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Teheran-Ausstellung in Berlin geplatzt

Julia Hitz
28. Dezember 2016

Sie war als kulturpolitische Sensation angekündigt: Eine Ausstellung mit Werken aus dem Besitz der persischen Schah-Familie in Berlin. Alles war fertig geplant, jetzt ist das Prestige-Projekt vorerst gescheitert.

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Faramarz Pilaram: Calligraphy-Painting, 1975
Bild: Tehran Museum of Contemporary Art

Wertvolle Gemälde und Kunstwerke von Jackson Pollock, Andy Warhol, Henry Moore, Kandinsky und Gaugin: Die Sammlung des Teheraner Museums of Contemporary Art (TMoCA) hat es in sich. Nicht nur künstlerisch sondern auch politisch. Eine Ausstellung von Teilen dieser iranischen Sammlung in Berlin sollte ein Zeichen der Hoffnung werden. Doch nun ist das Projekt vorerst gescheitert.

2015: Tauwetter in der iranisch-deutschen Diplomatie

Frank-Walter Steinmeier reiste im Oktober 2015 als erster deutscher Außenminister seit 12 Jahren in den Iran, das Atomabkommen zwischen Iran und den 5 UN-Veto-Mächten plus Deutschland trat in Kraft. Es herrschte Aufbruchstimmung, auch kulturpolitisch. 

Iran Stiftung Preußischer Kulturbesitz sagt Teheran-Ausstellung ab
Frank-Walter Steinmeier 2015 bei seinem Besuch des TMoCA in TeheranBild: picture alliance /dpa/B. Von Jutrczenka

Der deutsche Außenminister war auch bei der Unterzeichnung eines spektakulären Ausstellungsvertrages persönlich dabei: Irans Kulturministerium und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz verabredeten und planten eine gemeinsame Ausstellung. Führende westliche Häuser hatten sich in der Vergangenheit darum gerissen, Berlin sollte jetzt den Zuschlag für den Austellungs-Coup bekommen. Steinmeier setzt seit jeher auf Kulturaustausch als diplomatisches Mittel. Die Teheran-Ausstellung sollte – nach Abschluss des Atomabkommens mit dem Iran - einen Neubeginn im deutsch-iranischen Verhältnis markieren.

Mullahs verbannten die Sammlung ins Depot

Ägypten Farah Diba Frau des Schahs von Persien
Farah Diba, die Witwe des letzten Schah von Persien, im Jahr 2005Bild: Getty Images/AFP/K. Desouki

Farah Diba, die Gattin des früheren Schah und ehemalige Kaiserin von Persien, hatte die millionenschwere Sammlung während der Regentschaft ihres Mannnes zusammengekauft. Nach dem Sturz des Schah und der darauffolgenden islamischen Revolution 1979 verbannten die Mullahs die Werke zunächst ins Depot. Nur vereinzelt waren Arbeiten im Westen zu sehen.

Erst 2005 wurde die komplette Kollektion in Teheran wieder öffentlich gezeigt. "Der Katalog musste mehrfach nachgedruckt werden", erinnert sich David Galloway, von 1977 bis 1978 Chefkurator in Teheran und damit Chefeinkäufer der Schah-Gattin. Museumsdirektoren aus aller Welt buhlten jahrelang vergeblich um Leihgaben aus der Teheran Sammlung.

60 hochkarätige Werke, darunter Schlüsselarbeiten berühmter westlicher Künstler wie Jackson Pollock, Mark Rothko, Francis Bacon oder Max Ernst sollten in Berlin gezeigt werden - ergänzt um Künstler der iranischen Moderne wie Faramarz Pilaram, Mohsen Vaziri Moghadam oder Behjat Sadr. „Die Sammlung des Teheraner Museums porträtieren", lautete die Idee von Joachim Jäger, dem Kurator der Berliner Gemäldegalerie.

