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Transmediterrane Freundschaft

Daniel Wortmann4. Juli 2003

Mit Italien hat sich Libyens Staatschef Gaddafi auf ein Flüchtlingsabkommen geeinigt. Auch sonst verbindet den nordafrikanischen Staatschef mit Berlusconi, Agnelli und Co. mehr als nur diplomatische Beziehungen.

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Meister der libyschen Kontakte: der Gaddafi-Sohn kickt für PerugiaBild: AP

Wenn ein Staatschef mit Lösegeldern in Millionenhöhe deutsche Geiseln freikauft, sich vehement für eine Union der afrikanischen Staaten einsetzt und in die Wirren um eine "Road Map" für Israel einen eigenen Friedensplan einbringt, ist das Ziel klar: Da ringt jemand um Akzeptanz auf der Bühne der internationalen Staatengemeinschaft.

Tatsächlich scheint Muammar al Gaddafi seit einigen Jahren wieder international "salonfähig" zu sein. Aus der völligen Isolation hat er sich recht erfolgreich herausgearbeitet. Hemmnisse bleiben aber reichlich: Die UN-Sanktionen gegen das Land sind nur ausgesetzt. Die USA haben erst 2001 ihre Handelsbeschränkungen um fünf Jahre verlängert. Auch die EU hält zumindest ein Waffenembargo aufrecht, während sie wirtschaftliche Beziehungen erlaubt.

Italiens Sonderrolle

Nicht alle europäischen Staaten wahren indes die übliche Distanz. So ist Libyen schon seit 1952 nicht mehr eine Provinz des einstigen Eroberers Italien. Und doch sichern die Italiener regelmäßig das außenpolitische und wirtschaftliche Überleben von Gaddafis Revolutionsstaat. 42 Prozent der libyschen Exporte finden über das Mittelmeer den Weg zu ihnen. Durch eine neue Pipeline rauschen in Zukunft 80 Prozent der Erdölproduktion nach Italien.

Moammar Gaddhafi
Muammar al Gaddafi: in Italien verbandeltBild: AP

An diesen Banden strickt auch Gaddafis Regime kräftig mit. Schon 1976 stieg er als Großaktionär bei Fiat ein. Nachdem der italienische Automobilkonzern seine damalige Krise überwunden hatte, konnte Gaddafi zehn Jahre später ausgiebige Kursgewinne einstreichen. Noch heute hält er als Freund der Eigentümerfamilie Agnelli Anteile an dem Traditionsunternehmen.

Gut investiert

Zur Vertretung seiner Interessen bedient sich der Revolutionsführer staatlicher Banken und Investmentfirmen. Nicht selten spielt dabei der Fußball als große Leidenschaft der Gaddafis eine Hauptrolle. So ist die Libyan Arab Foreign Investment Company (Lafico) mit 7,5 Prozent am Fußballclub Juventus Turin beteiligt, was dem fußballverrückten Gaddafi-Sohn Al Saadi einen Platz im Aufsichtsrat beschert hat. Als dann im Sommer 2002 dem italienischen Fußballverband das Geld ausging, wurde der italienische Supercup, das Spiel zwischen Meister und Pokalsieger, kurzerhand ins libysche Tripolis verlegt.

Ein knappes Jahr später zahlte Al Saadi 300.000 Euro an den FC Barcelona, um die Katalanen zu einem Testspiel gegen seinen eigenen Club Al Ittihad zu bewegen. Sein größter Coup ist jedoch erst einige Tage alt. In der nächsten Saison darf Al Saadi in der Serie A mitkicken - eine "rein sportliche Entscheidung", wie der Präsident des italienischen Erstligisten AC Perugia klarstellt. Zweifelhaft ist das nicht nur deshalb, weil schon Fußballgrößen wie Diego Maradona vor der Aufgabe resigniert haben, Gaddafi zu Höchstleistungen anzutreiben. Bemerkenswert erscheint auch, dass die Libyan Arab Foreign Bank (Lafob) fünf Prozent der Aktien des Finanzinstituts Capitalia besitzt, welches die Finanzierung des schuldengeplagten Fußballvereins sichergestellt hat.

Fußball-Weltmeisterschaft als Bühne

Angekommen in einer der besten Ligen der Welt, arbeitet Al Saadi weiter für seine Leidenschaft, und damit auch für das Image seines Landes und dessen Staatschef. Präsident des Afrikanischen Fußball-Verbands will er werden, zudem die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 nach Libyen holen. Damit wäre für die Gaddafis die perfekte Bühne für eine internationale Rehabilitation geschaffen.

Engagement in Italien, das bedeutet für Muammar al Gaddafi und seine Familie jedoch mehr als Imagepflege und Profitstreben. Auch politisch können die Länder nicht voneinander ablassen. So unterzeichneten Gaddafi und der italienische Innenminister Guiseppe Pisanu am Donnerstag (3. Juli 2003) ein Abkommen, mit dem Flüchtlingen aus Afrika der Weg nach Italien abgeschnitten werden soll. Schiffe der Marine beider Länder sollen künftig gemeinsam vor der Küste Libyens patrouillieren. Auch dies ist natürlich kein selbstloser Akt: Im Gegenzug soll Rom das EU-Waffenembargo zu Fall bringen.