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Architektur

Gerüst auf Notre-Dame in Paris wird abgebaut

8. Juni 2020

14 Monate nach dem verheerenden Brand in der Pariser Kathedrale Notre-Dame haben die Arbeiten zur Sicherung des gefährdeten Gewölbes begonnen. Arbeiter demontierten erste Teile des stark verformten großen Metallgerüsts.

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Paris Kathedrale Notre Dame | Demontage des verformten Gerüsts
Ein Baukran bringt den Korb mit Arbeitern zum Dach der KathedraleBild: AFP/P. Lopez

Die 200 Tonnen schwere Eisenkonstruktion auf dem Dach der Kirche hielt dem Einsturz der Turmspitze zwar stand, wurde jedoch durch die Hitze des Feuers massiv verformt. Ihre 40.000 Teile sollen in den nächsten Monaten zersägt und entfernt werden. Die Arbeiten finden größtenteils auf 40 Metern Höhe statt. Ein 80 Meter hoher Baukran hebt dazu immer wieder einen Korb auf das Dach des weltberühmten Gebäudes, wo die demontierten Metallteile zum Abtransport eingeladen werden. Für die Demontage werden zwei Teams mit jeweils fünf Industriekletterern eingesetzt, die sich abwechseln, wie die Bauleitung mitteilte.

Die öffentliche Gesellschaft, die mit der Restaurierung der mehr als 850 Jahre alten Kathedrale beauftragt ist, spricht von einer höchst komplizierten Demontage. Chefarchitekt Philippe Villeneuve hatte immer wieder vor einem möglichen Einsturz des Gewölbes gewarnt. Das Metallgerüst war vor dem Brand am Spitzturm von Notre-Dame angebracht worden, um Restaurierungsarbeiten zu ermöglichen. Der Turm sowie weite Teile des Dachs der Kathedrale stürzten bei dem Feuer jedoch ein.

Paris Kathedrale Notre Dame | Demontage des verformten Gerüsts
Die Kathedrale mit dem neuen Sicherungsgerüst zur DemontageBild: AFP/P. Lopez

Minutiöse Vorbereitung

"Es ist eine Aktion, die vermutlich den ganzen Sommer über dauern wird", sagte Christophe Rousselot von der Stiftung Notre-Dame dem Sender BFMTV. Es seien sehr komplizierte Arbeiten, die minutiös vorbereitet worden seien. Für die Abbauarbeiten wurde etwa auch ein zweites Gerüst angebracht, das das defekte Gerüst umrahmt.

Durch die Coronavirus-Pandemie waren die Bau- und Reparaturarbeiten rund sechs Wochen lang zum Stillstand gekommen. Ende April wurden sie wiederaufgenommen. Seit Ende Mai ist auch der Vorplatz der Kathedrale erstmals wieder für die Öffentlichkeit frei betretbar. Wo sich normalerweise Hunderte Touristen tummeln, herrscht nun aber weitgehend große Leere - nicht zuletzt wegen der Corona-Pandemie. Nur wenige Zuschauer beobachten die Demontage-Arbeiten.

Die gesamten Sicherungsarbeiten an der Kathedrale sollen bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Der Beginn des Wiederaufbaus der Kathedrale ist erst ab 2021 geplant. Der Wiederaufbau kann aber erst beginnen, wenn über die Form entschieden ist. Umstritten ist bisher etwa, ob der eingestürzte Spitzturm in traditioneller Form wiederaufgebaut werden soll, was Chefarchitekt Villeneuve befürwortet, oder ob sich Präsident Emmanuel Macron mit seinem Wunsch nach einer Modernisierung durchsetzt. Architekten haben unter anderem einen Turm aus Glas vorgeschlagen oder einen in Form einer Flamme. Für den Wiederaufbau haben Privatleute und Firmen aus aller Welt mehr als 900 Millionen Euro an Spenden zugesagt. Wie viel Geld das Projekt schlussendlich kosten wird, ist offen.

Wiederaufbau in nur fünf Jahren?

Das Feuer im Dachstuhl von Notre-Dame war am Abend des 15. April 2019 ausgebrochen. Als mögliche Ursache gelten ein Kurzschluss oder eine achtlos weggeworfene Zigarette. Staatschef Emmanuel Macron hat versprochen, die Kirche bis zum Sommer 2024 wiederaufzubauen. Dieser Zeitplan galt bereits vor der Corona-Krise als gewagt.

Mit VR auf die berühmteste Baustelle Frankreichs

Unterdessen haben mehr als 6000 Kinder aus zahlreichen Ländern weltweit dem Pariser Erzbischof Michel Aupetit Zeichnungen mit ihrer Vision der schwer beschädigten Kathedrale zugeschickt. Unter dem Motto "Draw me Notre-Dame" hatte Aupetit im Vorjahr an Kinder appelliert, Bilder der Kathedrale zu malen, "so wie ihr die Kirche kennt oder wie ihr euch sie vorstellt", so der Erzbischof damals in einem Aufruf. Rund 50 der Zeichnungen werden ab 16. Juni als Ausstellung am Holzzaun der Baustelle zum Wiederaufbau des Gotteshauses zu sehen sein, wie das Schweizer Onlineportal cath.ch berichtete.

kle/uh (afp, kna, dpa)