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Trauer und Wut nach Anschlag in Ankara

11. Oktober 2015

In der Türkei laufen die Ermittlungen nach dem Anschlag auf eine Kundgebung in Ankara auf Hochtouren. Unterdessen gedenken Tausende der Opfer - während anderer ihrer Wut über die Regierung Luft machen.

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Demonstration nach Anschlag in Ankara - Foto: Umit Bektas (Reuters)
Bild: Reuters/U. Bektas

In der Türkei herrscht nach dem verheerenden Bombenanschlag in Ankara landesweit Trauer, während die Suche nach den Drahtziehern andauert. Regierungschef Ahmet Davutoglu hat eine dreitägige Staatstrauer nach den beiden Explosionen mit 95 Toten angeordnet. Präsident Recep Tayyip Erdogan sprach von einer abscheulichen Tat und sagte einen Staatbesuch in Turkmenistan ab. Er versprach, die Hintermänner würden ermittelt und vor Gericht gestellt.

Auf einem Platz in der Nähe des Anschlagsortes versammelten sich tausende Menschen zum Gedenken an die Opfer. Sie folgten Aufruf von Gewerkschaften, Nichtregierungsorganisationen und linken oder kurdischen Parteien, die am Vortag zu der Friedensdemonstration aufgerufen hatten. Viele Türken machen die Regierung mitverantwortlich für die Gewalt im Land. Bereits am Samstag waren viele Türken auf die Straße gegangen, um ihrer Wut Luft zu machen.

Der Anschlag auf eine Kundgebung vor dem Hauptbahnhof in Ankara hat die ohnehin sehr gespannte Atmosphäre vor der Parlamentswahl in der Türkei weiter verschärft. Die pro-kurdische Partei HDP, die die Kundgebung mit organisiert hatte, erhob schwere Vorwürfe gegen die Regierung und die herrschende AK-Partei. HDP-Chef Selahattin Demirtas sprach von einem "Mafia-Staat". Die HDP sprach sogar von 128 Toten. Allerdings wurde diese Zahl von der Regierung nicht bestätigt.

Davutoglu sagte, dass wahrscheinlich zwei Selbstmordattentäter die Explosionen ausgelöst hätten. Ihm zufolge werden sowohl die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK, als auch die Terrormiliz "Islamischer Staat" und linksgerichtete Gruppen verdächtigt.

IS im Verdacht

Die Nachrichtenagentur Anadolu berichtete unter Berufung auf Polizeikreise, die in Ankara verwendeten Sprengsätze glichen jener Bombe, die in der Stadt Suruc nach der syrischen Grenze verwendet worden waren. Bei diesem Selbstmordattentat im Juli waren mehr als 30 Menschen getötet worden. Für den Anschlag von Suruc hatte die türkische Regierung den IS verantwortlich gemacht.

Die Zeitung "Habertürk" meldete am Sonntag, die Polizei betrachte den Bruder des Attentäters von Suruc als Hauptverdächtigen. Eine Sonderkommission aus rund 100 Beamten werte Spuren wie DNA-Proben der Leichen der mutmaßlichen Selbstmordattentäter sowie Bilder von Überwachungskameras aus. Die Zeitung "Cumhuriyet" meldete unter Berufung auf Augenzeugen, kurz vor der Explosion der ersten Bombe in Ankara sei der Ruf "Gott is groß" zu hören gewesen.

Nach dem Anschlag waren Tausende in Istanbul und anderen Städten auf die Straße, um gegen den Terror zu demonstrieren (Foto: Reuters)
Nach dem Anschlag waren Tausende in Istanbul und anderen Städten auf die Straße gegangen, um gegen den Terror zu demonstrierenBild: picture-alliance/dpa/O. Orsal

Verbindung zum Suruc-Anschlag

Laut "Habertürk" könnte der 25-jährige Yunus Emre Alagöz einer der beiden Selbstmordattentäter gewesen sein. Alagöz Bruder Seyh Abdurrahman hatte sich am 20. Juli in Suruc in die Luft gesprengt. Die Brüder hatten sich Medienberichten zufolge in Syrien dem IS angeschlossen und den Bau von Bomben erlernt.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und der Präsident der UN-Vollversammlung, Mogens Lykketoft, sprachen der Türkei nach dem Doppelanschlag ihr Mitgefühl aus. Ban drückte in der Nacht zum Sonntag über einen UN-Sprecher zugleich die Hoffnung aus, dass die Täter schnell ergriffen und zur Rechenschaft gezogen würden.

ago/stu (dpa, afp, afpe)