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Twitter ist nun eine One-Man-Show

1. November 2022

Elon Musk hat sich in Windeseile die Macht über die Online-Plattform gesichert. Das Spitzenmanagement ist gefeuert, der Verwaltungsrat aufgelöst und Twitter von der Börse genommen. Nun ist Musk der "alleinige Direktor".

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Symbolbild I Elon Musk - Twitter
Bild: Adrien Fillon/ZUMA Press Wire/picture alliance

Kurz nach dem Kauf übernimmt der neue Eigner Elon Musk die totale Kontrolle über den US-Kurznachrichtendienst Twitter. Damit ist eine weltweit bedeutende Kommunikationsplattform in der Hand eines Mannes. Weil er Twitter von der Börse nimmt, muss Musk auch nicht mehr über die Entwicklung des Geschäfts informieren.

Der Chef des Elektroautobauers Tesla und reichste Mann der Welt hatte bereits das Top-Management entlassen. Nun löste Twitter mit dem Verwaltungsrat auch das wichtigste Kontrollgremium auf. Musk sei jetzt der "alleinige Direktor" der Online-Plattform, heißt es in einer der derzeit noch fälligen Pflichtmitteilungen an die US-Börsenaufsicht SEC. Die neun bisherigen Direktoren einschließlich Verwaltungsratschef Bret Taylor hätten ihre Posten nicht mehr inne.

"Chief Twit": Der neue Twitter-Account von Elon Musk
"Chief Twit": Der neue Twitter-Account von Elon Musk Bild: Jakub Porzycki/NurPhoto/picture alliance

Der Verwaltungsrat von US-Konzernen ist eine Mischung aus Vorstand und Aufsichtsrat, wie es sie bei deutschen Aktiengesellschaften gibt. Zu den Aufgaben des Gremiums gehören unter anderem Auswahl, Beratung und Kontrolle des Spitzenmanagements sowie grundlegende Entscheidungen über die Ausrichtung und Entwicklung des Unternehmens.

Der große Umbruch begann am Mittwoch

Nach einem monatelangen Tauziehen ist der als exzentrisch geltende Milliardär seit Donnerstag offiziell der Eigentümer des Social-Media-Netzwerks, das er sich 44 Milliarden Dollar kosten ließ. Am Mittwoch war Musk mit einem Waschbecken in der Hand in die Konzernzentrale marschiert, tags darauf war die Übernahme abgeschlossen und Twitter-Chef Parag Agrawal, Finanzchef Ned Segal und Chef-Justiziarin Vijaya Gadde waren gefeuert.

Musk hatte den Twitter-Führungskräften vorgeworfen, ihn und die Investoren über die Zahl gefälschter Konten auf der Social-Media-Plattform getäuscht zu haben. Nach offiziellen Angaben sind es weniger als fünf Prozent "Fake Accounts". Im Streit um die Unterlagen hatte Musk gedroht, die im Frühjahr verkündete Übernahme deswegen ganz abzublasen.

Blaues Häkchen nur gegen Geld?

Musk hat inzwischen die Überarbeitung der Echtheitsprüfung von Twitter-Nutzern angekündigt. Das bisherige System zur Vergabe der blauen Häkchen sei "Bullshit", twitterte er am Dienstag. Für eine Verifizierung eines Accounts soll demnach künftig ein Abonnement beim kostenpflichtigen Angebot Twitter Blue Voraussetzung sein. 

Twitter Blue wurde im vergangenen Jahr als erster Abo-Dienst der Social-Media-Plattform eingeführt. Er bietet Zugang zu Premium-Funktionen auf monatlicher Basis, einschließlich der Möglichkeit, bereits veröffentlichte Tweets zu bearbeiten.

Verschwörungsnarrativ sorgte für Wirbel

Der neue Twitter-Eigentümer brauchte auch nicht lange, um den Sorgen von Kritikern hinsichtlich der künftigen Ausrichtung des Kurzbotschaftendienstes neue Nahrung gegeben. Am Sonntag hatte Musk an seine 112 Millionen Follower ein rein spekulatives Verschwörungsnarrativ mit Stoßrichtung gegen Angehörige sexueller Minderheiten weiter verbreitet. Hintergrund war der Überfall auf den Ehemann der Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi von den US-Demokraten. Musk löschte seinen Tweet nach einigen Stunden wieder, nachdem er bereits für viel Wirbel gesorgt hatte.

Der Tech-Milliardär hat sich politisch mit der von Donald Trump beherrschten Republikanischen Partei solidarisiert. Die Demokraten von US-Präsident Joe Biden seien zur "Partei der Spaltung und des Hasses geworden", schrieb er im Mai bei Twitter. Nicht zuletzt dies hatte die Frage aufgeworfen, wie Musk wohl mit der lebenslangen Sperre von Trump bei Twitter umgehen werde.

Donald Trump ist auf Twitter gesperrt
Donald Trump ist auf Twitter gesperrtBild: picture alliance/dpa/Revierfoto

Das bisherige Management bei Twitter betonte stets, dass nach einer Verbannung kein Weg zurück vorgesehen sei. Musk kündigte an, solche "lebenslangen" Sperren abschaffen zu wollen. Trump hatte sich am 6. Januar 2021 noch als Präsident lobend über seine Anhänger geäußert, die gewaltsam das Kapitol in Washington erstürmten. Daraufhin war er bei Twitter und Facebook gesperrt worden.

rb/fw (AFP, AP, dpa, Reuters)