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Hoffen auf für das Wunder von Anfield

Calle Kops dpa, sid
22. August 2017

Um doch noch in die lukrative Gruppenphase der Champions League einzuziehen, muss Europapokal-Debütant TSG Hoffenheim als erste deutsche Mannschaft beim FC Liverpool gewinnen - und dabei mindestens zwei Tore schießen.

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Sandro Wagner (r.) streicht Mark Uth (2.v.r.) nach dessen Treffer gegen Liverpool im Hinspiel über den Kopf (Foto: Reuters/R. Orlowski)
Bild: Reuters/R. Orlowski

Die Aufgabe, die Trainer Julian Nagelsmann und seine TSG vor sich haben, scheint unlösbar zu sein. Was dem Fußball-Bundesligisten bleibt, ist das Hoffen auf ein Wunder. Und Fußball-Wunder hat es in der Vergangenheit ja schon öfter gegeben. Doch die Wahrheit ist, dass bis jetzt noch nie ein deutscher Verein im Stadion an der Anfield Road beim FC Liverpool gewinnen konnte. Und nun muss am Mittwoch (20.45 Uhr MESZ; ab 20.30 im DW-Liveticker) ausgerechnet der Europacup-Debütant 1899 Hoffenheim das schaffen, was selbst so großen Namen wie Bayern München, Borussia Dortmund oder Borussia Mönchengladbach über Jahrzehnte nicht gelang.

Nach dem 1:2 vor einer Woche braucht die TSG in ihrem Playoff-Rückspiel beim 18-maligen englischen Meister unbedingt einen Sieg, um sich doch noch für die Champions League zu qualifizieren. "Es ist ein super Zeitpunkt, um Geschichte zu schreiben", sagte Mittelfeldakteur Kerem Demirbay etwas trotzig. Doch das ist nur möglich, wenn der Außenseiter aus der Fußball-Bundesliga mit einem Zwei-Tore-Abstand gewinnt. Dennoch gehen Mannschaft und Trainerstab die Aufgabe auf der Insel optimistisch an. Man sei noch nicht geschlagen, man habe selbst dort noch eine Chance, heißt es unisono. "Dass wir in der Lage sind, zwei Tore zu schießen, steht außer Frage", erklärte Abwehrchef Kevin Vogt. "Deshalb werden wir auch in Liverpool alles in die Waagschale werfen. Wir können das schaffen!"

Hoffenheimer Kampfgeist 

Aus der Hoffenheimer Sicht muss der ruhmreiche Gegner besonders einschüchternd wirken. Als der FC Liverpool 2001 seinen siebten von bislang acht Europapokalen gewann, stieg der Dorfklub mit dem Geld des SAP-Gründers Dietmar Hopp gerade von der Ober- in die Regionalliga auf. Auf der anderen Seite braucht man sich mit historischen Vergleichen nicht groß zu belasten, wenn man zum ersten Mal überhaupt zu einem Europacup-Spiel reist.

"Wir sind nicht Liverpool, aber wir können dort mit breiter Brust hinfliegen", sagte Demirbay der "Bild"-Zeitung. "Wir spielen definitiv den besseren Fußball. Ob das reicht, werden wir am Ende sehen." Trainer Nagelsmann ist überzeugt: "Wir werden sicher ein gutes Spiel machen - das kann ich versprechen. "Ein 2:0 ist der grobe Plan, noch schöner wäre ein 3:0." Ähnlich äußerten sich auch Serge Gnabry und Mark Uth. "Wir gehen das extrem positiv an", äußerte Gnabry. Uth gab zu Protokoll, das man dort die Möglichkeit aufs Weiterkommen habe, davon sei er völlig überzeugt.

Liverpools Baustellen

Liverpool-Coach Jürgen Klopp gibt Georginio Wijnaldum (l.) und Alberto Moreno (r.) lautstark Anweisungen (Foto: Reuters/R. Orlowski)
Liverpool-Coach Jürgen Klopp weiß was er will ...Bild: Reuters/R. Orlowski

Finanziell gesehen macht es einen Unterschied von rund 15 Millionen Euro, ob ein Verein wie Hoffenheim die Champions League erreicht oder "nur"in der Europa League spielt. Start- und Fernsehgelder sind in der "Königsklasse"deutlich höher als im zweiten europäischen Wettbewerb, der Europa League. Sieht man aber einmal von dieser großen Menge Geld ab, hat die TSG in Liverpool nicht viel zu verlieren. Der Druck lastet allein auf der Mannschaft des deutschen Trainers Jürgen Klopp. Jeder in England erwartet von dem so ehrgeizigen wie charismatischen deutschen Coach, dass er den fünfmaligen "Henkelpott"-Gewinner zurück in die Champions League führt - und danach seine vermeintliche Zurückhaltung auf dem Transfermarkt aufgibt.

Der Kader um den deutschen Nationalspieler Emre Can und den früheren Hoffenheimer Roberto Firmino mag zwar deutlich teurer und auch erfahrener besetzt sein als die TSG, ist aber auch noch lange nicht endgültig zusammengestellt. Hinzu kommt, dass Philippe Coutinho auch beim Rückspiel wegen seiner Rückenprobleme fehlen wird. Der Brasilianer möchte um jeden Preis zum FC Barcelona wechseln und ist stinksauer auf seinen Verein, weil die "Reds"offenbar auch eine 120-Millionen-Offerte aus Spanien für ihn ablehnten. Die Unruhe ist also groß in Liverpool, und auch Klopp betont seit Tagen: "Das Ding ist noch nicht entschieden gegen Hoffenheim." Und Fußball-Wunder gibt es schließlich immer wieder.

ck/sw (dpa, sid)