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Todesschuss bei Filmdreh: Neue Anklage gegen Alec Baldwin

20. Januar 2024

Der tödliche Schuss bei Aufnahmen für den Western "Rust" beschäftigt weiter die US-Justiz. Hollywoodstar Alec Baldwin soll nun doch wegen des Vorwurfs der fahrlässigen Tötung vor Gericht kommen.

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Alec Baldwin, Porträtfoto (30.11.2023)
Schauspieler Baldwin: "Schreckliche Tragödie"Bild: Evan Agostini/Invision/AP/picture alliance

Dreharbeiten auf einer Ranch in Santa Fe im Südwesten der USA: Schauspieler Alec Baldwin hantiert mit einer Waffe. Ein Schuss fällt. Doch statt einer Platzpatrone steckt eine richtige Kugel im Colt. Kamerafrau Halyna Hutchins wird getroffen und stirbt. Mehr als zwei Jahre ist das jetzt her und die juristische Aufarbeitung ist noch nicht abgeschlossen: Baldwin muss sich nun erneut vor Gericht verantworten.

Eine Grand Jury im US-Bundesstaat New Mexiko, wo der Drehort liegt, hat den 65-Jährigen wegen fahrlässiger Tötung angeklagt. Dies gab das zuständige Gericht am Freitag bekannt. Bereits vor einem Jahr war eine ähnliche Anklage gegen den Hollywood-Star erhoben, aber wenige Monate später wieder fallengelassen worden.

"Wir freuen uns auf unseren Tag vor Gericht", schreiben Baldwins Anwälte Luke Nikas und Alex Spiro in einer Mitteilung, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Ein Prozess-Termin wurde zunächst nicht bekannt. Die Sonderermittler der Anklage hatten den Fall im vorigen Jahr einer Grand Jury vorgelegt, um ein neues Strafverfahren gegen Baldwin anzustrengen.

Bis zu 18 Monate Haft möglich

In den USA untersucht eine Grand Jury Straftaten, wenn die Staatsanwaltschaft Beweismittel vorgelegt hat. Das Gremium entscheidet dann, ob Anklage erhoben werden soll oder nicht. Im Fall Baldwin sprach sich die Grand Jury in New Mexico nun für zwei mögliche Vorwürfe von fahrlässiger Tötung aus: entweder wegen fahrlässiger Verwendung einer Schusswaffe oder wegen einer Handlung mit Todesfolgen bei völliger Missachtung oder Gleichgültigkeit gegenüber der Sicherheit anderer Personen.

USA. abgesperrter Rust-Drehort in Santa Fe im Oktober 2021
Abgesperrter Drehort in Santa Fe (im Oktober 2021): Wie kam scharfe Munition ans Filmset?Bild: Santa Fe County Sheriff's Office/ZUMA/picture alliance

Dem Schauspieler drohten im Falle einer Verurteilung bis zu 18 Monate Haft, berichten US-Medien. Bei den Dreharbeiten zu dem Western "Rust" im Oktober 2021 in Santa Fe war nicht nur die 42-jährige Kamerafrau Hutchins tödlich verletzt worden. Auch Regisseur Joel Souza erlitt eine Schussverletzung. Baldwin war Hauptdarsteller und Produzent des Films. Er hatte bei der Probe für eine Szene die Waffe in der Hand, als sich der Schuss mit der Kugel löste.

Wie das geschehen konnte, ist noch immer unklar - unter anderem ist noch nicht ermittelt, wie die scharfe Munition ans Filmset gelangte. Nach "umfangreichen Untersuchungen" in den vergangenen Monaten seien zusätzliche Fakten ans Licht gekommen, die aus ihrer Sicht eine Strafbarkeit von Baldwin aufzeigen, hatten die Sonderermittler Kari Morrissey und Jason Lewis im Oktober mitgeteilt. Baldwins Anwälte schrieben damals in einer Stellungnahme, es sei bedauerlich, dass eine "schreckliche Tragödie" in eine "missgeleitete Strafverfolgung" verwandelt werde.

Neues Gutachten belastet Baldwin

Baldwin und die Waffenmeisterin Hannah Gutierrez-Reed waren im Januar 2023 wegen fahrlässiger Tötung angeklagt worden, im April wurde die Anklage gegen Baldwin zunächst fallengelassen. Es seien weitere Untersuchungen und forensische Analysen erforderlich, hieß es damals. Die Anklage gegen Gutierrez-Reed blieb bestehen, der Prozess gegen sie ist für Ende Februar geplant.

Alec Baldwin mit Hut bei den Dreharbeiten zum Film "Rust" (im Oktober 2021)
Hollywoodstar Baldwin bei den Dreharbeiten zum Film "Rust": Neue Fakten nach umfangreichen UntersuchungenBild: Santa Fe County Sheriff's Office/ZUMAPRESS/picture alliance

Beide haben die Schuld an dem fatalen Unfall stets von sich gewiesen. Baldwin beteuerte in Interviews, dass er den Abzug nicht betätigt habe. Die Ermittler prüften unter anderem, ob eine mögliche Fehlfunktion der Waffe zum Auslösen hätte führen können. Die US-Bundespolizei FBI hatte bei einem Test festgestellt, dass Pistolen dieser Bauart ausgelöst werden können, ohne dass der Abzug betätigt wird, beispielsweise durch Fallenlassen der Waffe.

Doch ein im August veröffentlichtes Gutachten von zwei Schusswaffenexperten belastet den Schauspieler neu. "Obwohl Alec Baldwin wiederholt bestreitet, den Abzug betätigt zu haben, musste der Abzug angesichts der hier berichteten Tests, Befunde und Beobachtungen ausreichend betätigt oder niedergedrückt werden, um den vollständig gespannten oder eingezogenen Hahn des Revolvers zu lösen", zitiert das Branchenmagazin "People" aus dem Bericht der Fachleute.

Kamerafrau Hutchins hinterließ einen Ehemann und einen Sohn. Witwer Matthew Hutchins ging im Februar 2022 mit einer Zivilklage gegen Baldwin und andere Mitwirkende vor. Im Oktober gab er dann aber bekannt, man habe sich außergerichtlich geeinigt und die Klage beigelegt.

Die zunächst eingestellten Dreharbeiten zu "Rust" waren im vorigen April fortgesetzt worden. Baldwin spielt in dem Western den Banditen Harland Rust, auf den ein Kopfgeld ausgesetzt ist. Matthew Hutchins war als ausführender Produzent beteiligt. Sie wollten mit der Fertigstellung des Films die Arbeit von Halyna Hutchins würdigen, hieß es damals.

AR/se (dpa, afp, ap)