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Klaveness will Männerdomäne durchbrechen

4. April 2023

Die norwegische Verbandspräsidentin Lise Klaveness kandidiert beim UEFA-Kongress in Lissabon für einen Platz im Exekutivkomitee gegen zehn Männer. Ihre Wahl wäre historisch.

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Lise Klaveness, ehemalige norwegische Fußballspielerin, im Porträt
Die norwegische Verbandspräsidentin Lise Klaveness bestritt als Nationalspielerin 73 Länderspiele Bild: Hanna Johre/NTB/picture alliance

Lise Klaveness hat sich im Fußball als leidenschaftliche Vorkämpferin einen Namen gemacht - und nun strebt die Verbandspräsidentin aus Norwegen nach noch mehr Verantwortung. "Es ist Zeit für mehr Frauen in den Führungsetagen des internationalen Fußballs. Noch nie wurde eine Präsidentin in das UEFA-Exekutivkomitee gewählt. Ich bin bereit", verkündete die 41-Jährige bei Twitter. Die frühere norwegische Nationalspielerin tritt am Mittwoch auf dem Kongress der Europäischen Fußball-Union in Lissabon gegen zehn Männer an.

Nur sieben der elf für eine vierjährige Amtszeit zur Wahl stehenden Kandidaten werden es ins oberste Exekutivorgan der UEFA schaffen. Ob die Anwältin Klaveness die enge Allianz der bestens vernetzten Männer durchbrechen kann? Ungewiss. Doch sie geht ganz bewusst diesen vermeintlich schwereren Weg und meidet ein Duell mit Laura McAllister. Die Waliserin bewirbt sich ohne Gegenkandidatin für einen Posten, der explizit für eine Frau vorgesehen ist.

Unterstützung aus dem DFB

"Ich mag das System nicht, bei dem die wenigen weiblichen Vertreter vor der normalen Wahl gegeneinander antreten", sagte Klaveness. Sie wolle vielmehr den Frauenanteil im 20-köpfigen Gremium von fünf auf zehn Prozent verdoppeln. "Das kann natürlich nur ein Anfang sein", erklärte sie der ARD-Sportschau: "Das ist auch für Frauen der größte Sport der Welt. Das ist kein Männersport, also müssen Frauen dabei sein." 

Klaveness hat durchaus prominente Unterstützer. "Ich hoffe, wir finden Zustimmung. Ich würde es begrüßen", sagte der ohne Gegenkandidat zur Wiederwahl antretende UEFA-Präsident Aleksander Ceferin im ZDF. Auch der DFB gibt der Norwegerin wohl eine Stimme. "Ich teile viele Ansichten von ihr", sagte Präsident Bernd Neuendorf: "Sie ist jemand, der sagt, wir brauchen mehr Diversität in den Gremien. Das ist auch meine Sichtweise. Ich teile nicht nur diesen Punkt, auch viele inhaltliche Punkte." Aus Deutschland steht DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke - ohne Gegenkandidat - vor der Wahl ins UEFA-Exekutivkomitee." 

Mehr Mitbestimmung

Klaveness hatte im Vorjahr beim FIFA-Kongress vor der WM in Katar mit einer denkwürdigen Rede über Menschenrechte weltweit für Aufsehen gesorgt. Sie hatte darin den WM-Ausrichter und auch den Weltverband scharf kritisiert. Im März hatte sie FIFA-Präsident Gianni Infantino bei dessen Wiederwahl die Gefolgschaft verweigert.

"Die Zeit zum Handeln ist jetzt", twitterte Klaveness vor dem UEFA-Kongress: "Ich bin bereit, für Veränderungen zu arbeiten, das Spiel und die Spieler zu schützen und den Fußball inklusiver zu machen."

Es sei an der "Zeit, dass mehr qualifizierte Frauen mitbestimmen", führte die erste norwegische Verbandspräsidentin aus. Sie sei "kein Mensch, der Granaten in Systeme wirft. Ich möchte kooperieren, aber ich denke, es gibt einige sehr dringende Dinge, die wir ändern müssen." 

jst/sn (dpa/sid)