Trump nimmt die letzte Hürde
19. Dezember 2016Nachdem das Volk ihn am 8. November indirekt bereits zum neuen US-Präsidenten gemacht hatte, votierte nun auch das "Electoral College" mit klarer Mehrheit für Donald Trump. Er habe die Hürde von 270 nötigen Stimmen genommen, berichteten US-Medien übereinstimmend unter Berufung auf eigene Zählungen. Vage Hoffnungen von Trump-Kritikern, unter den Wahlleuten könnten sich ausreichend Abtrünnige finden, bewahrheiteten sich erwartungsgemäß nicht.
Theoretisch wäre eine Entscheidung gegen Trump möglich gewesen - dazu hätten jedoch mindestens 37 Wahlleute gegen das Wahlergebnis ihres Bundesstaates votieren müssen. Dies wäre einzigartig in der US-Geschichte gewesen. Die meisten Wahlleute sind von den Gesetzen der Bundesstaaten und vom Regelwerk ihrer Partei in unterschiedlicher Strenge dem Wahlergebnis verpflichtet.
Anti-Trump-Proteste vielerorts
In vielen Bundesstaaten wurde die Abstimmung der Wahlleute von Anti-Trump-Protesten begleitet. Interessengruppen hatten teils massiv versucht, die Wahlleute mit Hilfe einer Flut persönlicher E-Mails oder Textnachrichten davon zu überzeugen, den umstrittenen Unternehmer noch im letzten Moment zu stoppen. Fünf Millionen Menschen unterzeichneten eine entsprechende Online-Petition.
Die Trump-Gegner führten zwei Hauptargumente ins Feld. Zum einen hatten insgesamt 2,8 Millionen Amerikaner mehr für Hillary Clinton als für Trump gestimmt. Zum zweiten müssten erst Erkenntnisse der Geheimdienste untersucht werden, wonach Russland die Wahl im Sinne Trumps beeinflusst habe.
Offiziell wird das Ergebnis am 6. Januar im US-Kongress verkündet. Am 20. Januar schließlich wird Trump im Rahmen einer feierlichen Zeremonie in Washington als 45. Präsident der USA vereidigt.
Sieg trotz weniger Stimmen
In den Vereinigten Staaten wird der Präsident nicht direkt vom Volk gewählt. Die Wähler bestimmen in ihren Bundesstaaten die insgesamt 538 Wahlleute. Jeder Staat ist in etwa entsprechend seiner Bevölkerungszahl in dem Gremium repräsentiert. In den meisten Staaten gilt das Mehrheitswahlrecht, nach dem "Winner Takes All"-Prinzip. Deshalb gewinnt am Ende der Bewerber, der die meisten Wahlleute auf sich vereint, und nicht zwangsläufig derjenige, der die meisten Stimmen erhält.
wa/cr (dpa, afp)