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Thyssenkrupp-Chef Kerkhoff soll abtreten

25. September 2019

Erst seit Juli 2018 steht Kerkhoff an der Spitze des strauchelnden Mischkonzerns Thyssenkrupp. Mit seinem Zick-Zack-Kurs hat er aber offenbar schnell das Vertrauen verspielt. Nun greift der Aufsichtsrat ein.

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ThyssenKrupp AG Hauptversammlung 2019
Muss den Vorstandsvorsitz wohl bald abgeben: Guido KerkhoffBild: picture-alliance/SvenSimon/M. Ossowski

Der kriselnde Industriekonzern Thyssenkrupp gibt Vorstandschef Guido Kerkhoff den Laufpass. Der Personalausschuss des Aufsichtsrats habe dem Gremium empfohlen, mit dem 51-Jährigen "Verhandlungen über eine zeitnahe Beendigung seines Vorstandsmandates aufzunehmen", teilte das Unternehmen in Essen mit. Gründe für den ungewöhnlichen Schritt wurden zunächst nicht genannt. Dem Vernehmen nach gab es zuletzt unterschiedliche strategische Vorstellungen. Das Aufsichtsratspräsidium habe sich neue Führungskräfte gewünscht, hieß es.

Kerkhoff ist seit 2011 im Konzern tätig und hatte im Juli 2018 die Nachfolge des überraschend zurückgetretenen Heinrich Hiesinger angetreten. Kerkhoff stand von Anfang in der Kritik einiger Investoren. Nach mehreren Strategiewechseln und Prognosesenkungen hatte er zuletzt immer mehr an Vertrauen im Markt verloren.

Anstelle von Kerkhoff soll Aufsichtsratschefin Martina Merz für bis zu zwölf Monate als Vorstandschefin einspringen. Die ehemalige Bosch-Managerin führt erst seit Februar das Kontrollgremium. Sie hatte rasch klargemacht, dass sie Kerkhoff genau auf die Finger schauen werde. Der langjährige Finanzchef muss für das Ende September endende Geschäftsjahr 2018/19 einen hohen Verlust ausweisen.

Deustchland | Martina Merz und Guido Kerkhoff | Thyssenkrupp - Hauptversammlung
Ein Bild aus besseren Tagen: Aufsichtsratschefin Martina Merz und Guido KerkhoffBild: imago images/S. Simon

Rapider Wertverlust

Der mehr als 200 Jahre alte Konzern steckt schon seit geraumer Zeit in der Krise und verlor kürzlich seinen seit Jahrzehnten angestammten Platz im wichtigsten deutschen Aktienindex Dax. Ersetzt wurde der Traditionskonzern in dem Leitindex durch den Triebwerksbauer MTU. Thyssenkrupp hatte seit Anfang 2018 fast 60 Prozent an Börsenwert eingebüßt. Die Finanzdecke des Unternehmens ist dünn - auch eine Folge von milliardenschweren Fehlinvestitionen in Stahlwerke in Brasilien und den USA.

Die als Befreiungsschlag geplante Stahlfusion mit dem indischen Konkurrenten Tata wurde von der EU untersagt. Kerkhoff sagte daraufhin auch die Aufspaltung des Konzerns in zwei eigenständige Unternehmen ab. Um Geld in die leeren Kassen zu bekommen, hatte Kerkhoff den Börsengang oder einen Verkauf der profitablen Aufzugssparte geplant. Ihr Wert wird von Analysten deutlich höher eingeschätzt als der des gesamten Konzerns mit seinen weltweit rund 160.000 Mitarbeitern.

Liftfahrt der Zukunft

Merz und Russwurm tauschen die Rollen

Sobald der Vorstandsvorsitz neu besetzt wird, werde Merz in den Aufsichtsrat zurückkehren, erklärte Thyssenkrupp. In der Zwischenzeit soll der ehemalige Siemens-Manager Siegfried Russwurm die Funktion des Aufsichtsratschefs übernehmen. Russwurm war vor einem Jahr selbst als Nachfolger Hiesingers gehandelt worden. Der Manager genießt auch bei Arbeitnehmervertretern einen guten Ruf. Die Gewerkschafter und Betriebsräte stellen die Hälfte der Mitglieder des Aufsichtsrats. Sie spielen damit neben den Großaktionären Krupp-Stiftung und Cevian eine Schlüsselrolle bei den Entscheidungen im Konzern.

"Der Aufsichtsrat wird zeitnah in einer außerordentlichen Sitzung über die Empfehlungen des Präsidiums und des Personalausschusses beraten und entscheiden", hieß es in der Mitteilung. Dass Kerkhoff gehen muss, dürfte allerdings nur noch eine Formsache sein. "Die im Mai 2019 angekündigte und vom Aufsichtsrat einstimmig beschlossene Neuausrichtung des Konzerns wird konsequent fortgesetzt", betonte Thyssenkrupp. 

kle/qu (rtr, afp, dpa)