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KonflikteUkraine

Ukraine: 1000 Tage Krieg und die Folgen in Grafiken

Andreas Noll | Jan D. Walter
18. November 2024

Zerbombte Städte, Millionen Flüchtlinge, militärische Unterstützung und immer neue Sanktionen: Russlands Angriff auf die Ukraine hat Auswirkungen weltweit. Mehrere Grafiken veranschaulichen die Auswirkungen des Krieges.

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Luftaufnahme von Dutzenden zerstörten Hochhäusern in Torezk
1000 Tage Krieg hinterlassen in der Ukraine deutliche Spuren, wie hier in TorezkBild: Patrol Police of Ukraine/REUTERS

Vor 1000 Tagen hat Russland seinen Großangriff auf die Ukraine begonnen. Nach schnellen Vorstößen der russischen Armee gelang es den ukrainischen Verteidigern, die Angreifer insbesondere an der Nordgrenze zurückzudrängen. Auch im Süden hat die Ukraine die russische Armee hinter den Dnipro, den größten Fluss des Landes, zurückgedrängt. Im Sommer 2024 hat die ukrainische Armee sogar erfolgreiche Gegenangriffe auf russischem Territorium in der Oblast Kursk unternommen. Die offizielle ukrainische Armee wird dabei teilweise von paramilitärischen Partisanengruppen unterstützt.

Weite Teile der Ostukraine aber - insbesondere in den Regionen Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson - befinden sich weiterhin unter russischer Kontrolle. Die Halbinsel Krim hatte Moskau bereits im März 2014 besetzen lassen und annektiert. Im Großen und Ganzen hat sich die Front seit etwa zwei Jahren kaum noch bewegt. Und es zeichnet sich ein Zermürbungskrieg ab.

Millionen auf der Flucht

Mit mehr als zehn Millionen Vertriebenen hat der Krieg in der Ukraine nach Angaben des UN-Flüchtlingswerks UNHCR eine der größten Vertreibungskrisen weltweit ausgelöst. 6,7 Millionen ukrainische Flüchtlinge haben bislang Zuflucht in anderen europäischen Ländern gefunden; allein in der ersten Jahreshälfte 2024 sind noch einmal 400.000 hinzugekommen. Innerhalb der Ukraine befinden sich weiterhin vier Millionen Menschen auf der Flucht. Seit August haben 170.000 Menschen ihre Heimat im Osten des Landes verlassen. "Unzählige Kinder setzen ihren Unterricht online fort und verpassen dabei soziale Interaktion und Erfahrungen im Klassenzimmer", sagte Kelly T. Clements, stellvertretende UNHCR-Hochkommissarin vergangene Woche in Genf.

Insgesamt hat sich die humanitäre Lage in der Ukraine seit Kriegsbeginn nach Angaben des UN-Amtes für humanitäre Angelegenheiten (UNOCHA) dramatisch verschlechtert.

Armut und Rezession

Bereits im Januar 2024 konstatierte die UNOCHA, dass 65 Prozent der Versorgungskapazität mit Strom und Wärme lahmgelegt seien. "Immer wieder sind Wohnhäuser, Schulen und Krankenhäuser betroffen, ebenso wie Wasser-, Gas- und Stromnetze. Grundlegende Strukturen der Gesellschaft werden angegriffen - mit verheerenden Folgen", sagte damals UNOCHA-Chefin Martin Griffiths. Im Herbst 2024 hat die russische Armee ihre Angriffe auf die zivile Infrastruktur der Ukraine erneut verstärkt. In der vergangenen Woche wurde erneut "kritische Infrastruktur" und ein Wärmekraftwerk getroffen, hieß es aus Kyjiw.

Entsprechend katastrophal ist die wirtschaftliche Lage des Landes: Laut Weltbank und ukrainischem Agrarministerium ist das Bruttoinlandsprodukt des Landes 2022 um 35 Prozent geschrumpft. Zwar sind Arbeitslosen- und Inflationsrate zuletzt wieder gesunken. Dennoch sind nach UN-Angaben rund 40 Prozent der Bevölkerung auf humanitäre Hilfe angewiesen. Um die Grundbedürfnisse dieser Menschen zu decken, benötigen UNOCHA und UNHCR Hilfen in Höhe von 4,2 Milliarden US-Dollar (rund 4 Milliarden Euro).

Der Gesamtschaden an der einheimischen Infrastruktur durch den Krieg wurde bereits Ende 2023 auf mehr als 150 Milliarden Euro geschätzt, die Kosten des gesamten Wideraufbaus auf etwa das Dreifache davon. Hinzu kommen riesige verminte Gebiete, die auf absehbare Zeit nicht gefahrlos genutzt werden können - zum Beispiel, um die landwirtschaftliche Produktion wieder anzukurbeln.

Russische Kriegswirtschaft zeigt Resilienz

Die europäischen Union und weitere westliche Alliierte haben Russland nach dem Beginn des Großangriffs vor 1000 Tagen mit weitreichenden Wirtschaftssanktionen belegt - allerdings mit überschaubaren Konsequenzen. Nach einem vorübergehenden Knick im Jahr 2022 hat sich das Bruttoinlandsprodukt der Russischen Föderation durch die Umstellung auf eine Kriegswirtschaft und dank der Unterstützung aus Peking rasch erholt. Das Gleiche gilt für den Wechselkurs der Landeswährung Rubel.

Zu erklären ist das unter anderem damit, dass die weitgehende Einfuhrblockade fossiler Energieträger wie Erdgas, Erdöl und Kohle aus Russland ihr Ziel, Moskaus Exporterlöse drastisch zu reduzieren, weitgehend verfehlt hat. Die Staatskonzerne haben unter anderem mit China und Indien dankbare Abnehmer für ihre Rohstoffe gefunden. Zudem gibt es einige Hinweise darauf, dass russische Bodenschätze trotz des Embargos in der EU landen - auf Umwegen über Drittländer. Dem zwischenzeitlichen Preisanstieg insbesondere von Erdgas hat Russland es zu verdanken, dass sich die Verluste in engeren Grenzen hielten als von den sanktionierenden Staaten erhofft.

Milliarden für ukrainisches Militär

EU und NATO unterstützen die Ukraine nicht nur durch Sanktionen gegen den Aggressor Russland. Kyjiw erhält auch finanzielle, humanitäre und finanzielle Hilfe. Den weitaus größten Beitrag haben dabei die USA geleistet. Zwischen Kriegsbeginn am 24. Februar 2022 und Ende August 2024 haben die Vereinigten Staaten nach Auswertungen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft Hilfen im Wert von fast 85 Milliarden Euro bereitgestellt. Die Hilfen der EU selbst sowie ihre Mitgliedstaaten beliefen sich in dem Zeitraum auf etwas mehr als 100 Milliarden Euro. Daneben sind das Vereinigte Königreich und Kanada die größten Geberländer.

Der neu gewählte US-Präsident Donald Trump hat im Wahlkampf jedoch angekündigt, die Hilfen für die Ukraine drastisch zu reduzieren. Dass die Ukraine nur eine Chance hat, ihre Land weiter gegen Russland zu verteidigen, wenn die anderen Geberländer ihre Hilfen entsprechen aufstocken, zeigt sich am militärischen Kräfteverhältnis der Kriegsparteien.

Trump hat mehrfach angekündigt, den Krieg in der Ukraine mit einem "Deal" sehr schnell zu beenden. Bisher sind darüber nur Andeutungen bekannt. 

Jan Walter Autorenfoto
Jan D. Walter Jan ist Redakteur und Reporter der deutschen Redaktion für internationale Politik und Gesellschaft.