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UN: Frauen in nordkoreanischer Haft gefoltert

28. Juli 2020

Weibliche Gefangene würden eingepfercht in schmutzigen Zellen geschlagen und sexuell misshandelt, heißt es in einem Bericht der Vereinten Nationen über Nordkorea. Eine Gruppe von Frauen steht hier im Fokus.

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Südkorea Incheon Airport Überläuferinnen aus Nordkorea
Frauen aus Nordkorea treffen am Flughafen im südkoreanischen Incheon ein (Symbolbild)Bild: picture-alliance/NurPhoto/Seung-il Ryu

Weibliche Gefangene in Nordkorea werden nach einem Bericht des UN-Büros für Menschenrechte (OHCHR) misshandelt und gefoltert. Einige Häftlinge seien an Unterernährung gestorben, bei anderen seien Fehlgeburten herbeigeführt worden.

Das OHCHR beruft sich bei seinen Vorwürfen auf Gespräche mit mehr als 100 Frauen, die ins Ausland fliehen konnten. Diese hätten berichtet, sie seien in überfüllten und schmutzigen Zellen eingepfercht gewesen. Bei harter Zwangsarbeit hätten sie Schläge erdulden müssen. Einige Frauen seien von Wachen sexuell missbraucht worden, andere hätten sich erniedrigenden Leibesvisitationen unterziehen müssen.

"Recht auf Wiedergutmachung"

Die Ex-Häftlinge waren über die Grenze nach China geflüchtet und zwangsweise nach Nordkorea zurückgebracht worden, wo sie zwischen 2009 und 2019 in verschiedenen Gefängnissen saßen. Später gelang es ihnen, aus dem abgeriegelten Land zu entkommen. "Diese Frauen haben ein Recht auf Gerechtigkeit, Wahrheit und Wiedergutmachung", sagte UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet.

Nordkoreas Behörden gaben an, zwischen 2005 und 2016 seien insgesamt 6473 Frauen nach unerlaubten Auslandsaufenthalten zurückgekehrt. Die Mehrheit habe Nordkorea eine Zeit lang verlassen, um Geld zu verdienen, und sei hierfür nicht bestraft worden.

Nordkorea Pjöngjang Parlamentsgebäude
Das Parlamentsgebäude in Pjöngjang (Archivbild)Bild: picture-alliance/AP/Cha Song Ho

In dem Bericht der Vereinten Nationen heißt es hingegen, wer nur kurz in China war, müsse mit einem Jahr Haft büßen. Wer länger fort war, nach Südkorea gelangte oder Kontakt zu kirchlichen Stellen hatte, werde deutlich härter bestraft. Immer wieder reisten Nordkoreanerinnen trotz eines Verbotes über offene Grenzabschnitte nach China, um dort zu arbeiten oder dauerhaft zu fliehen. Viele von ihnen gerieten dabei an Menschenschmuggler, die sie erst ausnutzten und dann nach Nordkorea zurückbrächten.

Der Bericht konzentriert sich ganz auf die Gruppe der Frauen, die ins Ausland gegangen waren, also nicht auf Häftlinge in politischen Gefängnissen, wo nach Überzeugung westlicher Experten ebenfalls Menschenrechtsverletzungen stattfinden. Das UN-Menschenrechtsbüro rief die nordkoreanischen Behörden auf, für die Einhaltung internationaler Normen in Haftanstalten zu sorgen. Ebenso dürften andere Staaten wegen der Zustände in Nordkorea niemanden dorthin abschieben.

jj/uh (dpa, afp, ap)