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KulturGlobal

Tetris oder Minecraft: Wenn das letzte Level erreicht ist

Theresa Szorek
25. Oktober 2024

Lange galt Tetris, der Videospielklassiker schlechthin, als unbesiegbar. Nun ist es einem 16-jährigen US-Amerikaner gelungen, es bis zum Ende durchzuspielen. Aber was passiert eigentlich nach dem finalen Level?

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Games-Klassiker | Tetris (1988) Screenshot.
Tetris: Ein Games-Klassiker aus den 80ernBild: Depositphotos/IMAGO

Michael Khanh Artiaga ist gelungen, was Menschen aus der ganzen Welt in 40 Jahren nicht geschafft haben: Er hat auf einer Nintendo-Konsole Tetris durchgespielt, einen Videospielklassiker aus den 1980er Jahren, in dem es darum geht, fallende Bausteine so zu stapeln, dass sie lückenlos zusammenpassen. Mit jedem Level fallen die Steine schneller, und es scheint irgendwann unmöglich, diese noch sinnvoll zu platzieren.

Tetris ist wahnsinnig beliebt: Das Spiel und seine Ableger wurden bis heute mehr als 425 Millionen Mal verkauft. Für die insgesamt 255 Level brauchte der 16-jährige Artiaga, der seine Leistung als "dogplayingtetris" live auf Twitch gestreamt hat, gut 80 Minuten.

Nach dem 255. Level erschienen auf dem Bildschirm aber nicht etwa Glückwünsche oder ein virtueller Konfettiregen - stattdessen startete das Spiel ohne großes Tamtam wieder bei Level Null. Wie eine Wiedergeburt.

Viele Spiele haben kein Ende

Im Gegensatz zu Büchern, Filmen oder Songs haben die meisten Computerspiele kein klar definiertes Ende. In Spielen wie Tetris oder Candy Crush, ebenfalls ein digitales Puzzle, reiht sich ein Level an das nächste. Kommt man weiter, werden neue Level freigeschaltet - oder man kauft sich weitere "Quests" (Aufgaben oder Herausforderungen) dazu. Bei zahlreichen Spielen ist gar nicht klar, ob sie überhaupt jemals aufhören, so ist es keine Seltenheit, dass man vor allem bei Handyspielen schonmal Level 8579 erreicht - und kein Ende in Sicht ist.

Doch es gibt auch Spiele mit einer Geschichte, wie zum Beispiel das Jump-'n'-Run-Spiel "Super Mario Bros.". Wie Tetris kam es in den 1980er Jahren auf den Markt und ist auf dem Nintendo Entertainment System (NES) spielbar. Darin muss der Spieler als Klempner Mario Prinzessin Peach aus den Fängen des Bösewichts Bowser befreien. Was passiert, wenn hier das letzte Kapitel erreicht ist?

Zwei Trickfilmfiguren (Mario und die Prinzessin) in einem Filmstill.
Das Spiel Super Mario Bros. ist 2023 sogar verfilmt wordenBild: Nintendo/Illumination Entertainment/Universal Pictures/Picturelux/IMAGO

Der Kuss einer Prinzessin

In Super Mario Bros. kämpft Mario sich durch insgesamt acht Welten und 32 Level, bevor er endlich Peach retten kann. Hat er das geschafft, gibt's einen Kuss von der Prinzessin. Der Spieler kann sich nun entscheiden, ob er Schluss macht oder in einem neuen Quest weiterspielt. Der Schwierigkeitsgrad der Level ist dann höher. Ob der Spieler einzelne Level wiederholen oder in abgewandelter Form erneut durchspielen möchte, bleibt ihm selbst überlassen.

