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Deutsche-Bank-Aufsichtsrat Thoma tritt zurück

29. April 2016

Er sollte die Skandale der Deutschen Bank aufarbeiten. Weil er zu viele Untersuchungen einforderte, geriet Aufsichtsrat Georg Thoma in die Kritik. Jetzt legt er all seine Ämter nieder.

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Deutschland Deutschen Bank Symbolbild
Bild: Reuters/T. Melville

Aufsichtsrat Georg Thoma werde sein Amt niederlegen, teilte die Deutsche Bank mit, ohne Gründe dafür zu nennen. Zudem trete er als Vorsitzender und als Mitglied des Integritätsausschusses mit sofortiger Wirkung zurück. Das Gremium ist unter anderem für die Aufarbeitung der Skandale in der Bank zuständig.

Aufsichtsräte hatten dem früheren Partner der Kanzlei Shearman & Sterling öffentlich vorgeworfen, es mit der Aufklärung zu übertreiben. Den Aufsichtsrat wird der angesehene Jurist aber erst in einem Monat verlassen, also nach der Hauptversammlung am 19. Mai.

Untersuchungen gegen Aufsichtsratschef

Aufsichtsratschef Paul Achleitner, der den Juristen selbst vor drei Jahren für das Gremium gewonnen hatte, betonte, die Bank werde bei der Aufarbeitung der Altlasten nicht nachlassen. Thoma habe "Prozesse aufgesetzt, die für die Bank von großer Bedeutung sind und die ihr weiter nutzen werden. Der Aufsichtsrat ist fest entschlossen, mögliche Verfehlungen auch künftig konsequent aufzuarbeiten und daraus die Lehren für die Zukunft zu ziehen." Aufsichtsratsmitglied Henning Kagermann hatte einen Schlussstrich unter die Vergangenheit gefordert und erklärt, das Gremium sei sich darin einig.

Der stellvertretende Aufsichtsratschef, Betriebsratschef Alfred Herling, hatte sich offen gegen Thoma gestellt. "Er überzieht, wenn er immer breitere Untersuchungen fordert und immer noch mehr Anwälte aufmarschieren", sagte er jüngst der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Auch er dankte Thoma in der Mitteilung und erklärte: "Wir werden auch künftig sämtliche Untersuchungen gründlich und unabhängig von der Position der betroffenen Personen führen." Dem Zeitungsbericht zufolge hatte Thoma auch Untersuchungen gegen Achleitner vorangetrieben. Es gehe um die Verantwortung für die mangelhafte Kooperation mit den Behörden bei der Aufklärung von Skandalen, hieß es dort.

Nachfolgesuche hat begonnen

Damit wird sich auch die Hauptversammlung von Deutschlands größtem Geldhaus befassen. Auf Antrag einer Aktionärin wird unter anderem darüber abgestimmt, ob Schadensersatzansprüche gegen Achleitner, andere Aufsichtsräte und Vorstände wegen des Libor-Skandals im Rahmen einer Sonderprüfung untersucht werden.

Der Nominierungsausschuss habe die Nachfolgesuche begonnen, hieß es weiter. Den Integritätsausschuss wird den Angaben zufolge vorübergehend die US-Juristin Louise Parent leiten, die bereits seit 2014 im Aufsichtsrat sitzt. Unterstützt wird sie dabei von Johannes Teyssen, ebenfalls Jurist und Mitglied des Aufsichtsrats.

Überraschender Gewinn

Ungeachtet der hausgemachten Probleme und der Turbulenzen am Finanzmarkt hatte Deutschlands größtes Bankhaus am Donnerstag überraschend einen Gewinn für das erste Quartal des Jahres gemeldet.

Marktbeobachter hatten mit einem Verlust gerechnet. Stattdessen kam die Bank auf einen Gewinn von 236 Millionen Euro für die ersten drei Monate. Das ist allerdings 58 Prozent weniger als im Vorjahr. Der Rückgang zeigte sich in allen Sparten.

Das Management um den seit Sommer amtierenden Vorstandschef John Cryan hat 2016 zum Übergangsjahr erklärt. Der Brite will die Bank mit einem harten Sparprogramm wieder auf Kurs bringen. Für das Gesamtjahr 2015 hatte das Institut mit 6,8 Milliarden Euro den höchsten Verlust seiner Geschichte ausgewiesen.

cr/ar/ml (rtr, dpa)