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Tourismus-Branche in heller Aufregung

13. März 2011

Der Tourismus ist Spaniens wichtigster Wirtschaftszweig und der einzige Sektor, der das Land aus der Krise führen kann. Eine angedrohte Streikwelle von Flughafenarbeitern könnte die Aufschwung-Hoffnungen zunichtemachen.

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Bucht 'Sa Calobra' auf Mallorca (Foto: dpa)
Beliebt bei Mallorca-Urlaubern: die Bucht "Sa Calobra"Bild: picture-alliance/dpa

Alarm in Spaniens Tourismus-Branche: Die Flughafenarbeiter wollen auf dem Höhepunkt der Reisesaison in den Streik treten und den Betrieb auf den spanischen Airports weitgehend zum Erliegen bringen. Die großen Gewerkschaftsverbände haben in der Zeit von April bis August an 22 Tagen zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen. Die Hoteliers und Reiseveranstalter sind in heller Aufregung. Sie befürchten, dass die Streikwelle die Hoffnungen auf eine Neubelebung der Reisebranche zunichtemachen könnte.

Das Chaos, ...

... das die spanischen Fluglotsen Anfang Dezember 2010 mit einem wilden Streik ausgelöst hatten, ist noch frisch in Erinnerung. Damals war der gesamte Luftverkehr in Spanien fast 20 Stunden lang lahmgelegt worden. Hunderttausende von Passagieren saßen auf den Flughäfen fest, der Ruf Spaniens als Ferienziel nahm beträchtlichen Schaden.

Passagiere am Flughafen Barcelona (Foto: picture alliance)
Flughafen Barcelona: Chaos während des Fluglotsenstreiks im Dezember 2010Bild: picture alliance / dpa

Diesmal wollen nicht die Lotsen in den Streik treten, sondern die übrigen Beschäftigten der Flughafenbehörde AENA. Dazu gehören auch Berufsgruppen, ohne die kein Flughafen funktionieren kann. Da sind zum Beispiel die Feuerwehrleute, die Wartungsmechaniker oder die Flugzeugabfertiger, die die Maschinen in die Parkpositionen einweisen. Die angekündigte Streikwelle unterscheidet sich vom wilden Streik der Fluglotsen auch dadurch, dass die Ausstände vorher angekündigt wurden und daher legal sind.

Dennoch haben die Gewerkschaften die gesamte öffentliche Meinung in Spanien gegen sich. Sie haben für die Streiks genau solche Tage ausgesucht, an denen sie möglichst vielen spanischen und ausländischen Touristen die Urlaubsreise verderben können. Die Streiks wurden unter anderem für die Osterferien, für lange Wochenenden sowie für den Beginn und das Ende der sommerlichen Hochsaison angesetzt.

"Das ganze Land erpresst"

Die Unternehmensverbände der Tourismusbranche warnen: "Die Streiks verursachen einen Schaden, der nicht wiedergutzumachen sein wird." Allein für die Osterwoche seien Verluste in Höhe von 400 Millionen Euro zu befürchten. Manuel Maciñeiras, Präsident des Reisebüroverbandes Aedave, meint: "Mit den Streiks werden die Bürger als Geiseln genommen und das ganze Land erpresst."

José Blanco (Foto: dpa)
Optimist: José BlancoBild: picture-alliance/ dpa

In dem Arbeitskonflikt geht es nicht um Löhne, sondern um die Teilprivatisierung der spanischen Flughäfen. Die Beschäftigten befürchten, dass die privaten Betreiber ihre Rechte beschneiden und Arbeitsplätze abbauen werden. Spaniens Verkehrsminister José Blanco ist zuversichtlich, bis Ende April noch eine Einigung zu erreichen und die Gewerkschaften zu einer Zurücknahme ihres Streikaufrufs bewegen zu können. Die Aussichten sind jedoch nicht günstig. In den vergangenen Monaten erzielten beide Seiten keine Annäherung. Zudem brachte die Streikankündigung der Reisebranche schon jetzt erste Verluste ein. "Die Buchungen sind merklich zurückgegangen", teilte der Verband der katalanischen Reisebüros mit.

Dabei ist der Tourismus nach dem Ende des Baubooms der einzige Sektor, der Spaniens Wirtschaft aus der Krise führen kann. Die Reisebranche macht elf Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus und hatte für dieses Jahr auf ein kräftiges Anschwellen des Urlauberzustroms gehofft. Spanien hatte auch darauf gesetzt, dass Mallorca, die Kanaren oder die Costa Brava von den Unruhen in Ferienländern wie Tunesien oder Ägypten profitieren können.

Autor: Hubert Kahl (dpa)
Redaktion: Christian Walz