Simulationsspiele haben ein noch offeneres Spielprinzip. Hier gibt es kein festgelegtes Ziel, das es zu erreichen gilt. Im Vordergrund steht stattdessen das Austesten von Verhaltensweisen, die dem echten Leben gar nicht so fern sind. So auch bei "Die Sims". Hier werden kleine Menschen erstellt und gesteuert. Mit über 200 Millionen verkauften Spielen und zahlreichen Ablegern gehört "Die Sims" zu den erfolgreichsten Computerspielen überhaupt. Der Spieler bestimmt, was sie den ganzen Tag tun. Ob die Charaktere Millionäre werden, eine Familie gründen, die Nachbarschaft gegen sich aufbringen oder ob sie von einer Lebenskrise in die andere schlittern, entscheidet jeder Spieler für sich.

Games-Klassiker | Die Sims, Screenshot, eine Familie in einem Raum, dazu auf dem Display mehrere Spielanweisungen.
Familienleben bei den "Sims"Bild: Electronic Arts Inc./YouTube/dpa/picture alliance

Wenn der Sensenmann sich selbständig macht

Theoretisch kann man unendlich lange spielen: Denn die Sims können sich fortpflanzen und spielbare Kinder bekommen. Das Spiel kann allerdings zu Ende gehen, wenn kein spielbarer Charakter mehr da ist. Sims können nämlich sterben: wenn sie krank sind, nicht genug zu essen bekommen oder ein gewisses Alter erreicht haben. Außerdem können sie ertrinken oder verbrennen - für Spieler mit einem Hang zum Morbiden ist es eine Aufforderung zu testen, was bei den Sims alles möglich ist.

Hat ein Sim das Zeitliche gesegnet, kommt der Sensenmann und nimmt ihn mit. Das Ganze kommt nicht ohne Humor daher. Witzig ist etwa, wenn der Sensenmann sich nach dem Erledigen seiner Arbeit noch ein bisschen Zeit lässt und im Haus aufs Klo geht oder selbst ein paar Videospiele spielt. Dabei muss man ihm dann zusehen, nichts kann ihn stoppen.

Ein Abspann als Belohnung

Offen ist auch das Spielprinzip des Computerspiel-Klassikers Minecraft. Es ist seit seiner Veröffentlichung 2011 für seine scheinbar unendlichen Weiten bekannt und gehört mit über 140 Millionen monatlich aktiven Nutzern zu den populärsten Videospielen überhaupt. Erhältlich ist es für fast alle Plattformen und Konsolen. Minecraft gehört zu den sogenannten "Sandbox-Spielen", also zu Games, die sich durch eine besonders hohe spielerische Freiheit auszeichnen - wie bei Kindern im Sandkasten sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt. Was das Spielziel sein soll, entscheidet auch bei Minecraft jeder Spieler für sich. In der offenen Welt können Bereiche erkundet, Ressourcen gesammelt und Vorrichtungen gebaut werden.

Games-Klassiker | Minecraft, Screenshot, Landschaft mit Bergen und einigen Figuren.
Grenzenlose Fantasie - ein "Ende" gibt es trotzdem: MinecraftBild: Depositphotos/IMAGO

Ein Spielende per se gibt es also nicht, außer der Spieler will unbedingt ins "Ende" und sucht gezielt danach. Er kann es aber nur durch ein Portal erreichen, das sehr schwer zu finden ist. Wer es ins Ende schafft, trifft auf den Enderdrachen, ein sogenanntes Bossmonster, das es zu besiegen gilt. Gelingt dies, wird ein Abspann ausgelöst. Über den Bildschirm läuft dann neben den Credits der Text einer ziemlich philosophischen Unterhaltung zwischen zwei Personen. Darin geht es um den Spieler selbst: "Er hat jetzt eine höhere Ebene erreicht. Er kann unsere Gedanken lesen." "Das ist egal. Er glaubt, wir sind Teil des Spiels." "Ich mag diesen Spieler. Er spielte gut. Er gab niemals auf."

Auch Michael Khanh Artiaga blieb hartnäckig. Nachdem er den Tetris-Rekord geknackt hatte, spielte der 16-Jährige einfach noch ein bisschen weiter, diesmal schaffte er es bis Level 90. Schließlich ist beim Spielen der Weg das Ziel.