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Touristen mögen keine Unruhe

Sabine Kinkartz8. März 2013

Wo soll es im nächsten Urlaub hingehen? Am liebsten doch in ein politisch stabiles Land, oder? Krisen-Länder wie Ägypten und Tunesien zeigen sich auf der ITB in Berlin trotzdem optimistisch.

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Der Designer Hans-Georg Köhl wischt am 05.03.2013 in Berlin auf der Internationalen Tourismus Börse (ITB) am Stand des Landes Ägypten den Staub der Aufbauarbeiten von der "Goldmaske" des ägyptischen Pharaos Tutanchamun. Die Reisemesse ist vom 06. bis 10.03.2013 geöffnet. Foto: Soeren Stache/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Bild: picture-alliance/dpa

Bunt und laut geht es zu auf der Internationalen Tourismusbörse, auch in der Halle 23a des Berliner Messegeländes. Mehr als 100 Reiseveranstalter, Hotels und andere touristische Unternehmen aus Ägypten haben hier ihre Stände aufgebaut. Auf großen Videoleinwänden planschen Urlauber in Hotel-Pools. Web-Kameras übertragen in Echtzeit Impressionen aus den ägyptischen Badeorten am Roten Meer.

"Sehen sie selbst, wie normal es in Hurghada und Sharm El Sheikh zugeht", sagt Mohamed Gamal, Direktor des Ägyptischen Fremdenverkehrsamtes für Deutschland. Ihm als Ägypter würde man ja vielleicht nicht glauben, dass die Lage stabil und ruhig sei. Mithilfe der Kameras könne sich aber doch jeder sein eigenes Bild machen. "Wir leiden im Moment unter der Darstellung in den Medien, denn sie beeinflusst das Buchungsverhalten", klagt Gamal. Vor allem in Luxor, Assuan und bei den Nil-Kreuzfahrten sei es schlimm. "Fünf Millionen Ägypter arbeiten in der Tourismus-Branche und ohne den Tourismus gibt es keine Wirtschaft in Ägypten."

Fotografierende Touristen vor den Pyramiden in Ägypten.
2010 kamen noch 15 Millionen Touristen nach ÄgyptenBild: picture-alliance/dpa

Urlauber bleiben aus

2011 musste die Branche einen Einbruch von knapp 30 Prozent verkraften. 2012 zogen die Buchungszahlen zwar wieder an, das Niveau von 2010, als fast 15 Millionen Urlauber nach Ägypten kamen, wurde aber nicht erreicht. 1,2 Millionen Deutsche verbrachten ihren Urlaub im vergangenen Jahr in Ägypten, nur aus Russland kamen mehr Urlauber. Doch seit Kairo wieder im Zeichen politischer Unruhen steht, sind die Buchungen aus allen Ländern erneut rückläufig.

Mohammed Gamal kann seine Sorge darüber kaum verbergen, auch wenn er versucht, optimistisch zu wirken. Die aktuelle politische Lage sei ganz normal. "Die Revolution ist wie ein Baby und gerade erst zwei Jahre alt und das Baby braucht Erfahrung und muss lernen." Ein demokratischer Prozess brauche einfach seine Zeit.

Auch Tunesien leidet

Zeit, die weder Ägypten hat, noch Tunesien, Ursprungsland des arabischen Frühlings. 2011 kamen ein Drittel weniger Touristen ins Land als 2010. Im vergangenen Jahr konnte der Einbruch zwar fast wieder ausgeglichen werden, doch die Unruhen in Tunis nach der Ermordung eines tunesischen Oppositionspolitikers lassen für 2013 nichts Gutes erahnen. An die Zuwächse des Vorjahres schließen die aktuellen Buchungszahlen jedenfalls nicht an.

Andrea Philippi vom tunesischen Fremdenverkehrsamt will gar nicht darüber nachdenken, was das für Folgen haben könnte. "Wenn es dieses Jahr nicht anzieht, das wäre in der Tat nicht schön und für die Hoteliers wäre das furchtbar." Ihre Hoffnung auf bessere Buchungszahlen will sie nicht aufgeben. Tunesien werbe mit einer neuen Kampagne und sei auf allen touristischen Messen vertreten. "Ich hoffe, wir können die Leute überzeugen, dass sie einen wunderbaren und ruhigen Urlaub in Tunesien verbringen können. Man kann auch weiter im Bikini baden und den guten Wein und das frische tunesische Bier trinken."

Wie in Ägypten, so ist auch in Tunesien der Tourismus einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren. Sieben Prozent des Bruttoinlandsprodukts werden hier erwirtschaftet. 400.000 Arbeitsplätze sind direkt oder indirekt von der Branche abhängig, Kunsthandwerk und Handel nicht mit eingerechnet. Noch spielt sich der Tourismus zu 80 Prozent an den Stränden ab. Mit einer neuen Kampagne will Tunesien aber auch Kultur-Touristen ins Land locken und die Gästezahlen so bis 2016 auf zehn Millionen verdoppeln. Doch dafür ist viel Geld nötig und das muss erst einmal erwirtschaftet werden.

Krisenkontinent Afrika

Wie schnell der Tourismus völlig zum Erliegen kommen kann und wie wichtig Frieden und Stabilität für die Branche sind, darüber kann Brigitte Waltzinger viel erzählen. Auf der Internationalen Tourismusbörse ist sie in Halle 21a mit ihrem Unternehmen "African Dreams" vertreten, das eigentlich auf Reisen nach Mali und Äthiopien spezialisiert ist.

Mit beiden Ländern kann sie im Moment keine Geschäfte machen. In Mali habe sich die Situation langsam zugespitzt, es sei ein Prozess gewesen, der sich über zwei bis drei Jahre hingezogen habe. In Äthiopien habe der tödliche Überfall auf Touristen in der Danakil-Senke viel verändert. "Das wirkt sich natürlich aus, denn viele Interessenten können sich nicht vorstellen, wie groß diese Länder sind und dass die kritischen Punkte mit den normalen touristischen Pfaden häufig nichts zu tun haben."

Messestand Mali auf der ITB 2013, Berlin. Foto: Kinkartz/DW
Auf der ITB 2013 ist Mali trotz der kriegerischen Lage im Land mit einem eigenen Stand vertretenBild: DW/S. Kinkartz

Mali wirbt auf der ITB

Zehn Jahre hat Waltzinger mit einer malischen Agentur zusammengearbeitet und Reisen organisiert, doch damit sei nun leider erst einmal Schluss. Die malische Agentur hat trotzdem einen Stand auf der ITB und das findet die deutsche Geschäftspartnerin auch richtig. "Ich glaube, dass es wichtig ist, einfach auch Gesicht zu zeigen und Rede und Antwort zu stehen über die Situation im Land", meint Waltzinger.

Es gebe viele Landstriche in Mali, die theoretisch bereist werden könnten und auch sicher seien. Für andere touristisch besonders interessante Orte wie Timbuktu und Dogon-Land gelte das nicht. "Gebiete im Süden und Südosten sind nicht vom Krieg betroffen, aber da das ganze Land in einer Art Kriegszustand ist, haben wir im Moment keine Chance, Touristen in das Land zu bringen."

Alternativ bietet Brigitte Waltzinger jetzt Reisen nach Togo, Benin, Burkina Faso, Gambia und Senegal an. Sie hofft aber, dass irgendwann auch wieder Tourismus in Mali möglich sein wird. Wann das sein wird, das vermag sie nicht zu sagen. Realistisch betrachtet, meint sie, könnten durchaus einige Jahre ins Land ziehen.