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Tiffany: Übernahme im Luxusbereich

25. November 2019

"LVMH kauft Tiffany", das klingt staubtrocken. Weiß man aber, dass hinter LVMH Marken wie Louis Vuitton, Hennessy oder Dior stecken, fängt die Geschichte an zu glitzern. Die Luxus-Branche kommt in Bewegung.

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Tiffany & Co. Laden in Rockefeller Center in New York
Bild: picture-alliance/Photoshot

Es mag ja in dieser Geschichte nur um Schampus, Schmuck und teure Taschen gehen - aber das alles ist eine Menge wert: Der französische Luxus-Konzern LVMH mit seinen schillernden Marken bringt es an der Börse auf rund 200 Milliarden Euro. Das ist mehr als die drei deutschen Autokonzerne VW, Daimler und BMW zusammen auf die Waage bringen. Aber LVMH will weiter wachsen und leistet sich den größten Zukauf seiner Geschichte.

USA Audrey Hepburn in Breakfast at Tiffany's
Audrey Hepburn - mit Film-Geschmeide von TiffanyBild: picture-alliance/dpa

Tiffany wird nun damit französisch, eine New Yorker Institution, oder mit den Worten der Agence France Press (afp): "die Ikone unter den US-Luxus-Marken". 14,7 Milliarden Euro oder 16,2 Milliarden US-Dollar gibt LVMH für die neue Tochter aus. Das ist ein Aufschlag von 7,5 Prozent gegenüber dem Tiffany-Börsenwert vom vergangenen Freitag. Und als die ersten Gerüchte über die Übernahme im Oktober bekannt wurden, da war Tiffany nur halb so viel wert wie heute.

"Preiswerter Luxus"?

Was aber will der weltgrößte Luxuskonzern mit der amerikanischen Tochter, bei der jeder sofort an Audrey Hepburn denkt, sodass der Hinweis auf den Hollywood-Streifen "Frühstück bei Tiffany's" in keinem Bericht über den Schmuckladen fehlt? Tiffany ist auf dem US-Markt stark, nicht aber in China - LVMH mit seinen Marken ist in China mächtig präsent, aber nicht gleichermaßen in den USA. Die Übernahme könnte beiden helfen. Zumal Tiffanys Schmückstücke noch als verhältnismäßig preiswerter Luxus gelten.

In der Welt der Luxusgüter sind Schmuck und Juwelen jedenfalls derzeit die Renner: Das Segment wächst stärker als die anderen und steht für nicht weniger als 20 Milliarden Dollar im Jahr. Schon beim letzten großen Zukauf griff sich LVMH eine Luxus-Schmuck-Marke. Für Bulgari mit Sitz in Rom legte LVMH-Boss Bernard Arnault 2011 auch schon 3,1 Milliarden Euro (oder damals 5,2 Milliarden Dollar) hin. Der Mann kann sich so was leisten, er gilt als der reichste Europäer und der drittreichste Mensch der Welt (nach Jeff Bezos und Bill Gates).

Infografik Marken von LVMH

Hongkong und die Boutiquen

Sein LVMH-Imperium umfasst mehr als 70 Luxusmarken, und die wachsen mit dem Luxusmarkt insgesamt. In den letzten zehn Jahren, so rechnete die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" jetzt auf Grundlage des S&P Luxusaktien-Index vor, legte dieses Segment um fast das Vierfache zu. Der Dax wuchs in der Zeit nur gut halb so stark.

Aber auch die Reichen und Allerreichsten haben manchmal mit ihrem Reichtum gewisse Schwierigkeiten, etwa wenn es Demokratiebewegungen gar zu heftig treiben. So wie derzeit in Hongkong, das sich gegen chinesische Bevormundung zu wehren sucht. Seit Beginn der Demonstrationen in Hongkong müssen die teuren Boutiquen dort immer wieder geschlossen bleiben und die kaufkräftige Kundschaft vom chinesischen Festland bleibt weg. In den ersten sechs Monaten des Jahre vermeldete LVMH-Konkurrent Richemont einen Umsatzeinbruch in Hongkong um einen zweistelligen Prozentsatz.

Dabei steht der Markt dort sonst für mehr als zehn Prozent des Gesamtumsatzes vom Richemont, das so glitzernde Ware wie Cartier-Schmuck oder Uhren von Jaeger LeCoutre anzubieten hat. Tiffany schafft es allerdings auch ohne Tränengas vor den eigenen Boutiquen in den USA und anderswo, schlechte Zahlen zu liefern: Der Umsatz fiel seit 2015, im Jahr 2017 ging es noch einmal aufwärts, im Geschäftsjahr aber, das im Juni zu Ende ging, fiel der Umsatz wieder um rund ein Prozent.

Kein Wunder, dass der Tiffany-Chef nun schwärmt. "Die Transaktion mit LVMH bietet uns einen aufregenden Weg nach vorn", so Roger Farah.

Infografik Marken Richemont

Weitere Konzentration?

Noch nicht recht absehbar ist, ob die Milliarden-Übernahme eine weitere Konzentration in der Luxus-Branche anschiebt. Die Schweizer "Handelszeitung" mutmaßte bereits, dass die schweizerische Richemont nun möglicherweise mit der französischen Kering-Gruppe fusionieren könnte. Der LMVH-Gegenspieler versammelt  Modemarken wie Gucci, Brioni und Saint Laurent. Mangel an glitzernden Marken gibt's jedenfalls nicht.

China, Hongkong: Cartier
Luxusladen - Cartier in Hongkong Bild: picture-alliance/dpa/Z. Junxiang

Mangel an Reichen steht auch nicht zu befürchten: In Europa lebten laut "Statista" 2018 rund, 4,8 Millionen Millionäre, in Nord-Amerika 5,6 Millionen und im asiatischen Raum waren es 6,7 Millionen. Nur Milliardäre werden irgendwie ärmer:  Laut "Forbes"-Magazin gab es im Jahr 2019 weltweit 2153 Menschen mit einem Vermögen von mindestens einer Milliarde US-Dollar - in Jahr zuvor waren es 55 mehr. Aber keine Sorge: Laut dem "Wealth Report" der Immobilienberater von Knight Frank soll bis 2023 die Zahl der sehr Reichen mit einem Nettovermögen von 30 Millionen US-Dollar oder mehr um 22 Prozent steigen. Bernault Araud dürfte es freuen, Audrey Hepburn kann sich nicht mehr äußern.

ar/hb (afp, rtr, dpa – mit Archiv)