Jackson Pollock: Mural on Indian Red Ground, 1950
Jackson PollockBild: Tehran Museum of Contemporary Art/Pollock-Krasner Foundation/VG Bild-Kunst

2016: Irritationen und politische Verwerfungen

Doch dann begannen Schwierigkeiten und Verzögerungen. Über die Hintergründe kann nur spekuliert werden. Offenbar war das Ausstellungsprojekt im Iran zu einem innenpolitischen Zankapfel geworden. "Die Konservativen betrachteten die Sammlung als iranisches Kulturerbe, das gar nicht reisen dürfe. Andere warnten vor der Heimtücke des Westens, der die Bilder behalten könnte", zitiert die Süddeutsche Zeitung (SZ) Andreas Görgen, den Abteilungsleiter Kultur im Auswärtigen Amt. 

"Die Sammlung wurde politisiert", sagte Görgen im SZ-Interview. Erschwerend kam hinzu, dass der Direktor des Teheraner Museums, Majid Mollanoroozi, im vergangenen Sommer zur persona non grata wurde, als er antisemitische Karikaturen mit Preisen auszeichnete. Kulturstaatsministerin Monika Grütters zog sich daraufhin aus dem Projekt zurück, das Auswärtige Amt verhandelte weiter – aber mit einem neuen Ansprechpartner.

USA PK Hassan Rohani
Irans Präsident Hassan RohaniBild: picture-alliance/dpa/J. Lane

Geplant war die Eröffnung in der Berliner Gemäldegalerie für Anfang Dezember 2016, im November wurde der Ausstellungsbeginn dann offiziell verschoben. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz mahnte mit Briefen, das Auswärtige Amt entsandte den Leiter der Kultur- und Kommunikationsabteilung, Andreas Görgen, nach Teheran, um rasch Klarheit in die kulturpolitische Angelegenheit zu bringen. Auch Kurator Joachim Jäger war bei der Reise im Dezember mit von der Partie.

Zuletzt sollen die Ausfuhrpapiere dem iranischen Präsidenten Rohani zur Unterschrift vorgelegen haben. Dieser entschied offensichtlich dagegen, die Kunstwerke dürften vorerst nicht ausreisen. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz zog daraufhin Ende Dezember die Konsequenz und kündigte den Ausstellungsvertrag offiziell auf. Das Ende einer mehr als holprigen Zusammenarbeit.

Verpasste Chancen

Eine Brückenfunktion zwischen iranischer und deutscher Kultur - wie von Bundesaußenminister Steinmeier erhofft - schreibt der damalige Kurator David Galloway der geplatzten Teheran-Ausstellung zwar nicht zu, dafür fehle es an Substanz. "Diese Sammlung kann das aktuelle iranische Kunstgeschehen gar nicht abbilden, weil sie 1978 abbricht. Was soll daran eine Brücke sein?" Das Berliner Projekt wäre immerhin ein Anfang gewesen. "Wir brauchen eine umfangreiche, spannende Ausstellung zeitgenössischer persischer Kunst", mahnt Galloway Ende November gegenüber der DW.

Jalil Ziapoor: Autumn leaf, 1960
Eine Arbeit von Jalil ZiapoorBild: Tehran Museum of Contemporary Art

Das kulturelle Begleitprogramm sollte diese Lücke wohl füllen, federführend ist das Goethe-Institut. Unter dem Titel "Die iranische Moderne" präsentieren die Organisatoren Nikolai Blaumer und Florian Bigge seit dem 7. Dezember 2016 Beiträge von 27 iranischen und 15 exil-iranischen Künstlern, darunter Musiker, Filmemacher und Literaten.

Noch bis Anfang März 2017 läuft dieses Programm.  "Die lange Isolation ihres Landes hat in der iranischen Gesellschaft viel Schaden angerichtet", sagt Bigge, "Viele Künstler sind hungrig auf einen Dialog mit der Welt." Die Hoffnung auf eine kulturpolitische Öffnung im Iran muss mit der aktuellen Ausstellungs-Absage erstmal einen herben Rückschlag verkraften.