Türkischer Journalist in Berlin angegriffen
8. Juli 2021Nach Angaben der Polizei wurde Erk Acarer am Mittwochabend im Berliner Stadtteil Rudow im Bezirk Neukölln von mehreren Angreifern verletzt. Er erlitt eine Wunde am Kopf und wurde medizinisch behandelt. Zwei Männer hätten den 48-jährigen Journalisten geschlagen und
getreten, ein dritter Mann habe die Umgebung beobachtet. Als Zeugen aufmerksam wurden, seien die Männer geflohen, teilte die Polizei mit. Der für politisch motivierte Taten zuständige Staatsschutz im Landeskriminalamt (LKA) ermittelt.
"Ich kenne die Täter"
Acarer twitterte noch am Mittwochabend ein Foto von sich und schrieb dazu auf Türkisch: "Ich bin in meinem Haus in Berlin mit Messer und Faust angegriffen worden." Er sei nicht in Lebensgefahr, habe einige Schwellungen am Kopf und sei im Krankenhaus. "Ich kenne die Täter. Ich werde niemals vor dem Faschismus kapitulieren." Er und seine Familie stünden unter Polizeischutz. In einem Video sprach er von drei Angreifern.
Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Cem Özdemir twitterte: "Es ist ungeheuerlich, dass Exilanten aus der Türkei hierzulande Angst haben müssen um ihre Sicherheit. (...) Bin auf die Reaktion der Bundesregierung gespannt."
Acarer wurde zusammen mit anderen Journalisten in der Türkei angeklagt. Vorgeworfen wurde ihnen die Veröffentlichung von geheimen Informationen zur staatlichen Sicherheit und zu Geheimdienstaktivitäten. Hintergrund waren nach Angaben von Amnesty International unter anderem Berichte über einen in Libyen getöteten Mitarbeiter des türkischen Geheimdienstes.
Der ebenfalls im deutschen Exil lebende türkische Journalist Can Dündar wertete den Angriff als "direkte Botschaft" des türkischen Staatschefs Recep Tayyip Erdogan, der damit deutlich machen wolle, dass die Türkei "einen regimekritischen Journalisten sogar in Berlin angreifen" könne.
Auch die Journalistin Mesale Tolu, die 2017 mehrere Monate in der Türkei in Untersuchungshaft saß, verurteilte den Angriff. "So viele Menschen suchen Schutz in Deutschland und werden dann auch hier aggressiver Gewalt ausgesetzt. Das muss ein Ende haben", schrieb sie auf Twitter.
nob/kle (afp, dpa)