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Toshiba vor gigantischem Verlust

30. März 2017

Der wankende Technologieriese Toshiba versucht die Flucht nach vorn, schickt die US-Tochter Westinghouse in die Insolvenz und verkauft seine Chip-Sparte. Es droht ein Jahresverlust von mehr als acht Milliarden Euro.

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Symbolbild Computer Chip technology
Bild: Fotolia/Edelweiss

Die US-Atomsparte Westinghouse und andere Firmen der Gruppe hätten sich zu dem Schritt entschlossen, hatte Toshiba am Mittwoch mitgeteilt. Massive Probleme bei der US-Tochter hatten ein gewaltiges Loch in die Bilanz von Toshiba gerissen.  Mit der Insolvenz von Westinghouse will Toshiba die Sparte aus den Büchern bekommen.

Auf einer turbulenten Hauptversammlung des kriselnden Konzerns gab Toshiba am Donnerstag bekannt, man werde nun das Geschäft mit Speicherchips verkaufen. Die Sparte gilt als Filetstück im Konzern und verdient gut. An der Börse kam der Schritt gut an. In Tokio legte die Toshiba-Aktie zum Handelsschluss am Donnerstag um 4 % zu.   

Schweden Westinghouse Kernkraftwerk mit Firmenlogo
Atommeiler von Westinghouse. Bild: picture-alliance/dpa/P. Madej

Die US-Atom-Tochter Westinghouse beantragte den Gläubigerschutz beim "U.S. Bankruptcy Court" für den Bezirk New York. Es wird nun mit schwierigen Verhandlungen über eine Restrukturierung des Unternehmens gerechnet, deren Ausgang nicht sicher ist. Um das eigene Kerngeschäft während der Restrukturierung abzusichern, stünden 800 Millionen Dollar zur Verfügung, so Westinghouse.

Gigantisches Minus

Vor wenigen Wochen hatte Toshiba umfangreiche Wertberichtigungen bekannt geben müssen. Die Bilanzkorrekturen hatten einen Umfang von 12,5 Milliarden Yen (5,9 Milliarden Euro). Verwaltungsratschef Shigenori Shiga trat daraufhin zurück. Auslöser für die Wertberichtigung waren Verzögerungen und höhere Kosten beim Bau von Atomkraftwerken in den USA.

Noch im Februar hatte Toshiba mit einem Verlust für das laufende Geschäftsjahr von 390 Milliarden Yen gerechnet – nun summiert sich das Minus vermutlich auf 1,01 Billionen Yen, umgerechnet ca. 8,3 Milliarden Euro.  

Schuldenquelle Atomkraft

Toshiba hatte den US-Atomkonzern Westinghouse für mehr als fünf Milliarden Dollar gekauft. Dieser wiederum hatte dann die Spezialbaufirma Stone & Webster übernommen, auf die sich die Abschreibungen zum großen Teil beziehen. Mit dem Einstieg in das für stabil gehaltene Atomgeschäft in den USA im Jahr 2006 wollte Toshiba eigentlich die Schwankungen des Elektronik-Markts abfedern. Doch statt Gewinne hagelte es massive Verluste.

Japan Hisao Tanaka in Tokio
Toshiba-Konzernchef Hisao Tanaka trat 2015 zurück. Bild: Reuters/T. Hanai

Wegen der Probleme musste der Konzern die Vorlage der Quartalszahlen wiederholt verschieben. Eine letzte Frist zur Vorlage der Geschäftszahlen endet am 11. April. Kann Toshiba auch diese Frist nicht einhalten, droht die Streichung vom Börsenzettel.

Toshiba leidet weiter unter den Folgen eines Bilanzskandals, der im Sommer 2015 bekannt geworden war. Damals trat Firmenboss Hisao Tanaka zurück. Von 2008 und 2014 waren die Bilanzen um umgerechnet rund 1,13 Milliarden Euro geschönt worden. Inzwischen wurde ein großangelegter Konzernumbau eingeleitet; unter anderem trennte sich Toshiba von mehreren lukrativen Geschäftsbereichen.

 

ar/wen (dpa, rtr, afp)