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"Im richtigen Moment am richtigen Platz"

Stefan Nestler mit dpa, sid
4. Juni 2021

Die deutschen U21-Junioren greifen am Sonntag nach der EM-Krone. Vater des Erfolgs ist der frühere Nationalstürmer Stefan Kuntz, der zum dritten Mal in Folge mit einem DFB-Team im Finale steht.

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Fußball | EM U21 | Training Deutschland
Bild: Marton Monus/dpa/picture alliance

Er hat schon zu viel erlebt, um sich vom Applaus in der Stunde des Erfolgs blenden zu lassen. "Anscheinend bin ich im richtigen Moment am richtigen Platz", sagte Stefan Kuntz ganz bescheiden nach dem 2:1-Sieg im Halbfinale der U21-Europameisterschaft gegen die Niederlande. "Der Job passt, mein Trainerteam passt, mein Staff passt." Nach dem neuerlichen Einzug ins EM-Finale prasselt von allen Seiten Lob auf Kuntz. Schließlich hat der 58-Jährige wieder einmal eine Elf der weitgehend Namenlosen - bis auf Halbfinal-Matchwinner Florian Wirtz und Ridle Baku hat noch niemand Erfahrung im A-Nationalteam - zu einer echten Mannschaft geformt. "Dieser Teamspirit, dieser Teamgeist, das ist schon überragend", freute sich Kuntz.

Seitdem er 2016 den Trainerposten der DFB-Junioren von Horst Hrubesch übernahm, läuft es für ihn rund. 2017 holte Kuntz den EM-Titel (1:0 im Finale gegen Spanien), 2019 die Vizeeuropameisterschaft (1:2 im Endspiel gegen Spanien). Am Sonntag greift seine Mannschaft im Finale in Ljubljana in Slowenien gegen Portugal erneut nach der Krone. Und alle sind sich einig: Ohne den "Menschenfänger" Kuntz, der es schafft, im Kollektiv das Beste aus den Spielern herauszukitzeln, wäre das nicht möglich gewesen.

Meister mit Kaiserslautern, Europameister 1996

Als Stefan Kuntz seine eigenen größten Erfolge als Fußballer feierte, waren die aktuellen U21-Nationalspieler allesamt noch nicht geboren. 1990 wurde der Stürmer mit dem 1. FC Kaiserslautern DFB-Pokalsieger, ein Jahr später sogar Deutscher Meister. 1991 wurde Kuntz zu Deutschlands "Fußballer des Jahres" gewählt, als Erster, der bis dahin noch kein einziges Länderspiel bestritten hatte. 25 sollten dann doch noch folgen, 1996 wurde er Europameister. Nach dem Karriere-Ende 1999 versuchte sich Kuntz - zunächst mit eher mäßigem Erfolg - als Trainer, unter anderem bei den damaligen Zweitligisten Waldhof Mannheim und LR Ahlen. "Im Rückblick war ich da noch kein Trainer, sondern wollte die Spielerkarriere fortsetzen", sagt er heute.

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1996 wurde Stefan Kuntz (3.v.l.) in England Fußball-Europameister Bild: Bernd Weissbrod/dpa/picture-alliance

Kuntz studierte Sportmanagement und wurde Vereinsfunktionär. Von 2008 bis 2016 war er Vorstandschef seines langjährigen Vereins 1. FC Kaiserslautern. In dieser Rolle war Kuntz durchaus umstritten, er schied im Unfrieden. Er müsse sich "einge­stehen, dass ich nicht mehr der rich­tige Mann zur rich­tigen Zeit bin", sagte Kuntz damals dem Magazin "11 Freunde". Beim Deutschen Fußball-Bund fand er eine neue Heimat und wieder zu sich selbst. Die Spieler loben Kuntz für sein offenes Ohr. "Ich sehe zuerst den Menschen und dann den Sportler. Wenn ich jemanden kritisiere, dann kritisiere ich nur den Fußballer und nie den Menschen", sagte Kuntz unlängst.

Nach der EM zu Olympia

Der U21-Nationalcoach galt lange Zeit als einer der Topfavoriten auf die Nachfolge von Bundestrainer Joachim Löw - ehe Hansi Flick das Rennen machte. Ein wenig verstimmt wirkte Kuntz darüber, dass der DFB nicht einmal das Gespräch mit ihm gesucht hatte. Sein Vertrag läuft noch bis 2023. Nach dem EM-Finale am Sonntag hat Kuntz nicht viel Zeit durchzuschnaufen. Dann stehen für ihn die Olympischen Spiele in Tokio vor der Tür. Auch dort wird Stefan Kuntz wieder versuchen, "im richtigen Moment am richtigen Platz zu sein".

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter