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Davis-Cup wird radikal reformiert

16. August 2018

Ab 2019 erhält der Davis-Cup ein völlig neues Gesicht. Der traditionsreiche Tenniswettbewerb wird zu einem einwöchigen Turnier umgebaut. Deutscher Tennis Bund und Tennis-Traditionalisten erleben eine Niederlage.

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Davis Cup Finale - Frankreich v Schweiz
Bild: picture-alliance/DPPI Media/S. Allaman

Für die einen ist es der Tod einer lieb gewonnenen Tradition, für die anderen der Aufbruch in eine bessere Zeit: Der 118 Jahre alte und leicht verstaubte Tennis-Teamwettkampf um den Davis-Cup wird ab der kommenden Saison einem radikalen Umbau unterzogen. Mit einer breiten Mehrheit von 71,43 Prozent der Stimmen fiel das Votum bei der Versammlung des Tennis-Weltverbandes ITF in Orlando/Florida zu Gunsten der Reformen aus. Der Widerstand der Tennisnationen Großbritannien, Australien und Deutschland reichte nicht aus.

"Für uns ist das Ergebnis eine herbe Enttäuschung, die uns erst einmal fassungslos macht", sagte Ulrich Klaus, Präsident des Deutschen Tennis Bundes (DTB): "Wir sind bis zum Schluss davon ausgegangen, dass die Mehrheit der Mitgliedsnationen vernünftig und mit Bedacht abstimmen würde. Wir haben stets betont, dass wir gewisse Anpassungen im Davis-Cup für notwendig erachten - aber keine Reform, die den etablierten Wettbewerb abschafft."

Finalturnier im November

ITF-Präsident David Haggerty und seine Anhänger hatten eine Zweidrittelmehrheit benötigt, um ihre revolutionären Pläne in die Tat umsetzen zu können. Dank einer intensiven Werbetour im Vorfeld der Abstimmung erreichten und übertrafen sie diese Marke. Nun wird das neue Format schon 2019 seine Premiere feiern - mit einem Finalturnier im November in Madrid oder Lille (18. bis 24.), bei dem 18 Teams im Laufe einer Woche um die Trophäe spielen, die liebevoll-spöttisch auch die "hässlichste Salatschüssel der Welt" genannt wird.

Davis Cup Pokal 1988 Becker Steeb Jelen Kühnen
Deutschland gewann die "hässlichste Salatschüssel der Welt" 1988 (Foto), 1989 und 1993Bild: picture-alliance/dpa/R. Schrader

Im Februar werden die Teilnehmer in einer Qualifikation ermittelt, für die auch das deutsche Team gesetzt ist. Dabei werden nur noch drei Matches über jeweils zwei Gewinnsätze ausgetragen. Bislang hatten die 16 Teams der Weltgruppe den Titelträger über das Jahr verteilt in vier Runden ausgespielt, zuletzt fehlten dem Davis-Cup jedoch die Superstars wie Roger Federer oder Novak Djokovic.

Konkurrenzveranstaltung der ATP

Haggerty versprach bereits "ein Festival des Tennis und der Unterhaltung, das für Spieler, Fans, Sponsoren und TV-Sender attraktiver ist". Er will mit seinem Team dafür sorgen, dass "die nächsten Generationen von Spielern in den nächsten Jahrzehnten von dieser historischen Entscheidung profitieren" können. Kosmos-Mitbegründer Gerard Pique, 2010 mit Spanien Fußball-Weltmeister, sprach im Ritz-Carlton-Hotel von Orlando von einem "historischen Tag", der für ihn persönlich einer der glücklichsten seines Lebens sei.

Ob sich der Status des Davis-Cups tatsächlich ändert und künftig auch die ganz großen Stars antreten, muss man abwarten, denn die Spielerorganisation ATP hat für den Beginn jedes Jahres in Australien bereits eine Konkurrenzveranstaltung geplant. Außerdem findet im September mit dem Laver Cup ein weiteres Mannschaftsturnier statt.

Milliardengage oder Milliardenblase?

Deutschland Präsident des Deutschen Tennis-Bundes (DTB) Ulrich Klaus
Enttäuscht und skeptisch: DTB-Präsident Ulrich KlausBild: picture-alliance/dpa/A. Dedert

Trotz aller Bedenken ließen sich viele Verbände vor allem von der Aussicht auf neue Einnahmen locken. Drei Milliarden Dollar in 25 Jahren stehen im Raum, die Investmentgruppe Kosmos verspricht, das Geld zu besorgen. Allerdings hegen viele Verbände - darunter auch der DTB - Zweifel an dem langfristigen Geschäft und bemängeln die fehlende Transparenz sowie die wenigen Heimspiele.

"Der Davis-Cup wird sich durch das neue Format bedauerlicherweise von den Tennisfans entfernen. Wir haben immer betont, dass dies nicht passieren darf - auch dann nicht, wenn gleichzeitig mit großen Geldbeträgen gelockt wird. Leider wurde in Orlando fast ausschließlich über Geld und kaum über den Sport diskutiert", sagte DTB-Chef Klaus. Für den deutschen Teamkapitän Michael Kohlmann zerstöre die Reform "die lange Tradition eines der wichtigsten Wettbewerbe im Welttennis unwiderruflich".

asz (sid, dpa)