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UN: Al-Kaida unterwandert Taliban-Strukturen in Afghanistan

29. Juli 2023

Vor 22 Jahren marschierten Truppen unter US-Führung in Afghanistan ein, weil die regierenden Taliban der Terrorgruppe Al-Kaida Unterschlupf gewährten. Nun haben sich die Dschihadisten laut UN dort wieder eingenistet.

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Afghanistan | Eid Feierlichkeiten
Ein bewaffneter Taliban-Kämper bewacht eine Moschee in DschalalabadBild: Shafiullah Kakar/AFP/Getty Images

Nach der erneuten Machtergreifung der Taliban in Afghanistan unterhält die Terrorgruppe Al-Kaida nach einem aktuellen Bericht der Vereinten Nationen eine "enge und symbiotische" Beziehung zu den herrschenden Taliban. Demnach hat die Terrororganisation die staatlichen Strukturen am Hindukusch systematisch unterwandert. "Unter der Schirmherrschaft hochrangiger Beamter der faktischen Taliban-Behörden infiltrieren Al-Kaida-Mitglieder Strafverfolgungsbehörden und öffentliche Verwaltungsbehörden und gewährleisten so die Sicherheit der im ganzen Land verstreuten Al-Kaida-Zellen", heißt es in einem Bericht, der in dieser Woche dem UN-Sicherheitsrat zugeschickt wurde.

Die Fähigkeit der islamistischen Organisation, groß angelegte Terroranschläge zu verüben, sei zwar "nach wie vor eingeschränkt", ihre Absichten stünden aber weiterhin fest. Al-Kaida operiere größtenteils verdeckt in Afghanistan, um das Narrativ aufrecht zu erhalten, dass die radikalislamischen Taliban sich an Vereinbarungen hielten, afghanischen Boden nicht für terroristische Zwecke zu nutzen, steht darin.

Neue Kämpfer rekrutieren

Die Terrorgruppe nutze "Afghanistan als ideologisches und logistisches Zentrum, um neue Kämpfer zu mobilisieren und zu rekrutieren und gleichzeitig ihre externen Operationskapazitäten verdeckt wieder aufzubauen." In den Provinzen Kunar und Nuristan würden Ausbildungszentren aufgebaut, während die Zusammenarbeit mit nicht-afghanischen Terrorgruppen vorangetrieben werde. Al-Kaida bemüht sich dem Bericht zufolge auch um eine verstärkte Zusammenarbeit mit nicht-afghanischen Terrorgruppen wie der Islamischen Bewegung Usbekistans (IMU), der Islamischen Partei Turkistans (TIP) und der Jamaat Ansarullah, einer militanten tadschikischen islamischen Bewegung.

In dem Bericht des Analytical Support and Sanctions Monitoring Team des UN-Sicherheitsrats über die weltweiten Operationen von Al-Kaida und der Terrorgruppe "Islamischer Staat" heißt es weiter, Al-Kaida habe schätzungsweise 400 Kämpfer in Afghanistan. Die Schwesterorganisation Al-Kaida auf dem indischen Subkontinent (AQIS) könne etwa 200 Kämpfer unter der Führung von Osama Mehmood aufbieten. Dem UN-Bericht zufolge ist Afghanistan "weiterhin ein Ort von globaler Bedeutung für den Terrorismus, in dem etwa 20 Terrorgruppen operieren".

Kostspielige US-Invasion

Im Jahr 2001 waren ausländische Truppen unter US-Führung in Afghanistan einmarschiert - als Antwort auf die Terroranschläge von Al-Kaida-Terroristen vom 11. September 2001 in den Vereinigten Staaten. Der internationale Einsatz führte damals zum Sturz der Taliban-Regierung, die Al-Kaida-Terroristen Unterschlupf gewährt hatte. Der Militäreinsatz verschlang Unsummen an Geld. Zehntausende Zivilisten und afghanische Sicherheitskräfte wurden getötet, ebenso wie mehrere Tausend internationale Soldaten, darunter 2461 US-Amerikaner.

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Ende August 2021 hatten die letzten US-Truppen Afghanistan schließlich verlassen. Damit endete der internationale Militäreinsatz in dem Land nach fast 20 Jahren - nachdem die Taliban kurz zuvor wieder die Macht in Kabul übernommen hatten. Der von den Amerikanern angestoßene Truppenabzug gestaltete sich chaotisch und stieß international auf Kritik und Unverständnis.

Taliban dementieren

Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid wies den jüngsten UN-Bericht über die Unterwanderung der Strukturen als unwahr zurück. Al-Kaida habe keine Präsenz in Afghanistan und die Taliban würden niemandem erlauben, afghanischen Boden für Angriffe auf die Sicherheit eines anderen Landes zu nutzen.

kle/se (dpa, hindustantimes.com)