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Träume aus 1001 Nacht

Priya Esselborn22. September 2003

Unter dem Motto "exotische Weiblichkeit " variierten John Galliano, Valentino und Jean-Paul Gaultier das Thema Indien bei den Haute-Couture-Schauen in Paris. Damit wecken sie das Interesse am indischen Designernachwuchs.

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Farbenfroh und weiblich - <br>ein Model im SariBild: AP

Eine Reise nach Indien kann für Modeschöpfer die Inspiration sein, die ihnen eventuell für ihre Kollektionen noch fehlt. So geschehen im Fall von Dior-Stardesigner John Galliano, der zwei Monate in Indien verbrachte. Indische Mode gilt als Fest für die Sinne: fließende, edle Stoffe wie Chiffon, Satin, Organza und Seide, die den Körper elegant umspielen und ein leuchtendes Meer an Farben, die manchmal allerdings ziemlich gewagt miteinander kombiniert werden. Dazu geheimnisvolle Ornamente, Stickereien und raffinierte Wickeltechniken.

Frauen tragen Sari

Das traditionelle Wickelgewand der Hindus für Frauen ist der "Sari". Er besteht aus einem bis zu sechs Meter langen rechteckigen Tuch, für das es über 80 Wickeltechniken geben soll. Der Sari wird vor dem Bauch in Falten gelegt und im Unterrock festgesteckt. Dazu trägt man eine farblich abgestimmte kurze enge Bluse. Zu den teuersten Saris überhaupt zählen die golddurchwebten Seidensaris aus Benares, die leicht mehrere Tausend Euro kosten können.

Besonders in Nordindien ist der "Salvar Kameez" verbreitet. Diese dreiteilige Kombination bestehend aus einem knielangen Hemdkleid, Hose und Schal (Dupatta) ist ursprünglich muslimischer Herkunft, wird aber inzwischen auch von Hindus wegen ihrer Funktionalität gerne getragen - und im Westen nachgeahmt. Auch beliebt ist "Lehanga Choli", ein bis zum Boden reichender Rock (Lehanga), eine Bluse (Choli) und ein Schal. Männer tragen für festliche Anlässe den "Sherwani", eine Art indischen Anzug. Traditionell haben Farben bestimmte Bedeutungen: rot wird bei Hochzeiten verwendet, weiß gilt als Trauerfarbe.

Indische Designer vor dem Durchbruch

Noch sind ihre Namen etwas gewöhnungsbedürftig, aber vielleicht sind die indischen Modeschöpfer Anamika Khanna, Sabyasachi Mukherjee, Manish Arora und Rana Gill schon bald in aller Munde. Denn auch in Indien gibt es Haute-Couture-Schauen, wie die im Juli stattfindende "India Fashion Week" (IWF) in Bombay. Und das Ziel der Organisatoren, indischen Modeschöpfern eine Plattform für ihre Kollektionen zu bieten ging dieses Jahr voll auf.

Die beiden französischen Einzelhandelsketten L'eclaireur und Maria Luisa orderten die westlich orientierten Kreationen von Khanna, Mukherjee, Arora und Gill bereits, spätestens Ende 2003 soll die indische Haute Couture dann Seite an Seite mit Kleidern von Galliano, Chanel oder Givenchy in den französischen Läden hängen. "Damit hissen wir die indische Flagge in Frankreich", freute sich ein sichtlich zufriedener Vinod Kaul, Organisator der IWF. "Der ganze Kontinent steht uns jetzt offen".

Interesse im Ausland

Auch in Deutschland ist das Interesse an indischer Mode groß. Im Februar des vergangenen Jahres stellte z.B. die Designerin Anjana Bhargav ihre Kollektion "Spirit of Spring" in Berlin und München vor. Die Modeschöpferin aus Delhi ist bekannt dafür, dass sie klassische indische Mode mit westlichen Einflüssen kombiniert. So finden sich in ihren Kreationen elegante Saris mit einem Top oder - wie in ihrer neuesten Kollektion - assymetrische Röcke im Stil der 1950er Jahre.

Und glaubt man amerikanischen Medienberichten, dann werden wir bald den Erfolg des Armani-Schützlings Anand Jon erleben. Der 29-jährige Designer mit der schwarzen Lockenmähne stammt ursprünglich aus Kerala, studierte in Florida Modedesign und lebt inzwischen in New York. Zu seinen Kunden zählen u.a. Laurence Fishbourne, Alanis Morrisette und Mary J. Blidge. Auch Jon schafft die Synthese von West und Ost in seinen Kreationen, verbindet Mystik und Moderne - genau wie im wahren Leben. "Es kann sein, dass ich abends meditiere und dann fällt mir ein, dass ich noch meine Emails abrufen sollte."