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Klimaschutz braucht Wende im Verkehr

Gero Rueter10. Februar 2015

Mit Wind- und Solarenergie wird Strom weltweit klimafreundlicher. Im Verkehr steigt jedoch der CO2-Ausstoß - vor allem durch immer mehr Autos auf den Straßen. Deshalb planen Experten nun neue Konzepte.

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Stau (Foto: Frank Rumpenhorst/dpa).
Bild: picture-alliance/dpa

In der EU sollen die CO2-Emmissionen für Neuwagen von derzeit 130 Gramm pro Kilometer bis 2020 um 27 Prozent auf durchschnittlich 95 Gramm pro Kilometer sinken. Laut einer aktuellen Studie, im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, ist eine weitere, deutliche Verringerung ab 2020 technisch möglich, jedoch mit großen Herausforderungen verbunden. "Wir müssen auch im Verkehrsbereich die CO2-Emissionen weiter reduzieren, wenn wir die EU-Klimaziele erreichen wollen", betont Staatssekretär Matthias Machnig bei der Vorstellung in Brüssel. "Wir brauchen ein breites Bündel an Instrumenten und Maßnahmen, die sorgfältig aufeinander abgestimmt sein müssen."

Mit Strom aus erneuerbaren Energien fahren vor allem Elektrofahrzeuge klimafreundlich. Im Privatverkehr gelten Fahrzeuge mit Batterie oder Brennstoffzelle als zukunftweisend. Bei letzterer Option wird Wasserstoff (H2) getankt und in der Brennstoffzelle der nötige Strom für den Motor erzeugt.

Deutschland im Mittelfeld bei Elektromobilität

Weltweit wird in die Elektromobilität kräftig investiert. Nach Angaben des Fortschrittsberichts Elektromobilität (Stand Juni 2014) gibt es die meisten Elektroautos in den USA (224.000), Japan (89.000), Niederlande (38.000), Frankreich (37.000), China (29.000) und Norwegen (26.000).

Deutschland steht bei der Elektromobilität im internationalen Mittelfeld und hängt den selbst gesteckten Zielen hinterher. Bis Ende 2014 waren in Deutschland rund 24.000 Batterieautos unterwegs, was weniger als 0,1 Prozent entspricht. Nach Plänen der Bundesregierung sollten es schon 100.000 sein.

Elektroautos brauchen Förderung

Nach Prognosen der nationalen Plattform Elektromobilität (NPE), einem Beratungsgremium der Bundesregierung, würden ohne zusätzliche Förderung und Anreize bis zum Jahr 2020 nur 500.000 statt der geplanten eine Million Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen fahren. "Es gibt noch viel zu tun", räumte auch Bundeskanzlerin Merkel bei der Entgegennahme des Fortschrittsberichts ein.

Elektroauto auf der Intersolar 2014 in München (Foto: DW/Gero Rueter).
E-Autos brauchen noch Förderung. Gut läuft der Verkauf in Norwegen. Jedes hundertste Auto fährt mit Batterie.Bild: DW/G. Rueter

Um die Elektromobilität in Deutschland einen weiteren Schwung zu geben, schlagen die Berater der Bundesregierung Steuererleichterungen für den Kauf, die stärkere Förderung der Forschung und mehr Ladesäulen für Elektroautos vor. Die oppositionellen Grünen gehen noch einen Schritt weiter: Sie wollen den Kauf von E-Autos wie in den USA, Norwegen, Frankreich und den Niederlanden mit einem Zuschuss von bis zu 5000 Euro direkt fördern. Ein entsprechender Antrag wird in den nächsten Wochen im Bundestag diskutiert.

Auch Autoexperte Ferdinand Dudenhöfer befürwortet einen Zuschuss beim Kauf und schlägt zur Finanzierung einen Spritaufschlag von einem Cent pro Liter vor. Vor dem Hintergrund niedriger Preise sei das "mehr als gut verkraftbar", so Dudenhöfer.

Innovation statt mehr Autoverkehr

Umweltexperten sehen Elektroautos aber auch kritisch. Nach einer Analyse des Wuppertal Institut für Klima Umwelt und Energie belasten Elektroautos das Klima zwar kaum während der Nutzung, dafür aber braucht die Herstellung der großen Batterien sehr viele und seltene Rohstoffe.

Angesichts der vielen Umweltprobleme durch den Straßenverkehr sollten andere Mobilitätskonzepte für die Zukunft mehr im Vordergrund stehen. "Wir brauchen ein Hin zu öffentlichen Verkehrsmitteln, zu stärkerem Rad- und Fußverkehr in den Städten. Das heißt, das Auto muss in den Mobilitätskonzepten der Zukunft eine sehr viel geringere Rolle spielen als das heute der Fall ist", so Uwe Schneidewind vom Wuppertal Institut.

Bundeskanzlerin Merkel bekommt Studie zur neuen Verkehrswelt überreicht (Foto: BEE).
Bundeskanzlerin Merkel bekommt Studie zur neuen Verkehrswelt überreichtBild: BEE

Bahn, Bus und Auto mit Smartphone buchen

Die Zukunft sehen Experten in einer intelligenten Vernetzung von umweltfreundlichen Verkehrsträgern, der es den Menschen ermöglicht, gut überall hinzukommen, ohne dafür mit dem eigenen Auto zu fahren. Dazu gehören ein gutes öffentliches Angebot von Bus und Bahn, Car-Sharing und die leichte, flexible Nutzung aller Verkehrsmittel, zum Beispiel übers Handy.

Der Aufbruch in die CO2-arme Mobilitätsgesellschaft kann nach Ansicht von Mobilitätsexperte Andreas Knie gelingen, "wir haben alle Trümpfe für eine Verkehrswende in der Hand, jetzt müssen wir sie nutzen". Die von ihm erstellte Studie "Neue Verkehrswelt" wurde vom Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) und Bahnchef Rüdiger Grube Bundeskanzlerin Merkel in einem Festakt übergeben.