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UN-Alarm: Staaten müssen Ausstoß von CO2 drastisch senken

20. November 2023

Die UN schlagen Alarm: Der CO2 Ausstoß ist viel zu hoch. Laut Emissions-Gap-Report reichen die bisherigen Maßnahmen der Länder nicht aus. Die nächsten sechs Jahre sind kritisch für das Einhalten der globalen Klimaziele.

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Kohlekraftwerk bei Köln mit großen Dampfwolken im Gegenlicht Windkraftwerke davor
Bild: H. Blossey/blickwinkel/picture alliance

Ein "Weiter so" ist viel zu wenig: Die Emissionen aller Klimagase müssen bis 2030 im Vergleich zu heute um 42 Prozent sinken, um die vereinbarte 1.5 Grad Grenze mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent einzuhalten. Das bedeutet eine Reduktion von derzeit 57,4 Milliarden Tonnen CO2 auf dann 33 Milliarden Tonnen CO2.

Das zeigt der neue Emissions Gap Report 2023der UN, der jedes Jahr kurz vor der Klimakonferenz veröffentlicht wird. Alle Länder müssen darum sehr viel mehr tun, denn ihre bisher eingeleiteten Maßnahmen reichen nicht, und führen bis Ende des Jahrhunderts zu einer globalen Erwärmung um 2,5 bis 2,9 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit.

"Kein Mensch und keine Wirtschaft auf dem Planeten bleibt vom Klimawandel verschont. Wir müssen daher aufhören, unerwünschte Rekorde bei Treibhausgasemissionen, globalen Höchsttemperaturen und extremen Wetterbedingungen aufzustellen", so Inger Andersen, die Leiterin des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) bei der Vorstellung des Berichts.

UN-Generalsekretär António Guterres forderte bei der Vorstellung "einschneidende" Maßnahmen. Die Staats- und Regierungschefs müssten ihre "Anstrengungen auf drastische Weise verdoppeln", sagte er mit Blick auf die Klimakonferenz COP28 in Dubai im Dezember. "Wir sind von der Straße abgekommen."

CO2-Ausstoß muss bis 2030 um 42 Prozent sinken

Zur Erderwärmung führt vor allem die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas. Um 1850 lag die CO2 Konzentration in der Atmosphäre noch bei 288 ppm (parts per million) und durch die Industrialisierung ist sie inzwischen auf 422 ppm gestiegen. Dadurch hat sich die globale Durchschnittstemperatur bereits um 1,2 Grad Celsius erhöht. 2023 wurde sogar das bisher heißeste Jahr der Erde seit mehr als 150 Jahren gemessen.  

Um die Klimaziele noch einzuhalten, muss laut der UN-Studie der Ausstoß des Klimagases CO2 sowie von Methan und Lachgas nun "um 42 Prozent vermindert werde, um auf den richtigen Weg in Richtung 1,5 Grad zu kommen. Es liegt eine ziemlich große Aufgabe vor uns“, so die Leitautorin des Reports, Klimaökonomin Anne Olhoff gegenüber der DW.

Zu wenig Klima-Anstrengungen würden Regionen unbewohnbar machen

Bisher sind die Staaten jedoch nicht auf diesem Pfad. Wenn die Länder so weitermachten und ihre aktuelle Politik beibehielten, führe das in „eine andere Welt als die, in der wir heute leben".

Halten die Staaten ihre bei den UN bisher zugesagten nationalen Emissionsminderungen ein, würde das laut Report die Welt auf eine durchschnittliche Erwärmung von 2,9 Grad zu bewegen. Werden zusätzlich alle weiteren angestrebten Reduktionsziele der Staaten eingehalten, rechnen die Wissenschaftler mit 2,5 Grad Erwärmung.

