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Tausende kehren ins befreite Manbidsch heim

14. August 2016

Kurdische und arabische Milizen habe die Terrormiliz IS aus der nordsyrischen Stadt Manbidsch vertrieben. Erleichtert kommen nun Tausende Bewohner zurück. Für viele ist das ein Anlass zum Feiern.

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Ein SDF-Kämpferin hilft zurückkehrenden Frauen in Manbidsch (Foto: Reuters)
Ein SDF-Kämpferin hilft zurückkehrenden Frauen in ManbidschBild: Reuters/R. Said

Hunderte Autos und andere Fahrzeuge brachten die Familien, die sich während der Offensive in den vergangenen beiden Monaten in Lager im Umland zurückgezogen hatten, wieder in die Stadt Manbidsch. "Die Geschäfte öffnen wieder. Heute ist der erste Tag, an dem das Leben wieder zur Normalität zurückkehrt", sagte Schafan Darwisch, der Sprecher der von den USA unterstützten Syrischen Demokratischen Streitkräfte (SDF).

Der im irakischen Erbil beheimatete Sender Kurdistan24 zeigte Bilder von jubelnden Zivilisten in Manbidsch. Frauen im Nikab umarmten kurdische Kämpfer, andere warfen ihre Schleier weg und trugen lächelnd ihre Babys im Arm. Vor der Kamera verbrannte eine Frau ein langes schwarzes Kleid, das ihr von den Dschihadisten aufgezwungen worden war. Einige Männer schnitten sich mit Scheren den langen Bart ab, den sie unter dem IS tragen mussten. Ein kurdischer Kämpfer sagte der Nachrichtenagentur AFP, der Kampf um Manbidsch sei "sehr hart" gewesen und der IS habe die Stadt vermint.

Manbidsch völlig befreit

Die Rebellen haben die strategisch wichtige Stadt an der Grenze zur Türkei am Freitag vollständig unter ihre Kontrolle gebracht. Die letzten IS-Kämpfer verließen nach Angaben der SDF die Stadt. Die SDF, zu der auch die Kurdenmiliz YPG und arabische Kämpfer gehören, wurden aus der Luft von der US-geführten Anti-IS-Allianz unterstützt. Manbidsch wurde lange Zeit vom "Islamischen Staat" (IS) als Nachschubroute für Waffen und Kämpfer genutzt. Die Rückeroberung dürfte den Weg für einen Angriff auf die IS-Hochburg Rakka ebnen.

Zuletzt hatten nur noch wenige IS-Kämpfer in der Stadt Widerstand geleistet. Sie nahmen am Freitag bei ihrem Rückzug aus Manbidsch in Richtung Dscharablus nach Angaben von Rebellen und Aktivisten rund 2000 Zivilisten als Geiseln. Viele von ihnen seien von den IS-Kämpfern als menschliche Schutzschilde missbraucht worden, sagte der Leiter der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman. Andere seien aber auch "freiwillig aus Angst vor Repressalien" seitens der SDF-Allianz mitgegangen.

Mehrere hundert Zivilisten seien "nun wieder in Freiheit", erklärte die Beobachtungsstelle. Aus dem Umfeld der arabisch-kurdischen Allianz hieß es, einige Zivilisten hätten fliehen können, andere seien freigelassen worden. Ob alle 2000 Geiseln wieder frei sind, ist unklar.

Blutige Attacken auf Aleppo

Derweil gingen die heftigen Kämpfe um Aleppo weiter. Bei Angriffen in der Großstadt und ihrer Umgebung wurden nach Angaben von Aktivisten mindestens 51 Zivilisten getötet, darunter vier Kinder. Bei Angriffen der syrischen Luftwaffe auf den von Rebellen kontrollierten Ostteil Aleppos wurden am Samstag 15 Menschen getötet, neun Menschen starben im von Damaskus kontrollierten Westteil durch Beschuss der Rebellen, wie die Beobachtungsstelle mitteilte. 27 weitere Zivilisten wurden demnach bei russischen und syrischen Luftangriffen auf drei Städte und ein Dorf im Westen der gleichnamigen Provinz getötet.

Angesichts der anhaltenden Kämpfe zwischen Armee und Rebellen wird die Lage für die eingekesselten Einwohner der einstigen Wirtschaftsmetropole immer prekärer. Wegen der katastrophalen Versorgungslage schlug Außenminister Frank-Walter Steinmeier eine humanitäre Luftbrücke vor. Sollte Aleppo auf dem Landweg weiter nur unzureichend versorgt werden können, "sollten wir auch die Möglichkeit von Hilfe aus der Luft prüfen, vor allem bei medizinischen Gütern", sagte Steinmeier der "Welt am Sonntag".

Steinmeiers Kabinettskollege Gerd Müller forderte ein EU-Nothilfeprogramm für syrische Flüchtlinge. "Europa lädt große Schuld auf sich, wenn nicht geschlossen geholfen wird", sagte der Entwicklungsminister dem Magazin "Focus". "Mit einem EU-Notprogramm von zehn Milliarden Euro können und müssen wir die Lage der Flüchtlinge in und um Syrien stabilisieren." Vor allem müssten der Libanon, Jordanien und der Nordirak unterstützt werden.

kle/mak (rtr, afp)