Ostermaier: "Es hat was von einem Klassentreffen"

DW: Herr Ostermaier, Sie kommen schon seit fast 25 Jahren auf die Buchmesse. Was lockt Sie immer wieder hierher?

Nachdem ich mich erst als Spätberufener mit 16, 17 für Literatur begeistert habe, hat das für mich in der Schule begonnen, mit einer ganz tollen Deutschlehrerin. Mit ihr sind wir damals auf die Buchmesse gefahren. Weil die Literatur mein Lebensinhalt wurde und meine Sehnsucht war, war seitdem für mich die Buchmesse der Ort, wo all die Schriftsteller waren. Dort hat man sie gesehen, dort konnte man sie ansprechen. Deshalb waren für mich schon die ersten Begegnungen auf der Buchmesse welche, die ganz früh mit der Erfüllung eines Traums zu tun hatten.

Dann war es am Anfang natürlich auch toll , mit einem eigenen Buch auf der Buchmesse zu sein. Und seitdem habe ich das immer als etwas erfahren, was natürlich manchmal furchtbar anstrengend und ermüdend sein kann, aber trotzdem immer toll - weil es einfach auch so eine schöne Chance ist, Leute und Leser zu treffen, Leute, die einen ansprechen, die es sonst vielleicht nicht würden. Und dass man auch die ganzen anderen Autoren wieder trifft, die man sonst einfach so verstreut mal übers Jahr sieht, und auf einmal kommen die alle zusammen. Und insofern ist es auch immer eine wunderbare Gelegenheit sich auszutauschen und die Nächte über zu diskutieren. Das finde ich immer schön. Das hat natürlich was von einem Klassentreffen.

Sind Sie mit einem neuen Buch hier?

Mein letztes Buch erschien im Frühjahr, deshalb habe ich jetzt nur ein kleines Buch hier, ein Theaterstück, erschienen in einem österreichischen Verlag, dem Thomas Bernhard Verlag. Aber ich bin jedes Jahr da, ob ich nun ein Buch habe oder nicht. Meistens habe ich eines.

Sie sind Theaterautor und Verfasser von Romanen. Gibt es da einen Unterschied in der kreativen Arbeit?

Nachdem ich ja sehr, sehr text- und sprachorientiert bin, ist natürlich die Arbeit am Schreiben selbst ansatzweise die gleiche. Aber das Theater ist natürlich wesentlich kommunikativer. Man ist einfach permanent schon ganz früh im Gespräch, mit den Regisseuren, mit den Intendanten. Man denkt an Schauspieler, die bestimmte Rollen ausfüllen können, man zeigt bestimmte Sachen vorher schon oder probiert sie aus - deswegen ist das Tolle am Theaterschreiben, dass dieser Prozess viel offener ist. Beim Roman ist man immer in dieser Einzelkämpferspur: Irgendwann ist er dann fertig, dann hat man den Lektor, und dann ist das Buch da - und dann hat man erst die Reaktion. Beim Theater geht das viel schneller und viel direkter - auch, was Kritik betrifft.

Albert Ostermaier (geb. 1967) ist ein Vielschreiber, die Liste seiner Theaterstücke, Hörspiele, Romane und sonstigen Veröffentlichungen ist lang. Für seine Arbeiten wurde er vielfach ausgezeichnet. Sein letzter Roman "Lenz im Libanon" erschien im April 2015 im Suhrkamp Verlag, Berlin. 190 Seiten.

Das Interview führte Sabine Peschel.