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Politik

Trump, Katar und der Rüstungsdeal

15. Juni 2017

US-Präsident Trump hatte sich in der diplomatischen Krise um Katar offen auf die Seite Saudi-Arabiens geschlagen - doch jetzt haben die USA ein milliardenschweres Rüstungsgeschäft mit Katar abgeschlossen.

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Riad Treffen Donald Trump Tamim Bin Hamad Al-Thani Emir Katar
Bild: Getty Images/AFP/M. Ngan

Akbar al-Baker gab sich höflich. Er wolle keinen Kommentar zu US-Präsident Trump abgeben, erklärte der Geschäftsführer der Fluggesellschaft Qatar Airways. Nur so viel ließ er wissen: "Ich bin äußerst enttäuscht."

Der Spitzenmanager sieht sein Unternehmen in großer Bedrängnis. Saudi-Arabien und seine Partner haben Katar nicht nur diplomatisch, sondern auch ökonomisch isoliert. So verweigern sie Qatar Airways die Überflugrechte - die Linie kann insgesamt 18 ihrer bisherigen Ziele nicht mehr anfliegen. Ein gewaltiger ökonomischer Verlust. Der Flughafen von Doha registrierte in der vergangenen Woche einen Umsatzverlust von 25 Prozent.

Für den gestörten Flughafenverkehr deutete Al-Baker an, mache er auch den US-amerikanischen Präsidenten verantwortlich."Die Vereinigten Staaten sollten diejenige führende Nation sein, die sich darum bemüht die Blockade aufzulösen anstatt herumzusitzen, das Ganze zu beobachten und auch noch Öl ins Feuer zu gießen", erklärte er dem Fernsehsender CNN am 12. Juni.

"Schau an!"

Tatsächlich hatte Donald Trump in einem Tweet vom 6. Juni Katar zumindest indirekt der Förderung radikaler Ideologien bezichtigt. "Während meiner jüngsten Reise in den Nahen Osten habe ich erklärt, dass es eine Finanzierung radikaler Ideologien nicht weiter geben darf", twitterte der Präsident. "Politische Führer verwiesen auf Katar - schau an!" 

Mit seinem Tweet bekräftigte der US-Präsident noch einmal seine Nähe zu Saudi-Arabien und den mit dem Königreich verbundenen Staaten - auf Kosten Katars. Das Emirat sah sich zu diesem Zeitpunkt schon in harte diplomatische und auch ökonomische Auseinandersetzungen mit seinen Nachbarländern auf der arabischen Halbinsel verwickelt.

Warum Trump sich so eindeutig positionierte, ist seitdem Gegenstand zahlreicher Debatten. Die werden umso intensiver geführt, als Katar seit vielen Jahren ein enger Verbündeter der USA ist. Seit 2003 unterhalten die USA auf dem Flughafen Al-Udeid eine Militärbasis, die auch als zentraler Kommandoposten der in der Region stationierten Streitkräfte dient. Die Anlage bietet bis zu 120 Flugzeugen Platz und ist Ausgangsbasis für Operationen in Afghanistan, Irak und Syrien. Vor dem Jahr 2003 hatten die USA ihre Kommandobasis in Saudi-Arabien.

"Wer im Glashaus sitzt..."

Trotz der Nähe zum Königreich: Die Entourage des US-Präsidenten scheint derzeit wenig gewillt, die Beziehungen zu Katar aufs Spiel zu setzen. US-Verteidigungsminister Jim Mattis und sein katarischer Amtskollege Khalid al-Attiyah unterzeichneten Mitte der Woche einen Vertrag über die Lieferung von 72 Kampfflugzeugen vom Typ F-15 im Gesamtwert von zwölf Milliarden US-Dollar.

