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Telekom-Störung war Teil weltweiter Attacke

28. November 2016

Was aussah wie ein Problem des größten deutschen Telekommunikations-Anbieters, hat in Wahrheit noch ein wesentlich schlimmeres Ausmaß. Netzexperten werfen der Bundesregierung eine Mitschuld vor.

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Deutschland Zentrale der Deutsche Telekom
Fast eine Million Kunden waren abgehängt: Telekom-Zentrale in Bonn (Archivbild)Bild: picture-alliance/U. Baumgarten

Die massiven Störungen von Anschlüssen der Deutschen Telekom gehen laut Experten auf einen weltweiten Angriff zurück. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) teilte mit, es seien gezielt DSL-Router über deren Internetschnittstelle attackiert worden. Die bei den Kunden installierten Router konnten dadurch keine Verbindung zum Telefonnetz und zum Internet mehr herstellen.

Auch die Telekom bestätigte, dass der Cyberangriff zu den Ausfällen führte. Demnach waren seit Sonntag rund 900.000 von etwa 20 Millionen Festnetzkunden betroffen. Das Unternehmen stellte für mehrere Router-Modelle aktualisierte Software zur Verfügung. Sie werde automatisch aufgespielt, wenn die Kunden das Gerät für 30 Sekunden vom Stromnetz trennten. Wann das Problem endgültig behoben sei, lasse sich nicht vorhersagen, erklärte ein Telekom-Sprecher.

Deutschland Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik
Bild: picture-alliance/dpa/O. Berg

Netz der Bundesregierung im Visier

Laut BSI galten die Angriffe auch dem Netz der Bundesregierung, das von der Behörde selbst geschützt wird. Dort seien die Attacken jedoch mit effektiven Schutzmaßnahmen abgewehrt worden.

Nach bisherigen Erkenntnissen versuchten die Angreifer, die Kontrolle über Router zu übernehmen, um sie innerhalb eines sogenannten Bot-Netzes zu verwenden. Dabei werden viele einzelne Geräte zentral gesteuert, um beispielsweise Websites durch eine Vielzahl gleichzeitiger Anfragen lahmzulegen. Die unbekannten Täter hätten eine seit längerem bekannte Sicherheitslücke ausgenutzt, die bei vielen Routern bestanden habe, teilte das BSI mit.

Dessen Präsident Arne Schönbohm sagte im Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF), Gefährdungen dieser Art nähmen zu. Es sei ein "kontinuierlicher Wettlauf wie der von Hase und Igel zwischen den Bösen und den Guten auf dieser Welt". Schon seit 2009 verdiene die organisierte Kriminalität mehr Geld mit Cyberkriminalität als mit dem Drogenhandel. Doch die Behörden holten in diesem Kampf auf.

Von Notz: "Jahrelang nicht ernstgenommen"

Der Grünen-Netzpolitiker Konstantin von Notz erklärte, der Vorfall zeige auch, wie schlecht es insgesamt um den Schutz digitaler Infrastruktur in Deutschland bestellt sei. Eine Mitschuld trage die Bundesregierung. Sie habe das Thema jahrelang nicht ernstgenommen.

jj/SC (dpa, afp)