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KonflikteUkraine

Ukraine aktuell: Seit Anfang Dezember 20.000 Russen gefallen

2. Mai 2023

Russland hat nach US-Darstellung in den vergangenen fünf Monaten rund 100.000 Soldaten und Söldner durch Tod oder Verwundung verloren. Laut Ukraine ist "alles bereit" für die Frühjahrsoffensive. Ein Überblick.

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Ein ukrainischer Soldat nahe Bachmut hält seinen Helm fest
Ein ukrainischer Soldat nahe Bachmut hält seinen Helm fest Bild: Libkos/AP Photo/picture alliance

Das Wichtigste in Kürze:

 

  • US-Geheimdienste: Mehr als 20.000 russische Kämpfer seit Dezember bei Bachmut getötet
  • Kiews Verteidigungsminister: Vorbereitung der Frühjahrsoffensive in Endphase
  • Selenskyj: Flugabwehr muss effektiver werden
  • EU-Kommission will Munitionsproduktion ankurbeln
  • Scholz: Gepard-Munition für Ukraine wohl ab August

 

Bei Kämpfen in der Region um die Stadt Bachmut im Osten der Ukraine sind nach Schätzung von US-Geheimdiensten auf russischer Seite allein seit Dezember mehr als 20.000 Soldaten getötet worden. Bei etwa der Hälfte von ihnen handele es sich um Kämpfer der russischen Söldnertruppe Wagner, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, in Washington. Die meisten von ihnen seien russische Strafgefangene gewesen, die ohne ausreichende Kampf- oder Gefechtsausbildung in den Krieg geschickt worden seien. Die Zahl der in dem Zeitraum verletzten russischen Soldaten werde auf rund 80.000 geschätzt, sagte Kirby unter Berufung auf US-Geheimdienstinformationen. Die US-Angaben sind nicht unabhängig überprüfbar.

USA  - John Kirby
John Kirby, der für nationale Sicherheit zuständige Sprecher des Weißen HausesBild: Evelyn Hockstein/REUTERS

Angaben zu Verlusten auf ukrainischer Seite machte Kirby nicht. Die Ukraine müsse selbst entscheiden, ob sie Angaben zu toten und verletzten Soldaten mache, sagte er. "Sie sind hier die Opfer. Und Russland ist der Angreifer." 

Kirby bezeichnet die russische Offensive auf Bachmut als gescheitert

Russlands Versuch einer Offensive im Donbass, weitgehend über Bachmut, sei gescheitert, sagte Kirby weiter. "Russland ist es nicht gelungen, wirklich strategisch wichtiges Territorium zu erobern." Dabei zahle Russland einen "furchtbar, furchtbar hohen Preis". Russische Einheiten und die ukrainische Armee liefern sich schon seit Monaten erbitterte Kämpfe um die ostukrainische Stadt Bachmut.

Moskau weist russische Opferzahlen der USA zurück 

Der Kreml weist die Schätzungen der USA zurück. Diese Angaben seien "aus dünner Luft gegriffen", erklärt das russische Präsidialamt. Die USA hätten keine Möglichkeit, an korrekte Daten zu gelangen. Zuletzt hatte Russland im September offizielle Angaben zu seinen Verlusten im Krieg gegen die Ukraine gemacht. Verteidigungsminister Sergej Schoigu sagte damals, 5937 seien in dem Konflikt getötet worden.

Kreml weiß nichts von einer Vatikan-Friedensmission

Das russische Präsidialamt weiß nach eigenen Angaben nichts von einer Friedensmission des Vatikans. Moskau verfüge dazu über keinerlei Informationen, sagt Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Papst Franziskus hatte am Sonntag angedeutet, der Vatikan sei an diskreten Bemühungen zur Beendigung des Konflikts beteiligt.