Amerikanischer Militäreinsatz in Katar
Reger Verkehr: Die US-Militärbasis Al-Udeid in Katar Bild: U.S. Air Force photo by Tech. Sgt. Amy M. Lovgren

US-Verteidigungsminister Jim Mattis erklärte nach Abschluss des Rüstungsgeschäfts mit Katar, dies werde die Zusammenarbeit im Bereich der Sicherheit verbessern. Freundlich äußerte sich auch ein Sprecher des US-Militärs: "Die Vereinigten Staaten und die Anti-IS-Koalition sind den Katarern dankbar für ihre lang anhaltende Unterstützung unserer Präsenz sowie ihres andauernden Einsatzes für die Sicherheit der Region." 

Auch ein Sprecher der katarischen Regierung äußerte sich positiv: "Dies (das Waffengeschäft, Anm. d. Red.) ist ein Beweis, dass die US-Einrichtungen bei uns sind. Das haben wir allerdings auch nie bezweifelt", erklärte er. "Amerikas Unterstützung für Katar hat tiefe Wurzeln und lässt sich durch politische Veränderungen nicht leicht beeinflussen."

Bereits zu Beginn der Woche hatten Mattis und US-Außenminister Rex Tillerson den Konflikt am Golf zu entschärfen versucht. "Wir fordern die beiden Parteien auf, sich an einen Tisch zu setzen und ihre ihre Differenzen zu regeln", erklärten die beiden US-Minister.

Dass Donald Trump sich, anders als seine Minister, so entschlossen auf Seiten Saudi-Arabiens stellt, ist aus Sicht des Polit-Analysten Steven A. Cook vom Think Tank Council on Foreign Relations schwer nachvollziehbar. Gerade Trumps Anspielung, Katar fördere radikale Ideologien, hält er bestenfalls in Teilen für nachvollziehbar. "Es trifft zwar ganz und gar zu, dass die Katarer schwierige Partner sind und eine unappetitliche Politik verfolgen. Aber das unterscheidet sie mitnichten von einem der anderen Partner Washingtons in der Region." Alle diese Länder verzeichneten sehr fragwürdige Bilanzen im Hinblick auf Menschenrechte, und einige von ihnen hätten sich als Brutkästen des Extremismus hervorgetan. "Wer im Glashaus sitzt", so Cook in Richtung Saudi-Arabiens, "sollte nicht mit Steinen werfen. Genau das passiert derzeit aber im Nahen Osten."

Religion? Nein, Politik

Tatsächlich zeigen beide Seiten im Hinblick auf extremistische Gruppierungen unterschiedliche Präferenzen. Die Saudi-Araber setzen auf den Wahhabismus, die ultrakonservative Auslegung des Islam. Katar hingegen sympathisiert mit den ägyptischen Muslimbrüdern und der palästinensischen Hamas. In den Augen des saudischen Klerus bedroht die Muslimbruderschaft den Machtanspruch der Wahhabiten.

Ali Khamenei
Saudi-Arabiens Feindbild Nummer eins: der Iran - hier Revolutionsführer Ali KhameneiBild: Khamenei.ir

Der eigentliche Grund für die Spannungen, in denen Trump nun per Tweet Stellung bezogen hat, ist das Verhältnis Katars zum schiitischen Iran, vermutet Simon Mabon, Politikwissenschaftler an der Universität von Lancaster. Anders als Saudi-Arabien strebe Katar einen Ausgleich mit dem Iran an. Eben das wolle man in Riad verhindern. Um Religion gehe es dabei nur am Rande. "Im Kern handelt es sich um einen politischen Kampf zwischen Saudi-Arabien und dem Iran. Die Vereinten Arabischen Emirate, Bahrain und Ägypten sind auf Linie mit Saudi-Arabien." Auf diese solle nun offenbar auch Katar gebracht werden.

Ein politischer Kurs? Oder bloß eine Laune?

Eben diese harte Gangart gegenüber Teheran ist auch der Kurs, für den sich Trump bislang ausgesprochen hat. Offenbar sollte sein Tweet Saudi-Arabien und dessen Verbündete in ihrer Haltung bestärken. 

DW Kommentarbild | Autor Kersten Knipp
Kersten Knipp Politikredakteur mit Schwerpunkt Naher Osten und Nordafrika