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Politik

"Geladen und entsichert"

11. August 2017

Das Fernduell zwischen US-Präsident Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un wird schärfer. Trump droht Kim in einem Tweet mit militärischer Gewalt. China und Deutschland rufen beide Seiten zur Mäßigung auf.

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USA Donald Trump beim Security Briefing
Bild: Getty Images/AFP/N. Kamm

Für den Fall, dass Nordkorea unklug agiere, hätten die USA "die militärischen Lösungen nun vollständig vorbereitet, geladen und entsichert", erklärte Trump im Kurzbotschaftendienst Twitter. "Hoffentlich findet Kim Jong Un einen anderen Weg", sagte er mit Blick auf den nordkoreanischen Machthaber. Trump hatte am Dienstag zunächst gedroht, die USA würden "mit Feuer und Wut" auf weitere Provokationen reagieren. Nordkorea drohte daraufhin mit einem Angriff nahe der US-Pazifikinsel Guam.

Seitdem legt Trump weiter nach und erklärt, seine Botschaft sei "vielleicht nicht hart genug" gewesen. "Nordkorea sollte sich lieber zusammenreißen, sonst wird es Ärger kriegen wie nur wenige Staaten zuvor." Machthaber Kim Jong Un habe sich verächtlich über die USA geäußert. "Mit mir kann er das nicht machen", sagte Trump.

Flugzeugträger USS Carl Vinson
Kreuzt vor der koreanischen Küste: US-Flugzeugträger USS Carl VinsonBild: picture alliance/dpa/Zumapress

Washington und Pjöngjang hatten die gegenseitigen Drohungen zuletzt weiter verschärft. Trump hielt sich in New Jersey bedeckt auf die Frage von Journalisten, ob er einen Präventivschlag gegen Nordkorea erwäge. "Wir werden sehen, was passiert." Verteidigungsminister James Mattis betonte kurz danach, die USA zögen weiterhin den diplomatischen Weg vor. Ein Krieg wäre eine Katastrophe. Die USA seien allerdings bereit, auf Feindseligkeiten Nordkoreas zu reagieren.

China: im Falle eines Falles neutral?

China, das als letzter wichtiger Verbündeter Nordkoreas gilt, hat die USA und Nordkorea im Atom- und Raketenstreit zur Zurückhaltung aufgerufen. Beide Seiten sollten "vorsichtig" mit Worten und Taten umgehen, erklärte das Außenministerium in Peking. Es rief die beiden Konfliktparteien dazu auf, "die Spannungen abzubauen". "Demonstrationen der Stärke" seien nicht angebracht. China würde sich im Fall eines Erstschlages Nordkoreas gegen die USA wahrscheinlich neutral verhalten. Einen Umsturzversuch der USA und Südkoreas in Nordkorea werde China aber verhindern, hieß es in der chinesischen Zeitung "Global Times". Zwar repräsentiert das Blatt nicht die Politik der Regierung, doch das weit verbreitete Staatsmedium hat großen Einfluss.

Russland und China haben nach Angaben von Außenminister Sergej Lawrow einen Plan zur Entschärfung der Nordkorea-Krise ausgearbeitet. Dieser sehe vor, dass Nordkorea auf weitere Raketentests verzichte und die USA und Südkorea ihre Großmanöver einstellten, sagte Lawrow in Moskau. "Die Seite, die stärker und klüger" sei, sollte den ersten Schritt tun. Die Wortwahl aus Washington und Pjöngjang sei übertrieben, die gegenseitigen Angriffsdrohungen sehr beunruhigend. Russland hoffe, dass der gesunde Menschenverstand wieder die Oberhand gewinne.

Merkel gegen militärische Lösung

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat im Nordkorea-Konflikt vor einem Einsatz des Militärs gewarnt. "Ich sehe keine militärische Lösung des Konfliktes" und eine solche halte sie auch "nicht für geboten", sagte sie in Berlin. Sie halte die "Eskalation der Sprache" für die falsche Antwort. Stattdessen müsse man versuchen, im UN-Sicherheitsrat und durch Kooperation auch mit China voranzukommen. Auch Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) setzt zur Lösung des Konflikts zwischen Nordkorea und den USA auf den Einfluss Chinas auf die Führung in Pjöngjang. "Es ist gut, dass China die letzte deutliche Sanktionsverschärfung mitgetragen hat und jetzt auch konsequent umsetzen will", sagte Gabriel dem Nachrichtenmagazin "Spiegel" laut Vorabmeldung. "Pjöngjang muss spüren, dass es jetzt mit dem verschärft aggressiven Provokationskurs wirklich keine Partner in der Welt mehr hat." Gabriel ergänzte: "Für diesen Konflikt gibt es keine militärische Lösung, die Risiken sind so gewaltig, für alle Beteiligten, in Korea sowieso, aber auch für die Region und die ganze Welt." Auch hochrangige Kirchenvertreter in den USA und Südkorea haben die US-Regierung eindringlich vor einer militärischen Lösung des Konflikts mit Nordkorea gewarnt.

Australien sicherte den USA militärische Unterstützung zu, sollte ihr Territorium angegriffen werden. Die USA und Japan haben ein auf 18 Tage angelegtes Militärmanöver auf der nordjapanischen Insel Hokkaido begonnen, zu dem auch Raketenübungen gehören. Für den 21. August ist zudem ein gemeinsames Manöver von Südkorea und den USA geplant, an dem allein 30.000 US-Soldaten teilnehmen sollen.

mas/qu (afp, ap, dpa, kna, rtr)