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Tränengas gegen Umweltaktivisten

29. November 2015

Sydney, Hongkong, Berlin - rund um den Globus gehen hunderttausende Menschen auf die Straße. Vor dem UN-Klimagipfel setzten sie ein Zeichen gegen Erderwärmung und Klimawandel. In Paris endete ihr Protest gewaltsam.

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Demonstranten bei Pariser Klimaschutz-Demo (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/E. Gaillard

Unter dem Namen "Global Climate March" haben in vielen Städten weltweit Menschen protestiert - einen Tag bevor in Paris die UN-Klimakonferenz beginnt. Während die Märsche überall sonst friedlich verliefen, gab es in der französischen Hauptstadt Auseinandersetzungen zwischen einigen hundert Demonstranten und der Polizei (Artikelbild). Die Einsatzkräfte gingen mit Tränengas und Schlagstöcken gegen Umweltaktivisten vor. Vermummte Angreifer bewarfen ihrerseits Polizisten mit Schuhen und Flaschen. Nach Angaben des französischen Innenministers Bernard Cazeneuve wurden 208 Menschen teils vorübergehend festgenommen.

Frankreichs Präsident François Hollande verurteilte die Krawalle als "skandalös". "Diese Demonstrationen waren nicht autorisiert. Wir wussten, dass es unruhestiftende Elemente geben würde, die übrigens nichts mit Klimaschützern zu tun haben", betonte er.

Menschenkette und alte Schuhe

In Paris fand die Protestaktion unter besonderen Bedingungen statt: Nach der Anschlagsserie am 13. November mit 130 Toten hatten die französischen Behörden die geplante Großdemonstration untersagt. Die Pariser trotzten dem Verbot mit einer Menschenkette. Nach Angaben der Veranstalter fassten sich mehr als 10.000 Teilnehmer entlang der ursprünglichen Demonstrationsroute am Boulevard Voltaire an den Händen. Nur vor der Konzerthalle Bataclan, wo bei den Anschlägen 90 Menschen getötet wurden, ließen die Demonstranten eine Lücke.

Als Symbol für diejenigen, die an dem Protestmarsch gehindert wurden, stellten Aktivisten auf dem Place de la République tausende Schuhe auf. Darunter waren ein Paar von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon gestiftete Turnschuhe sowie Schuhe von Papst Franziskus, die mit seinem Namen und dem Titel seiner Enzyklika gegen den Klimawandel beschriftet waren.

Anti-Klimawandel-Demonstration auf dem Place de la Republique in Paris (Reuters)
Zwei Engel fordern auf dem Place de la Republique: "Klimagerechtigkeit - keine Entschuldigungen"Bild: Reuters/PE. Gaillard

In Berlin nahmen nach Polizeiangaben rund 5000 Menschen an den Protesten teil. "Berlin sendet ein deutliches Zeichen nach Paris", erklärten die Veranstalter. Sie bezifferten die Zahl der Teilnehmer auf rund 17.000.

Ihre Forderungen trugen die Berliner auf Transparenten vor sich her: "Kohlekraft stoppen", Fracking stoppen", "Steigender Meeresspiegel - Hilfe! Wir wollen nicht untergehen". Umwelt und Hilfsorganisationen wie der WWF, Oxfam, Greenpeace und der Naturschutzbund NABU organisierten den Marsch durch die Innenstadt Berlins.

"Es gibt keinen Planeten B"

Von Australien und Neuseeland über die Philippinen, Bangladesch und Japan bis Südafrika und Großbritannien fanden am Wochenende über 2000 Veranstaltungen in 150 Staaten statt. Laut Organisatoren nahmen 570.000 Menschen an den Märschen teil. Start der Kampagne war am Freitag im australischen Melbourne. Auf Schildern hieß es dort: "Klimawandel ist nicht cool" oder "Es gibt keinen Planeten B".

Am Sonntag gingen in Sydney noch einmal 45.000 Australier für mehr Klimaschutz auf die Straße. Australien hat nach dem Antritt der konservativen Regierung Ende 2013 als erstes Land der Welt einen Emissionshandel zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen wieder abgeschafft. Das Land gehört wegen seiner Kohleindustrie zu den größten Klimaverschmutzern der Welt.

Demonstration gegen den Klimawandel in Sydney (Foto: Reuters)
In Sydney machen Demonstranten mit bunten Ballons auf die bedrohten Lebewesen im Great Barrier Reef aufmerksamBild: picture-alliance/dpa/F. Walker

Große Vorhaben

Einen Tag vor dem offiziellen Beginn der UN-Klimakonferenz in Le Bourget bei Paris nahmen die Delegationen aus 195 Ländern ihre Arbeit auf. Das Treffen begann mit einer Schweigeminute zum Gedenken an die 130 Todesopfer der Terroranschläge am 13. November. Zur offiziellen Eröffnung am Montag werden fast 150 Staats- und Regierungschefs erwartet, unter ihnen Bundeskanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Barack Obama. Sie verhandeln über ein neues weltweites Klimaabkommen zur Verringerung von Treibhausgasen, dass ab 2020 an die Stelle des 1997 ausgehandelten Kyoto-Protokolls treten soll.

Die Vereinbarung soll erstmals auch die Schwellen- und Entwicklungsländer zur Reduzierung ihres Kohlendioxidausstoßes verpflichten. Erklärtes Ziel ist es, die globale Erwärmung auf zwei Grad über dem Temperaturdurchschnitt vorindustrieller Zeit zu begrenzen.

Merkel sprach sich vorab für verbindliche Folgeprozesse mit regelmäßigen Überprüfungen aus. Viele Staaten hätten zwar bereits nationale Ziele zur Minderung klimaschädlicher Emissionen formuliert, betonte sie in ihrem Video-Podcast. Damit ließe dich das globale Ziel der Zwei-Grad-Begrenzung aber nicht erreichen.

nin/pg (dpa, afp, epd)