Robert Enke tot
11. November 2009Die Polizei habe Kenntnis von einem entsprechenden Schreiben, teilte ein Polizeisprecher in Hannover am Mittwoch (11.11.2009) mit. Damit gebe es keinen Zweifel mehr am Selbstmord des Fußballprofis von Hannover 96. Zum Inhalt des Abschiedsbriefs machte die Polizei keine Angaben.
Enke wurde nur 32 Jahre alt. Der deutsche Fußball-Nationaltorwart wurde nach Angaben der Polizei am Dienstagabend in Neustadt am Rübenberge nahe Hannover von einem Zug überrollt. Enke habe sein Auto zehn Meter von den Gleisen entfernt abgestellt. Die Türen seien unverschlossen gewesen, auf dem Beifahrersitz habe sein Portemonnaie gelegen. Offenbar, so die Polizei, sei Enke mehrere hundert Meter an den Gleisen entlang gegangen, bevor er von einem Regionalzug, der auf dem Weg von Bremen nach Hannover war, erfasst wurde.
"Das ist ganz furchtbar", sagte Martin Kind, Präsident von Hannover 96, unmittelbar nach der Nachricht vom Tode Enkes. Er sei sich sicher, "dass es nichts mit Fußball zu tun hat. Er war labil. Das ist in der Öffentlichkeit wohl nicht aufgefallen." Auf dem Vereinsgelände von Hannover 96 versammelten sich am Mittwochvormittag zahlreiche Fans. Sie können sich dort in vom Verein ausgelegte Kondolenzbücher eintragen.
Wegen Erkrankung Länderspiele verpasst
Enke hatte wegen einer Erkrankung, die offiziell als bakterielle Infektion des Darms diagnostiziert wurde, vier Länderspiele verpasst, unter anderem das entscheidende WM-Qualifikationsspiel am 10. Oktober in Russland. Vor zehn Tagen hatte Enke beim Bundesligaspiel in Köln wieder im Tor von Hannover 96 gestanden. Dennoch war er nicht zu den beiden Länderspielen gegen Chile und die Elfenbeinküste am 14. und 18. November eingeladen worden. René Adler und Manuel Neuer sollten zwischen den Pfosten stehen. Löw hatte dem Hannoveraner aber deutlich signalisiert, dass er weiter ein Favorit auf die Nummer Eins bei der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika sei.
Nationalmannschaft geschockt
Die Nationalmannschaft, die sich in Bonn auf die beiden Länderspiele vorbereitet, sagte ein für Mittwochmorgen geplantes Training ab. Auch alle Interviews mit Spielern fallen aus, wie DFB-Mediendirektor Harald Stenger mitteilte. "Wir sind alle geschockt, uns fehlen die Worte", sagte Oliver Bierhoff, der Teammanager der Fußball-Nationalmannschaft. Die Spieler und Bundestrainer Joachim Löw hatten die schreckliche Nachricht nach dem ersten Training für das Länderspiel am Samstag in Köln gegen Chile erhalten. "Wir sind fassunglos und voller Trauer. Unser ganzes Mitgefühl gilt der Frau von Robert Enke und seiner Familie", sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger. Enke hinterlässt seine Frau und eine achtmonatige Adoptivtochter. 2006 war Tochter Lara im Alter von zwei Jahren an einem angeborenen Herzfehler gestorben.
Autor: Stefan Nestler, Michael Wehling (dpa/sid/ap)
Redaktion: Martin Schrader, Annamaria Sigrist