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Preisspirale dreht sich immer weiter

30. September 2021

Teure Energie hat die deutsche Inflationsrate im September erstmals seit 1993 über die Vier-Prozent-Marke getrieben. Besserung ist vorerst nicht in Sicht, dafür sorgen viele Lieferengpässe und eine hohe Nachfrage.

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Deutschland Aral-Tankstelle, Preistafeln
Bild: Julian Stratenschulte/dpa/picture alliance

Die Inflation in Deutschland hat im September angeheizt von hohen Energiepreisen erstmals seit knapp 28 Jahren wieder die Vier-Prozent-Marke überschritten. Die Verbraucherpreise lagen um 4,1 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag anhand einer vorläufigen Berechnung mitteilte. Eine Vier vor dem Komma bei der Teuerungsrate hatte die Wiesbadener Behörde zuletzt im Dezember 1993 mit damals 4,3 Prozent ermittelt.

Eine höhere Inflation schwächt die Kaufkraft von Verbrauchern, weil sie sich für einen Euro dann weniger kaufen können als zuvor. Auch für Sparer, die Geld beispielsweise auf mickrig verzinsten Tagesgeldkonten parken, sind steigende Inflationsraten bitter. Ihre Guthaben verlieren unter dem Strich an Wert. Gegenüber dem Vormonat August blieben die Verbraucherpreise im September den vorläufigen Daten zufolge unverändert. Die Teuerung wird seit Monaten von steigenden Energiepreisen angeheizt.

Nigeria Port Harcourt Arbeiter auf Plattform Ölförderung
Der Erdöl-Preis ist auf ein Fünf-Jahres-Hoch geklettertBild: Getty Images/AFP/P. Utomi Ekpei

Höhere Mehrwertsteuer spielt auch eine Rolle

Im Zuge der Konjunkturerholung nach der Corona-Krise ist die Nachfrage nach Rohöl deutlich gestiegen, das treibt die Preise nach oben. In Deutschland sind zudem seit Januar 25 Euro je Tonne Kohlendioxid (CO2) fällig, das beim Verbrennen von Diesel, Benzin, Heizöl und Erdgas entsteht. Beides lässt die Energiepreise steigen. Im September mussten die Verbraucher für Haushaltsenergie und Kraftstoffe nach den vorläufigen Daten 14,3 Prozent mehr zahlen als ein Jahr zuvor. Auch die Rücknahme der temporären Mehrwertsteuersenkung schlägt inzwischen voll auf die Inflationsentwicklung durch. Um den Konsum in der Corona-Krise anzukurbeln, hatte der Bund die Mehrwertsteuer befristet vom 1. Juli 2020 bis zum 31. Dezember 2020 gesenkt.

Seit Januar 2021 gelten wieder die regulären Mehrwertsteuersätze, Waren und Dienstleistungen werden also tendenziell wieder teurer. Inflationsraten von an die fünf Prozent in Europas größter Volkswirtschaft gelten in diesem Jahr als möglich. Ökonomen werten den Anstieg der Teuerung aber als vorübergehendes Phänomen. Sie sehen derzeit nicht die erhöhte Gefahr einer langanhaltenden oder gar außer Kontrolle geratenden Preisspirale. Im kommenden Jahr dürfte sich die Teuerung nach ihrer Einschätzung wieder abschwächen. "Solange die Lohnabschlüsse moderat bleiben, gibt es nicht viel, was dafür spricht, dass wir in eine dauerhafte Inflation laufen", sagte beispielsweise die Wirtschaftsweise Veronika Grimm jüngst.

hb/dk (dpa,rtr)