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"Fortuna" arbeitet weiter an Nord Stream 2

25. Januar 2021

Das Projekt ist hoch umstritten, die Kritik nimmt zu und Sanktionen drohen, dennoch wird an der Gaspipeline Nord Stream 2 in der Ostsee weitergebaut. Ein russisches Spezialschiff hat die Arbeit wieder aufgenommen.

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Der russische Rohrverlege-Schiff "Fortuna" (rechts) liegt in der Ostsee vor Rostock auf Reede (21.01.2021)
Verlegeschiff "Fortuna" (re.) auf Reede vor Rostock (am Donnerstag): Sanktionsdrohungen gegen Eigner und ZuliefererBild: Bernd Wüstneck/dpa/picture alliance

Die Ostsee, 15 Meilen süd-östlich vor Bornholm: Die Gewässer vor der dänischen Insel sind nun eine Baustelle. Die "Fortuna" soll hier Röhren für die Gaspipeline Nord Stream 2 verlegen. Das russische Spezialschiff hat am Sonntag die Arbeit wieder aufgenommen - trotz harscher Sanktionen, die die US-Regierung vergangene Woche gegen den "Fortuna"-Eigner und mögliche Zulieferer verhängt hat.

Nach Angaben des Nord-Stream-2-Konsortiums laufen in dem Seegebiet jetzt Vorbereitungsarbeiten und Tests, die vor der eigentlichen Rohrverlegung vorgenommen würden. Alle Arbeiten fänden "in Übereinstimmung mit den erhaltenen Genehmigungen statt".

148 von 1230 Kilometern fehlen

Wie Daten der Schiffsortungsdienste Vesselfinder und Marine Traffic zeigen, befinden sich in dem dänischen Seegebiet offenbar auch mehrere russische Schiffe, die die "Fortuna" bei den Arbeiten unterstützen sollen. Es fehlen nur noch 148 Kilometer, um die schon fertigen Teilstücke miteinander zu verbinden, durch die künftig russisches Gas am Grund der Ostsee nach Westeuropa strömen soll. Es ist der zweite Strang einer bereits seit zehn Jahren in Betrieb befindlichen Leitung.

Nord Stream 2, die größtenteils vom russischen Staatskonzern Gazprom finanziert wird, soll das Potenzial für russische Gaslieferungen nach Deutschland deutlich erhöhen. 55 Milliarden Kubikmeter Erdgas sollen hier künftig jedes Jahr fließen.

Ein Monitor zeigt die Internetseite von Marine Traffic mit der Position des russischen Schiffs "Fortuna"
"Fortuna"-Positionsanzeige von Marine Traffic (am Sonntag): 15 Seemeilen vor BornholmBild: Jens Büttner/dpa/picture alliance

In der Europäischen Union ist das Neun-Milliarden-Euro-Projekt seit Langem umstritten und auch die USA lehnen es ab. Die Bundesregierung steht weiterhin hinter dem Vorhaben.

Schon Anfang Dezember waren im deutschen Teil der Ostsee die Arbeiten an der insgesamt 1230 Kilometer langen Pipeline wieder aufgenommen worden. Sie waren wegen erster US-Sanktionen fast ein Jahr unterbrochen. In Dänemarks Gewässern ist die Fortsetzung der Verlegung seit dem 15. Januar wieder erlaubt.

Eine der letzten Amtshandlungen der Trump-Administration

Zunächst wurde aber die Amtsübernahme des neuen US-Präsidenten Joe Biden am vergangenen Mittwoch abgewartet. Kurz zuvor hatte die Regierung von Bidens Vorgänger Donald Trump in einer ihrer letzten Amtshandlungen die deutsche Bundesregierung informiert, dass konkret gegen die "Fortuna" US-Sanktionen verhängt würden. Es war das erste Mal, dass die US-Regierung auf Grundlage der Sanktionsgesetze gegen Nord Stream 2 gezielt ein Unternehmen bestrafte. Verschiedene ursprünglich am Bau beteiligte Unternehmen waren bereits abgesprungen.

Kritiker der Pipeline befürchten unter anderem eine Schwächung alternativer Pipelines und traditioneller Transitländer, etwa der Ukraine. Zusätzliche Kritik hatte zuletzt die Verhaftung des prominenten Kreml-Kritikers Alexej Nawalny in Russland hervorgerufen. Das EU-Parlament forderte daraufhin in einer Entschließung einen Baustopp für das deutsch-russische Pipeline-Projekt.

Infografik Karte Nord Stream 2 DE

AR/ww (afp, dpa, rtr)

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