Kiews Verteidigungsminister: Vorbereitung der Offensive in der Schlussphase

Die Vorbereitungen der Ukraine für die angekündigte Frühjahrsoffensive zur Rückeroberung der russisch besetzten Gebiete sind nach Worten von Verteidigungsminister Olexij Resnikow in der Schlussphase. "Ich glaube, dass wir ab heute auf die Zielgerade einbiegen und sagen können: Ja, alles ist bereit", sagte Resnikow im Staatsfernsehen. Der Generalstab, der Oberbefehlshaber und sein Team werden anhand der Entwicklungen entscheiden, wie, wo und wann die Gegenoffensive losgehe, sagte der Minister.

Verteidigungsminister der Ukraine Olexij Resnikow
Olexij Resnikow bei einem Treffen der US-geführten Ukraine-Kontaktgruppe auf der US-Airbase Ramstein (Archivbild)Bild: Sebastian Christoph Gollnow/dpa/picture alliance

Nach einer Rückeroberung der besetzten Gebiete setzt Resnikow auf eine Verurteilung der politischen und militärischen Führung Russlands. "Es muss ein Urteil eines internationalen Tribunals für die militärischen Verbrecher des Kremls und dieser Mafia-Bande geben", forderte er. Kremlchef Wladimir Putin "und sein Umfeld müssen sitzen". Eine Verurteilung wäre das wichtigste Signal für alle Nachfolger und Nachkommen in Russland.

Selenskyj: Flugabwehr muss effektiver werden

Nach den jüngsten russischen Raketenangriffen auf ukrainische Städte hat Präsident Wolodymyr Selenskyj eine effektivere Flugabwehr angekündigt. "Wir arbeiten mit unseren Partnern so aktiv wie möglich daran, den Schutz unseres Luftraums noch zuverlässiger zu gestalten", sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. In der Nacht zum 1. Mai sei es in der Zeit von Mitternacht bis sieben Uhr am Morgen gelungen, 15 russische Raketen abzuschießen. "Aber leider nicht alle", räumte er ein. In Pawlohrad in der Zentralukraine wurden bei den russischen Angriffen mit Raketen und Marschflugkörpern am Montag mindestens zwei Menschen getötet und mehr als 40 verletzt, wie Selenskyj mitteilte. Zahlreiche Gebäude wurden zerstört oder beschädigt.

EU will Munitionsproduktion ankurbeln

Die Europäische Kommission will die Munitionsproduktion in Europa mit einer Milliarde Euro ankurbeln. Das sei eine gute Nachricht für die Ukraine, stärke aber auch die europäischen Verteidigungsfähigkeiten, sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Prag. "Es dreht sich alles um Geschwindigkeit, Geschwindigkeit, Geschwindigkeit", betonte sie nach einem Treffen mit dem neuen tschechischen Präsidenten Petr Pavel. Von der Leyen kündigte an, dass ein entsprechender Gesetzesvorschlag am Mittwoch dem Kollegium der EU-Kommissare vorgelegt werde.

Tschechien Prag | Petr Pavel, Ursula von der Leyen
EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen in Prag beim neuen tschechischen Präsidenten Petr PavelBild: Katerina Sulova/CTK/dpa/picture alliance

Damit werde ein rasches Hochfahren der Munitionsproduktion unterstützt. Regelwerke würden von Ballast befreit und die Genehmigungsverfahren beschleunigt. Zur Finanzierung sollen 500 Millionen Euro an EU-Geldern verwendet werden. Weitere 500 Millionen Euro sollen als Kofinanzierung von den Mitgliedstaaten kommen.

EU-Kommission schränkt ukrainische Agrar-Importe bis Juni ein

Im Streit um günstiges Getreide aus der Ukraine hat die EU-Kommission nach Druck aus mehreren EU-Staaten den Import von vier ukrainischen Produkten beschränkt. Bis zum 5. Juni dürfen Weizen, Mais, Rapssamen und Sonnenblumen in Bulgarien, Polen, Ungarn, Rumänien und der Slowakei nicht mehr frei gehandelt werden, teilte die EU-Kommission mit. Es sei aber weiterhin möglich, dass die Produkte durch die betroffenen Länder etwa in andere EU-Staaten gebracht würden. 

