungsforderungen für die Regierung des ostafrikanischen Landes kein Thema. Außenminister Augustine Mahiga wies nach einem Treffen mit seinem deutschen Kollegen Heiko Maas in Daressalam Reparationsansprüche einzelner Politiker und Gruppierungen in Tansania zurück. "Es ist kein Thema, das die Regierung aufgegriffen hat und wir denken, dass es andere Wege der gegenseitigen Unterstützung als die Forderung nach Entschädigung gibt", sagte Mahiga.

Hilfe bei der Restaurierung kolonialer Bauten

Er sah auch von der Forderung nach Rückgabe von afrikanischen Kunstobjekten aus deutschen Museen ab und wünschte sich stattdessen Hilfe bei archäologischen Projekten in Tansania. Über die Rückführung menschlicher Gebeine aus deutschen Sammlungen müsse man aber sprechen. Der deutsche Außenminister sagte Tansania Hilfe bei der Restaurierung kolonialer Bauten zu. Man wolle "Erinnerungsmeilensteine architektonischer Art erhalten", versicherte er. Auch Maas plädierte dafür, nach vorne zu schauen, ohne die Erinnerung zu verdrängen. "Wir wollen aus der Vergangenheit eine Brücke über die Gegenwart in die Zukunft schlagen", sagte er.  

Zwischen 1905 und 1907 war in Tansania der sogenannte Maji-Maji-Aufstand von deutschen Kolonialtruppen brutal niedergeschlagen worden. Tausende Menschen wurden getötet. Die Führung in Tansania sieht den Aufstand aber als kriegerische Auseinandersetzung an. Das Land gehörte von 1885 bis 1918 zur Kolonie Deutsch-Ostafrika.

Im Ersten Weltkrieg kämpften und starben Tausende Afrikaner, die sogenannten Askari, im Krieg gegen die britischen, belgischen und portugiesischen Kolonialmächte. Insgesamt verloren Hunderttausende Afrikaner in Ostafrika ihr Leben. Die deutsche Kolonialherrschaft endete mit der Kapitulation der sogenannten deutschen Schutztruppe im November 1918.

Maas würdigt Flüchtlingshilfe 

Weitere Themen der Gespräche des SPD-Politikers mit Minister Mahiga waren die wirtschaftliche Zusammenarbeit beider Länder und die Versorgung burundischer Flüchtlinge in Tansania. Maas lobte das Engagement Tansanias in der Flüchtlingshilfe. Vor Menschenrechtsverletzungen, Folter und anderer Gewalt sind mehr als 400.000 Menschen aus dem ostafrikanischen Burundi in Nachbarländer geflohen. Tansania beherbergt mehr als 250.000 Menschen in überfüllten Flüchtlingslagern.

An diesem Freitag gedachte Maas in Daressalam der afrikanischen Opfer des Ersten Weltkriegs. Am Denkmal für die afrikanischen Kämpfer in den europäischen Kolonialtruppen legte er einen Kranz nieder. Dann sah sich der SPD-Politiker an einer Schule um, an der Deutsch unterrichtet wird.

Anschließend reiste er weiter nach Arusha in der Nähe des Kilimandscharos, der mit fast 6000 Metern der höchste Berg Afrikas ist. Dort besucht Maas den Afrikanischen Gerichtshof für Menschenrechte und die Ostafrikanische Gemeinschaft (East African Community, EAC). Die EAC ist eine regionale Wirtschaftsunion, der sechs Länder mit 170 Millionen Einwohnern angehören. Ostafrika ist laut Weltbank die afrikanische Region mit dem höchsten Reformtempo.

Tansania ist nach Äthiopien die zweite Station der ersten Afrika-Reise des neuen Außenministers.

se/as (dpa, UN-Flüchtlingshilfe)