Doch all diese Zusagen, Absichten und Pläne reichten bei weitem nicht, um katastrophale Entwicklungen zu vermeiden. "Wir sehen Dürren, wir sehen Waldbrände und wir sehen, dass Menschen leiden, sterben und von vielen Orten vertrieben werden," sagt Olhoff mit Bezug auf die schon heute spürbaren Veränderungen. "Das alles wird noch viel, viel schlimmer werden, das wissen wir mit Sicherheit". 

Sie betont, dass die Temperaturen in bestimmten Regionen dabei auch mehr als doppelt so hoch werden könnten als der globale Durchschnitt.

"Wenn es in bestimmten Teilen Afrikas um 6 oder 7 Grad wärmer ist, könnte es tatsächlich unmöglich sein, dort zu leben. Es kann Lebensgrundlagen zerstören". betont Ohlhoff die Dringlichkeit, die Emissionen jetzt drastisch zu senken um Schlimmeres zu verhindern. "Es geht wirklich um 'Jetzt oder nie', um die 1,5-Grad-Marke aufrechtzuerhalten."

Emissionen schnell reduzieren, Transformation zu Erneuerbaren beschleunigen

Der Bericht zeigt: Würde alles Erdöl aus den derzeit bestehenden und geplanten Ölfeldern gefördert und verbrannt, könnte die 1,5 Grad-Grenze nicht mehr gehalten werden. Werden zusätzlich aus sämtliche Gas- und Kohlevorkommen wie beabsichtigt gefördert und verbrannt, würde damit auch die Einhaltung der zwei Grad-Grenze unrealistisch.

Als positiv bewertet der UN-Report, dass als Ersatz für fossile bereits viele erneuerbare Energien zur Verfügung stehen. "Wir verfügen über viele bewährte Technologien. Sie sind kostengünstig und mit fossilen Brennstoffen konkurrenzfähig. Sie müssen lediglich in einem beispiellosen Tempo und Umfang eingesetzt werden", so Leitautorin Olhoff. Laut Report bietet "saubere Energie erhebliche Chancen für Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen. Dies kann neue Einnahmemöglichkeiten für die Industrie und neue Arbeitsplätze schaffen".

Darum sei es umso wichtiger sicherzustellen, dass die Länder die entsprechende Unterstützung erhielten, "um den grünen Wandel zu beschleunigen und die Kapitalkosten zu senken", erklärt die Ökonomin.

Klimaziel braucht CO2-Enfernung aus der Atmosphäre 

Für die Einhaltung des 1,5 Grad Ziels braucht die Welt neben der Energiewende zusätzliche  Methoden zur Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre.

Derzeit werden laut dem UN-Bericht durch Wiederaufforstung und Waldbewirtschaftung pro Jahr rund zwei Milliarden Tonnen CO2 aus der Atmosphäre entzogen.

Bis 2050 müsste dreimal mehr CO2 aufgefangen werden, um weltweit klimaneutral zu werden.

Der Report empfiehlt dafür den Ausbau innovativer Entnahmemethoden, etwa die Entnahme von CO2 aus der Luft mit anschließender Speicherung in Gesteinen.

Auch könnte beispielsweise aus Biomasse wie Holz-und Landwirtschaftsabfällen beständige Biokohle erzeugt werden. Diese bindet CO2 und könnte in der Landwirtschaft in die Böden eingebracht werden, was gleichzeitig die Fruchtbarkeit erhöht und durch Wasserspeicherung Dürren mindern helfen könnte.

Die Autoren sehen in den verschiedenen innovativen Verfahren zusätzliche CO2-Entnahmekapazitäten von vier Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr bis 2050.

Zugleich warnt der Bericht aber auch vor zu hohen Erwartungen an neue Technologien.

Bei der Wiederaufforstung gebe es eine Konkurrenz um Landflächen mit der Landwirtschaft. Und die Technologien für die CO2 Entnahme aus der Luft müssten noch deutlich weiter entwickelt werden, um ausreichend wirksam zu sein.  

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Gero Rueter Redakteur in der Umweltredaktion