Hintergrund des Konflikts ist unter anderem, dass sich Landwirte in besonders von den Importen betroffenen Staaten über die Konkurrenz beklagt hatten. Als Reaktion hatten Staaten wie Polen und Ungarn den Import bestimmter Waren eigenständig eingeschränkt. Diese nationalen Maßnahmen würden nun aufgehoben, teilte die EU-Kommission mit.

Dänemark liefert Material für bevorstehende Offensive

Dänemark will der Ukraine weitere Militärhilfe im Wert von 1,7 Milliarden Kronen (230 Millionen Euro) zukommen lassen, "um die kommende ukrainische Offensive zu unterstützen". Das Paket umfasse Minenräumfahrzeuge, Munition und finanzielle Hilfe für die Beschaffung von Luftabwehr, teilte das dänische Verteidigungsministerium mit.

Der dänische Außenminister Lars Lokke Rasmussen bezeichnete das neue Paket als "unser bisher größtes". Die gesamte dänische Unterstützung der Ukraine steige damit auf einen Wert von elf Milliarden Kronen. Im Januar hatte Kopenhagen Kiew 19 Caesar-Haubitzen aus französischer Produktion versprochen. Im April kündigte Dänemark an, gemeinsam mit den Niederlanden 14 Leopard-2-Panzer an die Ukraine zu liefern.

Gepard-Munition für Ukraine wohl ab August

Die Ukraine kann Bundeskanzler Olaf Scholz zufolge etwa ab August damit rechnen, Munition für den Gepard-Flugabwehrpanzer aus Deutschland zu beziehen. Es werde eine Produktion aufgebaut, aber dies brauche etwas Zeit, sagte Scholz in einem Bürgerdialog bei Koblenz in Rheinland-Pfalz.

Deutschland Traditionelle Demo zum Tag der Arbeit in Koblenz Olaf Scholz
Bundeskanzler Olaf Scholz nutzt eine Veranstaltung zum Tag der Arbeit auch für ein Statement zur UkraineBild: Ying Tang/NurPhoto/IMAGO

Der Kanzler betonte, dass die Ukraine mit von Deutschland gelieferten Waffen russisches Territorium nicht beschießen dürfe. Diese Regeln hätten auch andere westliche Staaten aufgestellt, die die Ukraine mit Waffen gegen den russischen Angriff beliefern. Man müsse bei aller nötigen Hilfe auch alles tun, um einen Krieg zwischen Russland und der NATO zu verhindern.

Nawalny-Mitstreiter: Kritik an Moskaus Krieg für Russen gefährlich

Im Interview der Deutschen Welle sagte Wladimir Aschurkow, der Exekutivdirektor der Anti-Korruptionsstiftung des inhaftierten Kremlkritikers Alexej Nawalny, dass die von Moskau erlassenen "repressiven Gesetze" jede Kritik an dem von Russland entfesselten Krieg gegen die Ukraine für die Menschen sehr gefährlich machten. Es würden lächerliche Urteile gefällt. Menschen würden für Antikriegsbeiträge in sozialen Medien oder einfach dafür, dass sie mit leeren Blättern auf die Straße gehen, mit Geldbußen oder Gefängnis bestraft.

Wladimir Aschurkow
Wladimir Aschurkow, Exekutivdirektor der Anti-Korruptionsstiftung von Alexej Nawalny (Archivbild)Bild: Lisa Mascaro/AP Photo/picture alliance

Für einen durchschnittlichen Russen bedeute Protest, dass er seine Freiheit und in manchen Fällen sein Leben riskiere. Deshalb wagen nicht viele Menschen offenen Protest, sagte der im Londoner Exil lebende Aschurkow der DW.

nob/uh/qu/AL (dpa, rtr, afp, ap, dw)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.