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Politik

UN verlangen Neuordnung bei Agrarhilfen

14. September 2021

Die globale Landwirtschaft wird jährlich mit fast einer halben Billion Euro finanziell gefördert. Der Großteil der Gelder aber werde falsch verwendet, sagen die Vereinten Nationen. Sie fordern eine durchgreifende Reform.

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Monokultur in Südamerika: Pestizideinsatz auf einem Sojafeld
Monokultur zum Beispiel in Südamerika: Pestizideinsatz auf einem Sojafeld in ParaguayBild: picture-alliance

Dramatischer Befund: Die meisten Subventionen für Erzeuger im Agrarsektor sind nach Angaben der Vereinten Nationen "preisverzerrend sowie umwelt- und sozialschädlich". Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht, den mehrere UN-Organisationen gemeinsam vorgestellt haben. Demnach fließen weltweit jährlich umgerechnet 456 Milliarden Euro in diesen Sektor, von denen etwa 87 Prozent negative Effekte hätten. Die Studie sei "ein Weckruf für Regierungen der Welt", sagte der Generaldirektor der Welternährungsorganisation FAO, Qu Dongyu.

Italien Rom | Qu Dongyu, Der neue Präsident der FAO
FAO-Präsident Qu DongyuBild: picture-alliance/AP Photo/A. Medichini

Der Bericht "A multi-billion-dollar opportunity: Repurposing agricultural support to transform food systems" wurde gemeinsam von der FAO, dem UN-Entwicklungsprogramm UNDP und dem UN-Umweltprogramm UNEP herausgegeben. Die drei Organisationen fordern darin ein Umgestalten und kein Abschaffen der Hilfen im Agrarsektor - weg von einseitigen Preisanreizen wie Einfuhrzöllen und Ausfuhrsubventionen. Ein solches Umdenken könnte Armut und Hunger weiter bekämpfen, so der Appell der Autoren. Zumal die Hilfen für die Landwirtschaft sich perspektivisch bis 2030 verdreifachen würden.

Bäuerliche Kleinbetriebe benachteiligt

In ihrer Studie schlagen die Autoren Alarm: Die derzeitigen Hilfen würden zumeist über Zölle oder Fördergelder verteilt, die an die Herstellung und den Anbau gewisser Güter geknüpft seien. Dies sei ineffizient, verfälsche die Preise, schade der Gesundheit, zerstöre die Umwelt und führe zu Chancenungleichheit. Große Agrar-Konzerne würden bevorzugt gegenüber bäuerlichen Kleinbetrieben, in denen vielfach Frauen arbeiteten.

Die Folgen seien dramatisch: Im Jahr 2020 litten 811 Millionen weltweit an Unterernährung, fast jeder dritte Mensch auf der Welt hatte keinen regelmäßigen Zugang zu ausreichender Ernährung. Eine Umverteilung der Hilfsgelder könnte Milliarden Menschen helfen.

Übernahme europäischer Firmen durch chinesische Staatskonzerne Pirelli
Der UN-Bericht ergab: Große Agrarkonzerne wie etwa ChemChina werden bei Agrarsubventionen bevorzugtBild: picture-alliance/dpa/W. Hong

Dabei gehe es nicht nur um die Ernährung. Die Landwirtschaft sei einer der Hauptverursacher für den Klimawandel - gerade Bauern oder Agrar-Produzenten aber litten mit am meisten unter den Folgen der Krise, etwa durch extreme Hitze, Dürren oder Überschwemmungen. Die Klimaziele des Pariser Abkommens seien mit der derzeitigen Art der Subventionierung nicht zu erreichen. Wohlhabende Länder sollten ihre Unterstützung für die Fleisch- und Milchindustrie reformieren, ärmere Staaten sollten ihre finanziellen Hilfen für giftige Pestizide und Dünger sowie den Anbau von Monokulturen ändern.

Plädoyer für nachhaltige Agrarpolitik

"Die Umwidmung der Agrarförderung, um unsere Agrar- und Ernährungssysteme in eine grünere, nachhaltigere Richtung zu lenken - auch durch die Belohnung guter Praktiken wie nachhaltige Landwirtschaft und klimafreundliche Ansätze - kann sowohl die Produktivität als auch die Umweltergebnisse verbessern", sagte UNDP-Verwaltungsrat Achim Steiner. "Es wird auch den Lebensunterhalt der 500 Millionen Kleinbauern weltweit - viele von ihnen Frauen - verbessern, indem es für mehr Chancengleichheit sorgt."

Sudan Khartoum | UNDP-Chef | Achim Steiner
Er pocht auf eine nachhaltigere Ausrichtung der Agrarhilfen: Achim SteinerBild: Ashraf Shazly/AFP/Getty Images

Die Chefin des UN-Umweltprogramms (UNEP), Inger Andersen, ermahnte die Staaten, die Chance zu nutzen, "die Landwirtschaft zu einem Haupttreiber für das menschliche Wohlergehen und einer Lösung für die Bedrohungen durch den Klimawandel, den Naturverlust und die Umweltverschmutzung zu machen".

Einige Länder hätten schon damit begonnen, ihre Hilfen für die Landwirtschaft zu reformieren. "Aber es braucht umfangreichere, mutigere und schnellere Maßnahmen, und das weltweit", heißt es in dem Bericht. Die Hoffnung ist nun, angefangen bei einem "Food Systems Summit" im Rahmen der UN-Generalversammlung am 23. September die Regierungen der Welt zu überzeugen, sich des Problems anzunehmen.

kle/rb (kna, dpa, afpe)

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